Stadthalle: Alles halb so wild?

Von
Eine Überprüfung hat ergeben: es ist nicht genug Putz auf den Balkonen der Stadthalle, der Brandschutz wäre nicht gewährleistet. Foto: Eric Waha Foto: red

Da haben sie ganz offensichtlich ganz schön was verpennt. Oder etwas nicht so ernst genommen, wie man es eigentlich nehmen müsste. Ein Thema, bei dem es sehr stark auf die Zwischentöne ankommt: Nachkommen des Architekten Hans C. Reissinger machen auf das Urheberrecht aufmerksam. Weil ja schließlich verschwinden soll, was Reissinger in der Stadthalle gebaut hat.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Das Große Haus speziell wird nach der Sanierung nicht mehr so aussehen wie jetzt. Keine goldenen Balkone mehr, kein Resonanzkörper aus Holz, der einem Gitarrenkorpus ähnelt.

Der Stadtbaureferent Hans-Dieter Striedl sagt, dass Nachkommen Reissingers Urheberrechtsansprüche geltend gemacht haben, habe keinen Einfluss auf Planung und Bau. Er sagt aber auch: „Bislang nicht.“ Eine gerichtliche Auseinandersetzung, die im Bereich des Möglichen ist, wenn die Gespräche mit den Erben nicht einvernehmlich enden, wäre ein Problem für die Stadt. Und zwar ein massives. Dann wäre der Zeitplan endgültig für die Tonne. Der ist ohnehin schon durch den Bürgerentscheid gewaltig ins Wanken geraten. Und die Stadtverwaltung hätte ein Problem, das für sie schlicht nicht neu sein kann: Bereits in der Auslobung des Architektenwettbewerbs für die Sanierung der Stadthalle hatte die Regierung genau darauf hingewiesen. Offensichtlich ohne Folgen – ohne Gespräche mit den Reissinger-Nachkommen.

Charme und Zwischentöne

Bei allem Charme, den die alte Stadthalle hat, bei aller Eleganz der 60er-Jahre-Architektur – auch hier kommt es auf die Zwischentöne an. Mit Hans Reissinger hat sie ein Mann gebaut, der in der Zeit des Nationalsozialismus die Ludwig-Siebert-Festhalle gebaut hat, den Vorläuferbau der Stadthalle. Der – wenn er auch beteuert hat, der NSDAP „völlig fernstehend“ gewesen zu sein – als Parteimitglied agiert und in Bayreuth Nazi-Pomp geplant und gebaut hat. Es hinterlässt einen schalen Nachgeschmack, wenn die Erben jetzt aufs Urheberrecht pochen.

Warten ist die schlechtere Alternative

Die Chancen der Stadt stehen, sagen zumindest die Fachleute, nicht schlecht, unbeschadet aus der Nummer heraus zu kommen. Zeitlich und finanziell. Dann wäre die ganze Sache tatsächlich halb so wild. Doch es wäre alles nicht nötig gewesen, wenn die Stadt – wie so oft in den vergangenen Jahren – aktiv gehandelt hätte. Statt zu warten und zu hoffen, dass nicht passiert, was nicht passieren darf.

eric.waha@nordbayerischer-kurier.de

Autor

Bilder