Kapitalnie, wie die Polen sagen Steffen Möllers Expedition zu den Polen

Frank Piontek
 Foto: red

Haben Sie, lieber männlicher Leser, schon mal versucht, den bekannten polnischen Namen „Grzegorz Brzeczyszczykiewicz“ fehlerfrei über die Lippen zu bringen? Oder zu einer polnischen Frau (natürlich auf polnisch) „Super Schuhe!“ gesagt? Nein? Dann werden Sie vermutlich nie eine polnische Frau erobern.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Sie hätten allerdings gute Chancen, wenn Sie einen Crashkurs bei Steffen Möller besuchen würden. Möller („Viva Polonia“) ist inzwischen DER deutschpolnische Verbindungsmann; er erledigt in zweieinhalb – außerordentlich witzigen, immer wieder Lachsalven provozierenden – Stunden mehr an Nachbarschaftsarbeit als sämtliche Goetheinstitute an der Weichsel.

„Expedition zu den Polen – eine Reise mit dem Berlin-Warszawa-Express“: die Sache scheint notwendig zu sein, denn, wie der Emigration Consultant sagt: „Tausende deutscher Polen-Auswanderer warten schon sehnsüchtig auf die große Emigrations-Beratung vom Gründungsdirektor des Wuppertaler Instituts für Zukunftsforschung (WifZf). Polen hat sich zum drittbeliebtesten Auswanderungsland der Deutschen gemausert. Mehr als 12.000 Bundesbürger drängen alljährlich über die Oder. Hinzu kommen mehrere Hunderttausend deutsche Ehemänner von polnischen Frauen, die an Weihnachten und Ostern zur Schwiegermutter nach Lublin oder Opole fahren müssen. Alle diese Menschen wollen wissen: Wie ticken die Polen? Welche Kulturschocks erwarten mich? Was sind die wichtigsten polnischen Wörter?“ Und genau dies erfährt man: zur Freude der anwesenden Polen, der polnischen und deutschen Ehegatten und der Deutschen (von denen tatsächlich 70 Prozent noch niemals im nahen Polen waren).

Vom Hölzchen aufs Stöckchen

Möller geht vom Hölzchen aufs Stöckchen – und bleibt doch immer beim Thema. Man lernt an diesem Abend nicht wenig über Sprache und sogenannte Sitten, man beherrscht danach den polnischen small talk, lernt die polnische Mentalität kennen: Realismus, gepaart mit einer Prise Depression („Trudno“ - „Schwierig“ - das ist ein Lieblingswort der Polen), man erfährt, dass Vornamen keine, aber Kosenamen eine wichtige Rolle spielen – und man bekommt die 3 Tricks des perfekten Anbaggerns verraten. Am Ende weiß man, wie man Polonaise tanzt (jetzt wissen es auch die fünf „freiwilligen“ Bühnenkandidaten), man ist in das Geheimnis des zungenbrecherischen „ł“ eingeweiht worden und kann, wenn man aufgepasst hat, einen extrem witzigen Bigos-Rap hiphoppen (die ganze polnische Küche in 5 Minuten). Und einen polnischen Ehegatten – und eine Schwiegermutter, die einem nicht nur die Reste gibt – hat man dann auch.

„No i co?“ Auch das ist so eine polnische, leicht aggressiv ausgesprochene Formel. „Na und was?“ Möller hat eine Show hingelegt, die man neudeutsch als „total genial“ bezeichnen müsste. Der Mann, der in das Jackett eines rhetorisch hochbegabten Trainers geschlüpft ist, schafft an diesem Abend beides: die Figur des Trainers ironisch zu spiegeln und uns – mit schnellem Witz – von einigen Vorurteilen zu kurieren. Kapitalnie, wie nicht nur Grzegorz Brz?czyszczykiewicz gesagt hätte.

Foto: Beißwenger