Starke kommt nach Speinshart

Von Michael Grüner
Michael Starke leitet seit 20 Jahren den Chor Lingua Musica: Foto: Archiv/red Foto: red

In die Wiege gelegt wurde ihm die Neigung zur Musik nicht, sagt Michael Starke. Sein Vater spielte zwar Geige, lebte aber ansonsten lieber den Sport. Was treibt den Pegnitzer so unermüdlich an, seit rund zwei Jahrzehnten ohne Rast und Ruh‘ einen Chor zu leiten? Ein Ensemble, das er von Anfang an geformt hat und mit neuen, ungewöhnlichen Projekten immer wieder fordert – auch mit Eigenkompositionen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Der Job des Chorleiters bei Lingua Musica ist unbezahlt. Deshalb verdient Michael Starke die Brötchen für sich und seine kleine Familie in einem soliden Beruf beim Staat. Er ist seit 15 Jahren Musik- und Religionslehrer an der Johann-Kepler-Realschule in Bayreuth. Er studierte an der Uni in Bayreuth. Künstlerisches Lehramt heißt der Studiengang offiziell. Zwei Semester verbrachte er auch an der Hochschule für Musik in München.

Musik ist seine Berufung

Musiklehrer ist der 47-Jährige von Beruf, die Musik aber seine Berufung. Er komponiert selbst Stücke, meist klassisch der Gegenwart, spielt Klavier und leitet einen Chor, der in der frühen Gesangsgruppe Gospeltrain unter dem Dach der evangelischen Kirchengemeinde seine Wurzeln hat. In Bamberg promoviert der gebürtige Pegnitzer „nebenbei“ noch im Hauptfach Musikpädagogik und widmet sich dabei vor allem der Vermittlung neuer Musik. Aber darüber brütet Starke schon eine Weile. „Vor Jahren habe ich schon damit angefangen“, gibt er ganz offen zu. Das sei ein langer Weg gewesen. „Es lichtet sich jetzt. Ich werde vielleicht noch zwei Jahre brauchen.“

Die Doktorarbeit läuft so nebenbei

Gut, die Doktorarbeit läuft eher so nebenbei. In den Ferien mit mehr Aufwand, außerhalb mit weniger. Schließlich will die 16 Monate alte Tochter ja auch die Aufmerksamkeit ihres Vaters. Wenngleich Michael Starke Bamberg nicht missen möchte. Er könnte sich durchaus vorstellen, nicht nur Musik an der Realschule zu unterrichten, sondern in diesem Bereich auch an der Uni zu arbeiten. Aber das ist noch Vision.

„Als Kind habe ich viel und gern gesungen“, sagt Michael Starke über sich selbst. Und die Plattensammlung seiner Patentante mit klassischer Musik weckte sein Interesse. Das war so gegen Ende der Grundschulzeit und in den ersten Jahren des Gymnasium, erinnert er sich zurück. Und er hat einst bei Fritz Pastyrik Geige gespielt.

Eigenkompositionen

Das eigentlich Handwerkliche für die Musik nahm Starke beim Studium mit. Bei Eigenkompositionen widmet er sich der neuen Musik, wie er sagt. Und diese müssen sich entwickeln. Nicht nur aus Ideen. „ Ausgangspunkt kann auch ein Klang oder ein Rhythmus sein, aus dem dann musikalische Strukturen entstehen.“ Die Noten bringt der gelernte Musiklehrer handschriftlich zu Papier. „Da ist man viel flexibler.“ 30 Stücke sind es bisher geworden, ein Großteil davon sei auch aufgeführt worden. Er hält sich ans Klassische, aber auf der „Höhe der Zeit“, wie er meint. Er will nicht einfach Stücke im Stile namhafter Klassiker schreiben. Starke widmet sich der Chormusik genauso wie der Orchester- oder der Kammermusik für Flöte, Klavier oder Streicher. Wichtig ist ihm der Kontakt zu anderen Leuten. Und hier kommt ihm der Tonkünstlerverband sehr recht, bei dem er sich als Zweiter Vorsitzender im Ortsverband Bayreuth einbringt.

Musikalischer Leiter

Öffentliche Auftritte hat Michael Starke vor allem in der Chorgemeinschaft mit Lingua Musica, seinem Ensemble, das er seit rund 20 Jahren als musikalischer Leiter geformt und gefordert zugleich hat.

Musikalische Sprache, bedeutet Lingua Musica übersetzt. Seine Wurzeln hat der Chor in der Ursprungsgruppe Gospeltrain, die vor allem Jugendgottesdienste in der evangelischen Kirchengemeinde gestaltet hat. „Mit acht Leuten haben wir damals im Hainbronner Gemeindehaus mit den Proben begonnen“, erinnert sich Starke an die Anfangszeit zurück. Ungefähr zwei Jahre nach der Gründung wurde Lingua Musica aus dem Gospelchor. Nicht zuletzt auch deshalb, um größere stilistische Vielfalt in den Chor zu bringen. Starke ist und war all die Jahre der Leiter des Chores, aktuell unterstützt von Erika Herzog in der Organisation.

Altersspanne von 20 bis 80 Jahren

Mit den Jahren wurde der einstige Jugendchor gediegener. Die Mitglieder waren 14 und älter, heute reicht die Altersspanne von 20 bis 80 Jahren, rund 30 Personen singen im Chor aktuell mit. Das Repertoire hat sich in all den Jahren geändert. Starke baut immer wieder anspruchsvolle Projekte ein, mit denen der Chor vor allen in letzter Zeit mehr und mehr auswärts zu hören ist. „Die Mitglieder ziehen mit“, sagt er. Gibt es bei manchen Vorhaben Vorbehalte, „dann gehen wir das Projekt gar nicht erst an. Wir diskutieren auf jeden Fall darüber.“

 Gastsänger überbrücken Engpässe

Den größten Einschnitt stellte nach Ansicht des Chorleiters im Jahr 2000 die Aufführung der „Carmina Burana“ dar. Inzwischen ist Lingua Musica sogar mit Orchesterbegleitung unterwegs. Können das Laien überhaupt noch mithalten? „Wer die Proben regelmäßig besucht, hat da eigentliche keine Probleme“, meint Starke. „Wir haben vielleicht zwei oder drei Mitglieder im Chor, die eine gesangliche Ausbildung haben“, sagt Starke. Viel wichtiger sei die eigene Motivation, meint er. „Wir sind ja kein Berufschor“. Starke wirbt um Verstärkung. Es sei zwar ein langer Prozess, aber jeder könne das schaffen.

Und Verstärkung könnte Lingua Musica durchaus gebrauchen. Im Tenorbereich oder bei den Bässen. „Bei weniger Stimmen ist es halt viel durchhörbarer, wenn jemand eine Zeile nicht mitsingt“, sagt Starke. Mit Gastsängern überbrückt Lingua Musica gelegentliche Engpässe bei Produktionen. Oder es springen Sänger aus der Kantorei ein. Schließlich sind beide Ensembles unter dem Dach der evangelischen Kirche zu Haus.

Gagen gibt es bei Lingua Musica nicht, sagt Michael Starke. Dennoch ist der Chor auf Sponsoren angewiesen, vor allem dann, wenn Orchester zu Konzerten dazukommen.

Bilder