Die Arbeiten vor der eigentlichen Arbeit: In der Stadthalle wird erst in etwa drei Monaten wirklich gebaut Stadthalle: Frage nach dem Urheberrecht

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Der Putz ist ab. An mehreren Stellen des ersten Ranges in der Stadthalle wurde die Brüstung untersucht. Das Ergebnis: Brandschutz wäre nicht gewährleistet. Foto: Eric Waha Foto: red

Wenn die Stadthalle, möglicherweise schon nach der Versteigerung des Inventars am Wochenende, wirklich leer ist, wenn alle Exponate verkauft sind, die noch darin stehen, wird noch lange nicht gebaut. Voruntersuchungen laufen weiter.  Drei Monate werden noch vergehen, bis die Baustelle eingerichtet ist. Vorher geht um Formalien, die noch auf den Weg zu bringen sind. Und ums Urheberrecht.

 
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"Wir haben noch vier richtig große Knöpfe anzunähen", sagt Stefan Bouillon, der Leiter des Hochbauamts der Stadt. "Der erste ist der Bauauftrag, den der Stadtrat noch erteilen muss. Das nächste ist die Fördergenehmigung. Wir brauchen die Zusage der Fördergeber, dass wir förderunschädlich beginnen können. Die liegt inzwischen vor von der der Oberfrankenstiftung und der Städtebauförderung. Wir warten noch auf die Zusage des Freistaats, die der größte Anteil wäre." Ein auch nicht ganz unwichtiger Baustein, der ganz zum Schluss kommt: "Die eigentliche Baugenehmigung." Die braucht die Stadt auf ihrer eigenen Baustelle auch.

Reissinger-Enkelin meldet Ansprüche an

Und, wie Bouillon auf Nachfrage sagt, betrifft der Knopf Nummer vier das Urheberrecht. Denn Architektur gilt als Form von Kunst. Eine Enkelin des Architekten Hans C. Reissinger, der die Stadthalle gestaltet hat, habe Ansprüche angemeldet. Entsprechende Informationen des Kuriers hat auch der Stadtbaureferent Hans-Dieter Striedl bestätigt: "Ja, wir stehen in Gesprächen mit den Nachkommen Reissingers." Auswirkungen auf den Baufortschritt hätten diese Gespräche aber nicht. "Es gibt keine Veränderungssperre, keinen Planungsstopp und auch keinen Baustopp." Striedl sagt, er erwarte durch die Gespräche "keinen Einfluss auf die Arbeiten und auch nicht auf die Gestaltung. Bislang jedenfalls nicht". Wie in vielen anderen Fällen auch, gehe es um die Frage, "was erhalten werden kann und was erhalten werden muss".

Stadt muss rechtlich prüfen

"Das ist eine Sache, die die Stadt rechtlich zu prüfen hat", sagt Dorothee Ott, die Pressesprecherin des Landesdenkmalamts. "Erst wenn sich das Konzept oder die Planung ändern würde, müsste die Stadt Rücksprache mit dem Denkmalamt nehmen." Es gebe, sagt Dorothee Ott, "immer wieder einmal" Diskussionen ums Urheberrecht. "Gerade bei Nachkriegsarchitektur ist das Thema virulent, weil da in der Regel die Frist ja noch nicht abgelaufen ist." Eine Frist, mit der das Urheberrecht des Architekten geschützt wird. Und die läuft erst 70 Jahre nach dem Tod des Architekten ab.

Problem Urheberrecht: "Schon länger bekannt"

Das Urheberrecht auf die Gestaltung der Stadthalle sei "ein Problem, schon das länger bekannt ist", sagt Marion Resch-Heckel, Leiterin der Abteilung Planung und Bau der Regierung von Oberfranken. Daher sei in der Ausschreibung des Architektenwettbewerbs für die Neugestaltung der Stadthalle  auch eine der Forderungen gewesen, "den Innenraum des Großen Hauses weitgehend zu erhalten. Davon hat man sich aber verabschiedet". Für die Regierung sei wichtig, "dass die Angelegenheit einvernehmlich geklärt wird, so steht es auch in unserem ersten Förderbescheid", sagt Resch-Heckel. "Mit dem Landesdenkmalamt ist das ja bereits gelungen."   

Brandschutz und Sicherheit nicht gewährleistet

Das Landesdenkmalamt hatte, wie Bouillon sagt, die Ausstattung des Großen Hauses, die erst vor wenigen Jahren in die Denkmalliste eingetragen worden war, "als grundsätzlich erhaltenswert eingestuft, wobei man die geplanten Veränderungen mittragen wird". Vom Großen Haus wird kaum etwas so bleiben, wie es ist. Die Pläne der Architekten Knerer und Lang zeigen das Haus ganz anders als es jetzt ist. Nicht nur aus akustischen Gründen. Sondern auch aus Sicherheitsaspekten heraus muss vieles geändert werden. Bouillon sagt: "Das Große Haus hätte eigentlich schon 1965 aus Brandschutzgesichtspunkten so gar nicht gebaut werden dürfen." Die hölzerne Verkleidung, die aufgebaut ist wie der Resonanzkörper einer Gitarre: "aufgeschraubt auf eine Gasbetonwand, Hohlräume dahinter, keinerlei Brandschutzabschnitte. Die Fluchtwegsituation funktioniert nicht richtig", sagt Bouillon.

Balkone im Großen Haus: Putzschicht ist zu dünn

An den Balkonen mit dem vergoldeten Putz mit den aufgesetzten Stuckleisten habe man erst jetzt, seit das Haus nicht mehr bespielt wird, "einmal daran picken und die Stärke der Überdeckung des Betons und der Armierung prüfen können. Auch die hält den geltenden Brandschutzbestimmungen in keiner Weise stand". Natürlich, sagt der Leiter des Hochbauamts, könnte man versuchen, die Schicht abzunehmen und wieder einzubauen an dem einzelnen Rang, den das Große Haus nach der Sanierung haben wird. "Aber ist das dann noch ein Reissinger?"

Baubeginn in drei Monaten

Bouillon sagt, wenn alle Formalien geregelt sind, die der Stadtrat verabschieden muss, könne die Stadt die Arbeiten ausschreiben, mit der Einrichtung der Baustelle beginnen und dann in etwa drei Monaten auch mit dem Bau starten. Das Ziel heißt immer noch Ende 2019. Dann soll die Stadthalle fertig sein. 

Hier finden Sie einen Artikel über die Zuschusszusage des Freistaats und viele Links

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