Ortung übers Handy: Wie Sportler im Notfall dazu beitragen können, dass sie im Gelände gefunden werden Sportunfall: Suche startet nach dem Sturz

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Der Bayreuther Gerhard Fuchs war bis August vergangenen Jahres leidenschaftlicher Mountainbiker. Bei einem Sturz mit dem Rad verletzte er sich schwer. Er appelliert an Radfahrer: Dem Rettungsdienst die Position sagen zu können, kann Leben retten. Foto: Eric Waha Foto: red

Es sind Situationen, über die sich Sportler wenige Gedanken machen: Was passiert, wenn ich in dem Gelände, in dem ich mich bestens auskenne, verunglücke? Gerhard Fuchs ist das passiert. Noch heute leidet er unter den Folgen eines Sturzes mit dem Mountainbike. Gefunden wurde er, weil die Integrierte Leitstelle über einen Ortungsdienst auf sein Mobiltelefon zugreifen konnte. Tipps für den Start in die Saison.

 
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An den Tag erinnert sich der Bayreuther Gerhard Fuchs (46) nur zu genau. Der Bankbetriebswirt will mit einer Bekannten aus Nürnberg am 14. August vergangenen Jahres den ausgewiesenen Mountainbike-Weg zwischen Pegnitz und Pottenstein fahren. "Den war ich schon mehrfach gefahren vorher. Ist ja auch nicht wirklich weit weg von daheim", sagt Fuchs. Fuchs bezeichnet sich selber als "keinen Extrem-Biker. Den unteren Teil am Ochsenkopf, den fahre ich schon. Um die Technik zu verbessern. Den oberen Teil nicht." 

"Plötzlich hat es mich geschmissen"

Nach einem kurzen Trail-Stück kommen Fuchs und seine Begleiterin wieder auf einem Waldweg an. "Plötzlich hat es mich geschmissen. Ich weiß nicht, warum. Möglich, dass ich mich nach Ela umgedreht habe. Ich lag auf dem Boden, konnte nicht mehr richtig atmen. Und ich sah meine Bike-Partnerin sehr aufgeregt umherlaufen." Das Problem: "Wir wussten nicht genau, wo wir sind. Von der Strecke her war es klar. Aber nicht so genau, um es einem Rettungsdienst beschrieben zu können." Fuchs hat zwar ein GPS-Gerät am Rad, "das ist aber davongeflogen".

Kompass des Mobiltelefons wäre eine einfach Lösung gewesen

Auf "die einfache Idee, den Kompass am Mobiltelefon einzuschalten, und die Koordinaten durchzugeben", kommen weder Fuchs noch seine Begleiterin. Aber: Das Glück für den Verletzten ist, dass die Integrierte Leitstelle im Sommer vergangenen Jahres gerade den Smart Locator testet. Ein Programm, über das auf die Ortungsdienste des Mobiltelefons eines Unfallopfers zugegriffen werden werden, wenn derjenige zustimmt. "Wir haben eine Kurzmitteilung mit einem Link bekommen, so konnten wir geortet werden", sagt Fuchs.

Acht gebrochene Rippen und Lungenquetschung

Mit acht gebrochenen Rippen, einer Lungenquetschung und - wie sich später herausstellt - mit einer Schulterverletzung, die erst vor kurzem operiert wurde, wird Fuchs von der Bergwacht geborgen. Er erholt sich von seinen Verletzungen. Aber eines lässt ihn nicht los: Wie kann ich dafür sorgen, im Notfall gefunden zu werden? Er entdeckt bei seiner Recherche ein Stalliten-Ortungssystem, nimmt auch Kontakt zur Integrierten Leitstelle (ILS) auf, um zu erfahren, wie die Ortung funktioniert. Auch wenn Fuchs vom Mountainbike-Fahren Abstand nehmen will: Rennrad werde ich bestimmt weiter fahren. Oder Crossbike. Es hat mich sehr belastet, dass ich so lange ausgefallen bin." 

Bis zu zehn Suchen per Ortung im Monat

Markus Ruckdeschel, der Leiter der ILS, sagt auf Anfrage unserer Zeitung am Dienstag, Gerhard Fuchs sei beileibe kein Einzelfall: "Bis zu zehn Mal im Monat kommt so etwas schon vor, dass wir jemanden orten müssen, um ihm helfen zu können." Zwar sei das bei rund 40.000 Notrufen pro Jahr noch überschaubar. Aber: "Es ist immer personal- und zeitintensiv, die Leute zu finden." Ruckdeschel sagt: "Je genauer die Leute Bescheid wissen, wo sie sie sich befinden, desto geringer wird der Aufwand."

Die Tipps für Freizeitsportler

Ruckdeschels Tipps für alle Sportler: "Am besten geht man zu zwei auf Tour. Dann macht Sport sowieso mehr Spaß." Zudem sollten sich Freizeitsportler "eine Kompass-App aufs Mobiltelefon laden, wenn sie nicht ohnehin einen Kompass drauf haben. Und sie sollten sich damit vertraut machen, dass sie die Koordinaten im Notfall durchgeben können". Ebenfalls wichtig: "Die Ortungsdienste einschalten, damit man das nicht im Stress eines Unfalls noch tun muss." 

Trennen, wenn es kein Netz gibt

Für den Fall eines Unfalls in einem Gelände, in dem es keine Mobilfunknetzabdeckung gibt, rät Ruckdeschel, den Begleiter loszuschicken: "Man muss sich dann trennen. Und derjenige, der den Rettungsdienst ruft, soll dann an der Stelle warten, an der er die Rettungskräfte alarmiert hat. Erst dann soll er die Retter zum Verletzten führen." 

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