Manfred Miosga über eine Ansiedlung des Möbelriesen in Bayreuth XXXLutz: Stadtplaner warnt vor "gigantischer Konsumwelt"

„XXXLutz würde erheblich Kaufkraft binden“, sagt der Stadtgeograf Manfred Miosga. Foto: Wittek Foto: red

Die Stadt Bayreuth bekundet „prinzipielle Gesprächsbereitschaft“ über eine Ansiedlung von XXXLutz. Manfred Miosga, Professor für Stadt- und Regionalentwicklung an der Universität Bayreuth, hält davon wenig.

 
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Kommt das Stopp für XXXLutz in Himmelkron überraschend?
Manfred Miosga: Nicht wirklich. Das Projekt hat von Anfang an den Vorgaben der Landesplanung widersprochen. Das Landesentwicklungsprogramm sieht vor, dass großflächige Einzelhandelsbetriebe wie XXXLutz nur an den sogenannten zentralen Orten höhere Hierachiestufen, also Mittel- oder Oberzentren einzurichten sind. Himmelkron ist kein solches Zentrum.

Als klar war, dass Himmelkron raus ist, hat die Stadt Bayreuth am Mittwochvormittag ihre „prinzipielle Gesprächsbereitschaft“ über die Ansiedlung einer XXXL-Filiale erklärt.
Miosga: Denkt man überhaupt über eine Ansiedlung von XXXLutz in der Region nach, dann ist Bayreuth der naheliegende Standort. Das würde den Vorgaben des Landesentwicklungsprogramms entsprechen.

Die Bayreuther Einzelhändler dürfte das kaum freuen.
Miosga: Bestimmt nicht. Das gilt besonders für die Möbelhändler. Die würden massiv unter Druck geraten.

Nun bietet XXXLutz nicht nur Möbel an, sondern auch Teelichter, Kissenbezüge und Kochtöpfe – in Hessen würde man sagen: allerlei Klimbimbes.
Miosga: Stimmt. XXXLutz würde an einem Standort in Bayreuth erheblich Kaufkraft binden, die dann möglicherweise den Einzelhändlern im Zentrum fehlen würde. Das muss geklärt werden. Das Landesentwicklungsprogramm verpflichtet die Kommunen nämlich, ihre Innenstädte zu schützen. Die Städte Europas leben von ihren vitalen Zentren. Die bieten Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie und Freizeitbeschäftigung sowie Gelegenheit zur Begegnung. Das gilt es zu bewahren.

Worüber genau kann die Stadt überhaupt mit XXXLutz verhandeln? Kann sie beispielsweise sagen: Schränke und Regale sind okay, aber Haushaltswaren dürft Ihr nicht verkaufen?
Miosga: So präzise kann sie das zwar nicht vorgeben, aber sie könnte mit XXXLutz über die Verkaufsflächen für das sogenannte innenstadtrelevante Randsortiment – also zum Beispiel die Haushaltswaren – verhandeln. Das lässt sich schon regeln. Aber selbst wenn man hierbei zu einer Lösung käme, blieben viele kritische Aspekte. Zum Beispiel die gigantische Fläche, die versiegelt würde. Oder der stark ansteigende Autoverkehr.

Sie klingen nicht gerade begeistert.
Miosga: Ich bin in der Tat kein Freund dieser gigantischen künstlichen Konsumwelten. Der Möbelbereich wird zudem immer schnelllebiger. Inzwischen wechseln wir unsere Einrichtung alle acht bis zwölf Jahre – zulasten der Qualität, von der Nachhaltigkeit gar nicht zu sprechen.

Das Gespräch führte Christophe Braun.

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