Starkoch wettert gegen Zombie-Schausteller

 Foto: red

Die Kirchweih im beschaulichen Luftkurort Wirsberg ist eine der eher kleineren Veranstaltungen dieser Art in Oberfranken. Dennoch gerne besucht und bei den Bürgern geliebt. In diesem Jahr kam es jedoch zu einem erneuten Vorfall mit dem dort ansässigen Starkoch Alexander Herrmann. Die Schausteller seien in einem Video verunglimpft worden und brachen daraufhin ihre Zelte ab.

 
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Dass Kirchweihfeste auf dem Land heute weniger Zulauf haben, als vor 40 Jahren, das ist klar und hat vielseitige Gründe. Sternekoch Alexander Herrmann, der gerne mal Selfievideos ins Netz stellt, traf mit seinem neuesten Clip am Sonntag aber offenbar das Herz der Wirsberger Kirchweih. Nämlich Schaustellerfamilie Schramm und Kollegen.

Humor ohne Grenzen?

Sie fühlten sich allesamt "diskriminiert und verschaukelt", sagte Juniorchefin Jessica Schramm (29) auf Nachfrage. "Mein Mann sah rot und dann haben wir abgebaut". Worum es genau ging? Familie Schramm fühlt sich öffentlich "beleidigt und gedemütigt". Sie seien öffentlich vorgeführt worden.  Hat Herrmann den Bogen überspannt oder war sein Video ein gefundenes Fressen für den frustrierten Schausteller? Die Meinungen dazu gehen auseinander. Im Internet wird heiß darüber diskutiert. Denn schon vor dem Herrmann-Video sei das Fest mehr als schleppend gelaufen.

"Wir haben nicht die neuesten Geräte und Geschäfte. Klar würden wir uns gerne 'Besitzer neuster Fahrgeschäfte' nennen, doch die Mittel sind begrenzt", sagt Jessica Schramm. Es könne nicht jeder so reich wie Alexander Herrmann sein. "Dieser Betrieb ist unser Lebenswerk". Am meisten schmerze der Vergleich mit den Zombies und dass jeder den Namen im Video sehen konnte. "Wir wollten mit Alexander Herrmann sprechen, wurden aber abgewiesen", so Schramm.

Bürgermeister griff ein

Das ursprüngliche Video wurde bereits bei Facebook entfernt und ein neues in abgeschwächter Version hochgeladen. "Nachdem sich Bürgermeister Hermann Anselstetter eingeschaltet hat", erzählt Schramm weiter. Und das nicht zum ersten Mal. Wie Alexander Herrmann selbst in seinem Video erwähnt, wurde er schon einmal wegen einem ähnlichen Vorfall vom Bürgermeister ermahnt und zur Entfernung des Clips aufgefordert. Bürgermeister Anselstetter bestätigte am Abend gegenüber unserer Redaktion, dass das Video entfernt wurde. Weiter wolle er sich aber nicht dazu äußern.

"Humor muss Freiraum haben", rechtfertigt Herrmann seine neuerliche Internetattacke. Von Einsicht keine Spur und er geht sogar noch weiter: "Habe ich jemanden tief in Seele oder Herz getroffen, der kann sich sicher sein: Das ist mir Wurst". Dass Schaustellerchef Steven Schramm (24) tief getroffen ist, zeigte seine Reaktion. "Wir kommen nicht mehr nach Wirsberg", schimpfte er am Sonntag. Ob das nur eine Laune ist, fragten wir seine Frau. "Nein, das meint er jetzt ernst". Und auch am Kirchweihmontag bleiben alle Stände und Fahrgeschäfte geschlossen.

Alles nur Satire

Oliver Wirtz, Manager von Alexander Herrmann, äußerte sich am Abend beim Kurier und versuchte die Wogen zu glätten. Demnach würde es Herrmann fern liegen, andere Menschen persönlich zu verletzen oder zu beleidigen. "Das sind die Karrussels meiner Kindheit", so Herrmann wörtlich. Als Serienfanatiker habe er folgenschnell reagiert und schon beim Videodreh bemerkt, "das ging vielleicht zu weit".

Am Sonntagabend tauchten dann in einer Facebookgruppe auch ein par Zeilen auf, die zwar nicht von Alexander Herrmann stammten, aber scheinbar dennoch in seinem Sinne stehen."Das hat wohl ein Hotelmitarbeiter verfasst", sagte Manager Wirtz. Doch sinngemäß spiegele es die Meinung des Sternekochs:

Es liegt und lag mir fern jemanden zu beleidigen. Ich betonte in meinen Film das es sich um eine humorvole Sichtweise geht und ginge! Sollte mir das nicht gelungen sein bitte ich um Nachsicht und entschuldige mich selbstverständlich! Der Vergleich eines Schausteller mit der Optik eines Zombies war ausschließlich der Dramaturgie geschuldet und sollte keinen persönlichen Bezug herstellen und keinen Falls betroffen gefühlte Personen beleidigen! Versteh auch nicht wie man überhaupt darauf kommt! Na gut, mein Fehler...ENTSCHULDIGEN SIE LIEBE SCHAUSTELLER! War NICHT SO GEMEINT und natürlich dumm von mir!

Aber, das der Schausteller abbaut liegt nicht in meiner Verantwortung! Das ist sein mangelndes Verantwortungsgefühl gegenüber seinen Gästen! Niemand setzt sich auf das Karussell wegen meiner Person sondern genau wegen ihm und seinem Angebot! Er trägt die Verantwortung gegenüber den Freikarten die auch mit seinem Wissen und Einverständnis ausgeteilt wurden! Die Kinder von denen berichtet wurde die jetzt nicht auf dem Karussell sitzen usw haben kein Facebook & co! Er (!) entzieht sich seiner Pflicht!!! Beschweren kann er sich bei mir, aber meine Person jetzt so vorzuschieben...nicht OK! Der Hinweis wir würden die Schausteller nicht willkommen heissen weisse ich auf das Entschiedenste zurück! Wir haben uns immer freundlich und zuvorkommend bei den Schaustellern verhalten und diese unterstützt! Würde ich jedesmal aufhören weiter zu kochen wenn ich mich von irgendjemanden beleidigt fühle...ihr wisst was ich meine!

Fakt ist: das Wetter ist eine Kerwa-Katastrophe und ein grosser Besucherandrang ist leider (wie in den letzten Jahren!) nicht zu erwarten als Schausteller wäre ich auch frustriert und vielleicht ergreift irgendjemand die Idee einen humorvollen Post so aufzubauschen das er die perfekt Ausrede und Entschuldigung ist, das eigene Leid zu verkürzen!

"Die Welt liebt den Verrat, aber sie hasst den Verräter!"
Ich bin heute wohl zum Verräter geworden!

Mit ganz herzlichen Grüssen noch einen tollen Sonntag und sorry für meinem schlechten Humor

(gez.ein anonymer Mitarbeiter von Posthotel Hermann, im Namen von Alexander Herrmann)

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