Stadthalle: Freude mit Beigeschmack

Von Andrea Pauly
Archivfoto: Andreas Harbach Foto: red

Mindestens 18 Millionen Euro schießt der Freistaat Bayern zur Sanierung der Stadthalle hinzu. Natürlich freuen sich die Stadträte darüber, dass dieses ambitionierte, aber auch teure Projekt Unterstützung aus München bekommt. Sie haben allen Grund dazu. Aber ausschlaggebend für diese positive Entscheidung war eine der schlechtesten Nachrichten, die Bayreuth in den vergangenen Jahrzehnten verkraften musste.

 
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Wer behauptet, der großzügige Zuschuss sei nur der guten Zusammenarbeit und der Hartnäckigkeit der Befürworter zu verdanken, lässt einen unerfreulichen Aspekt außen vor: Der wichtigste Grund für die Zusage von Finanzminister Markus Söder ist der Wegfall von 950 Stellen bei der BAT. „Natürlich“ sei es darum gegangen, die Stadt nach dieser Schwächung zu unterstützen, hat Söder dem Kurier bestätigt. Dass eine Katastrophe für die Stadt zugleich ausschlaggebend für eine gute Nachricht ist, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

Änderung eigens für Bayreuth

Auch die Befürworter haben das Projekt Stadthallensanierung vorangetrieben. Sie haben Mehrheiten im Stadtrat geschaffen, die nächsten Instanzen wie Bezirkstag und Regierung von der Bedeutung der Stadthalle überzeugt, in München immer und immer wieder nachgehakt und um weitere Zuschüsse gekämpft. Davon profitieren jetzt auch andere. Denn der Finanzminister hat das Förderprogramm zwar eigens für Bayreuth geändert – eine ungewöhnliche Maßnahme. Aber durch die neuen Regeln wird auch Geld in Kulturprojekte der anderen bayerischen Regierungssitze fließen. Denn das Programm, aus
dem die Millionen für die Stadthallensanierung fließen werden, soll die Kultur in den Bezirkshauptstädten fördern.

Kultur kann Verlust nicht ausgleichen

Dass die Wagner-Stadt eine Kultur-Stadt ist, steht außer Frage. Aber so wichtig und bedeutsam die Kultur in Bayreuth auch ist: Eine glanzvolle Stadthalle, tolle Konzerte und Theaterstücke, gut besuchte Kongresse – all das wird niemals den Verlust ausgleichen können, der durch die Schließung der Zigarettenproduktion entsteht. Die Arbeitsplätze, die Kaufkraft, die Gewerbesteuern: Sie werden in Bayreuth dennoch fehlen.

Ein bitterer Beigeschmack

Und so bleibt bei allem Jubel über die vielen Millionen aus München ein bitterer Beigeschmack. Denn für viele Bayreuther ist eine sanierte Stadthalle kein Trost.