Stadthalle: Warum die Hütte brennt

Von Manfred Scherer
Die Bauarbeiten für die neue Stadthalle, das Forum am Hofgarten, liegen im Zeitplan. dagegen drängt die Zeit für die Erstellung eines Nutzungskonzepts. Foto: Waha Foto: red

Alles läuft gut bei der Stadthallensanierung. Keine Probleme bei Zeitplan und Kosten, sagte die städtische Baureferentin Urte Kelm bei einer Infoveranstaltung des Vereins der Förderer der Stadthalle. Doch es gibt auch eine unsichtbare Stadthallen-Baustelle: die des inhaltlichen Konzepts. Und da drängt die Zeit, sagen Kulturexperten: „Der Putz ist noch nicht drauf und schon brennt die Hütte.“

 
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Für die schnellstmögliche Schaffung eines Konzepts, wie die künftige, neue Stadthalle oder „Forum am Hofgarten“ mit echtem kulturellen Leben gefüllt werden könnte, sprach sich ein ausgewiesener Experte aus. Der Fördererverein unter Führung von Helmut Bayer hatte Christian Kreppel eingeladen. Er ist Kulturamtsleiter in Schweinfurt und Intendant des dortigen Theaters.

Zu der von Kurier-Kulturchef Michael Weiser moderierten Infoveranstaltung im Kunstmuseum kamen etwa 50 Interessierte, viele Kunstschaffende, aber auch vier Stadträte und der Ehemann von Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Sie hörten, wie Kreppel zunächst erklärte, dass er den umstrittenen neuen Namen „Forum am Hofgarten“ schön findet: „Ich kann damit wunderbar leben.“

Zeitplan steht zurzeit nicht infrage

Zuvor hatte Urte Kelm anhand von aktuellen Fotos den Stand der Bauarbeiten erläutert. Sie erklärte, man sei im Plan. Kelm ließ sich auch nicht von Moderator Weiser verunsichern, der fragte, was passiere, falls irgendwo Blindgänger von den Bombardements im Zweiten Weltkrieg auftauchten. Sie rechne nicht damit, sagte Kelm und schränkte ein: „Ich hoffe, es kommt nichts Unvorhergesehenes.“ Die Wiedereröffnung im Jahr 2020 steht zurzeit also nicht infrage. Das heißt: Es bleiben rund zwei Jahre Zeit für die unsichtbare Baustelle am inhaltlichen Konzept. Christian Kreppel bezeichnete drei bespielbare Säle, wie im künftigen „Forum“ vorgesehen, als eine „fantastische Chance“ für Bayreuth: „Ich appelliere dringend an die Stadtoberen, diese Chance zu ergreifen und für die Stadthalle eine kreative Führung einzusetzen.“ Dann könne das Forum zu einer eigenen „Kulturmarke“ werden. Er bekam starken Beifall.

Der Schweinfurter Intendant skizzierte dann, wie das in Schweinfurt gegangen sei: Dort sei die Stadtpolitik seit über 50 Jahren einig, dass in die Kultur investiert werden müsse. In Schweinfurt sei das, trotz hoher Gewerbesteuereinnahmen, dennoch kein Selbstläufer gewesen. Im Lauf der Jahre habe die Stadt es aber mithilfe kluger Planung geschafft, eine hohe Auslastung zu erreichen. Nach Schweinfurt kommen große Theaterensembles wie die Münchner Kammerspiele und das Berliner Ensemble. In Schweinfurt sind aber auch die lokalen Kulturschaffenden eingebunden: Big Bands, Blasorchester, Ballettschulen. Und es gibt viele Abos, zurzeit über 1000. Besonders stolz ist Kreppel auf „Rollatorvorstellungen“ für Senioren.

Gesucht: Hoffentlich ein Branchenkenner

Kreppel hält ähnliches für Bayreuth, trotz einer anderen finanziellen Situation, nicht für „aussichtslos“: Er empfehle keinen „Kulturmanager“ mit höchstmöglicher Social Media-Kompetenz, sondern einen Branchenkenner. Kreppels Resümee: „Bei einer Investition von 55 Millionen sind doch zwei Millionen Betriebskosten nicht viel. Sie lassen sich bei kluger Planung einspielen.“

Den Intendanten oder die Intendantin, die das schaffen, müsse man aber schnell finden: „Wenn sie erst 2019 jemanden einstellen, läuft das nicht.“ Und die zu findende Person müsse ein Konzept vorfinden. Dieses Konzept könnte im ersten Quartal 2018 vorliegen, berichtete Kulturamtsleiterin Gabriele Röhler, es sei in Arbeit.

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