Stadtrat: Bahn frei für ein neues Hotel

Von Thorsten Gütling
Ein geschotterter Parkplatz und daneben Wildnis. Damit soll bald Schluss sein. Schon in eineinhalb Jahren sollen an den Bahngleisen in der Bürgerreuther Straße ein Parkhaus und ein Hotel stehen. Und die Stadt will die Allee vom Festspielhaus bis kurz vor den Bahnhof verlängern. Foto: Nils Katzenstein Foto: red

Der Stadtrat hat gegen den Willen der Bayreuther Hoteliers entschieden. Zwischen Bahnhof und der Brücke über die Gleise soll ein neues, großes und günstiges Hotel entstehen. Auf der brachen Fläche also, die Stefan Specht von der CSU als Schandfleck bezeichnet und ein Leserbriefschreiber als „Oase der Nichtnutzung“. Dem Stadtrat geht es um mehr als nur um mehr Betten für Touristen.

 
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Den Namen des Investors will Stadtbaureferentin Urte Kelm mit Verweis auf den Datenschutz nicht nennen. Nach Informationen des „Nordbayerischen Kuriers“ handelt es sich um die französische Hotelkette Ibis, die in Bayreuth ein fünfstöckiges Haus mit 90 Zimmern der Zwei- und 90 Zimmern der Drei-Sterne-Kategorie plant. Ein Zimmer in dem Hotel, das ab Juli 2019 bezugsfertig sein soll, soll pro Nacht in etwa 40 bis 45 Euro kosten. Die alteingesessenen Bayreuther Hoteliers laufen Sturm gegen das Projekt (der Kurier berichtete). Sie seien schon jetzt über das Jahr verteilt nur zu 60 Prozent ausgelastet und fürchten, auf Portalen im Internet gegen einen großen Konkurrenten keine Chance zu haben. Noch dazu, wo gerade ein weiteres, günstiges Hotel mit 90 Betten im früheren C&A-Gebäude in der Richard-Wagner-Straße entsteht.

Verlässliche Zahlen gibt es nicht

Das Problem in diesem Streit: Verlässliche Zahlen darüber, wie viele Hotelzimmer in Bayreuth derzeit gebraucht werden, fehlen. Eine Bedarfsanalyse gibt es nicht. Wie sehr die Zahl der Übernachtungsgäste nach der Eröffnung des Weltkulturerbes Markgräfliches Opernhaus ansteigen wird, bleibt abzuwarten.

Warum sich die Stadträte gegen die Hoteliers durchsetzen und in Kauf nehmen, dass diese in Schwierigkeiten geraten? Weil der Hotelbau am Bahnhof der Stadt Möglichkeiten eröffnet, die lange unmöglich schienen. Erstens: Neben dem Hotel will der Investor, ein Bauunternehmer aus der Oberpfalz, auch ein Parkhaus mit 320 Stellplätzen bauen. Dort also, wo heute der wenig einladende, aber dringend benötigte und geschotterte Parkplatz ist. Dem haben die Stadträte bereits zugestimmt.

Eine Allee vom Festspielhaus bis zum Bahnhof

Zweitens: Anders als sein Vorgänger soll der aktuelle Eigentümer der Brachfläche bereit sein, einen Teil seines Grundstücks an die Stadt abzutreten. Dann könnte diese einen Plan umsetzen, den sie bereits seit Jahren verfolgt: Sie könnte einen ordentlichen Gehweg bauen und die Allee, die zum Festspielhaus führt, in Richtung Bahnhof verlängern und die Auffahrt zum Grünen Hügel damit deutlich aufwerten. Kosten lassen will sich die Stadt das fast 500.000 Euro. Ein Klacks, findet eine Mehrheit im Stadtrat, verglichen mit den gut 18 Millionen Euro, die der Investor in die Hand nehmen will – und die im Idealfall dem heimischen Handwerk zugutekommen. Zu viel Steuergeld für einen privaten Unternehmer, sagen die Grünen und stimmen dagegen. Das Pflanzen von Bäumen und den Ausbau des Gehwegs könnte man dem Investor genauso gut auferlegen.

Bangen um den Fernbushalt

Drittens lugen die Stadträte bei allem was rund um den Bahnhof passiert, mit einem Auge auch auf die Goethestraße. Für den prosperierenden Fernbusverkehr wird schon lange ein neuer Halteplatz rund um den Bahnhof gesucht. Die Bedingungen in der Goethestraße wurden zwar verbessert, werden von einigen Stadträten aber als nicht optimal bezeichnet. Ernst-Rüdiger Kettel (Bayreuther Gemeinschaft) sagt, der Hotelbau am Bahnhof könne verhindern, dass die Fernbushaltestelle an den Stadtrand oder gar nach Himmelkron abwandere. Das könne der Stadt schließlich empfindlich schaden. Stadtbaureferentin Urte Kelm versichert dagegen: „Die Betreiber sind einer Umfrage zufolge mit der Goethestraße sehr zufrieden.“ Langfristig könnte eine neue zentrale Haltestelle aber auf den benachbarten und nur noch wenig genutzten Betriebshof der Post umziehen, so Kelm.

Bis Februar kann der Eigentümer zurücktreten

Allerdings: Der neue Eigentümer des Geländes hat noch bis Februar Zeit, den Kauf rückgängig zu machen. Sabine Steininger (Grüne) vermutet daher, dass der Bayreuther Stadtrat schnell Nägel mit Köpfen machen will – und wünscht sich ein selbstbewussteres Auftreten des Gremiums. Die Stadt könne die Fläche auch „hochwertig“ entwickeln, „wenn uns nichts dazu einfällt, dann gelingt es vielleicht der nächsten Generation“.

Die Grünen stimmen dann auch gegen den Hotelbau. Helmut Zartner (Die Unabhängigen) und Dieter Schweingel (FDP) schließen sich an.

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