Baugebiete: Stadtrat vertagt Entscheidung über Fläche am BTS-Gelände - Vereine fürchten Anwohner-Beschwerden Sport-Lärm nervt Nachbarn

Von Katharina Wojczenko
Sehen so Krachmacher aus? Gegenüber vom geplanten Wohngebiet trainieren die Inlineskater der Bayreuther Turnerschaft. „Praktisch geräuschlos“, sagt Abteilungsleiterin Elke Hertrich. Trotzdem wird die Stadt weiter mit dem Verein wegen Lärmschutz reden. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Wer in die Nähe eines Sportplatzes zieht, sollte wissen, dass es schon mal lauter werden kann. Trotzdem bekommen Bayreuther Vereine verstärkt Probleme mit Anwohnern. Das geht so weit, dass der Stadtrat nun seine Planung ändern muss - und die Bogenschützen um ihren Übungsplatz fürchten.

 
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Darum ging es im Stadtrat

Um die langgezogene Fläche zwischen Scheffelstraße und Am Mühlgraben. Wo heute ein Feld ist, will ein Investor im Norden eine Seniorenwohnanlage mit Ladengeschäften im Erdgeschoss bauen. Hier soll ein Mischgebiet ausgewiesen werden. Im südlichen Teil sollen auch eines Tages Wohnhäuser gebaut werden können.

Die Lärmquellen: vierspurige Straße und Sportler

Allerdings liegt dieser Teil nicht nur in Nachbarschaft der vierspurigen Scheffelstraße, sondern auch direkt gegenüber vom BTS-Gelände, genauer gesagt der Rollschuhlaufbahn.

Die Stadt habe "umfangreiche schalltechnische Untersuchungen" durchgeführt und bauliche Verbesserungen vorgeschrieben, sagt Stadtbaureferent Hans-Dieter Striedl. So hat sich das Lärmproblem aber bisher nur im nördlichen Teil lösen lassen.

Stadtrat warnt: "Wir rücken den Vereinen immer mehr auf die Pelle"

Deshalb hat der Stadtrat gegen die Stimmen der Grünen entschieden, das Projekt in zwei Teilbereiche zu splitten, damit es mit dem Seniorenwohnheim vorangeht. Für den unteren Teil soll die Verwaltung weiter mit Grundstückseigentümern, Investor und Sportverein Gespräche führen.

Das wird nicht einfach, ließ Stephan Müller (BG) in der Sitzung wissen. Der aktuelle Fall zeige, "dass wir die Sportvereine zunehmend in Schwierigkeiten bringen, wenn wir ihnen mit neuen Wohngebieten immer mehr auf die Pelle rücken" - wie den Rollschnellläufern von der BTS.

Wo es wegen Anwohnern hakt

Die Inlineskater: "Wir hatten noch nie Probleme", sagt BTS-Vorsitzender Reinhard Schatke dem Kurier. "Je näher die Bebauung heranrückt, desto schwieriger wird es aber für uns."

Oder wie Stadtrat Müller sagt: Der Investor sei nicht das Problem, sondern die künftigen Eigentümer. "Da braucht sich dann nur einer bei Polizei und Umweltamt beschweren." Deshalb hat es im jetzigen Planungsverfahren schon einige Gespräche mit dem Verein gegeben, um den Geräuschpegel zu senken.

Laut Schatke ging es dabei ausgerechnet um die Inliner. "Wir sind praktisch geräuschlos", sagt Abteilungsleiterin Elke Hertrich. "Wir haben beim Training weder laute Kommandos noch Musik." Nur bei den Veranstaltungen werde es lauter, in der Regel gibt es davon zwei im Jahr, sagt Schatke.

Startschuss ohne Pistole?

"Die Zuschauer sitzen auf der Tribüne und feuern an - allerdings Richtung Süden, wo der Friedhof ist." Eine Idee: Um den Schall zu reduzieren, sollten die Inliner auf den Startschuss mit der Pistole verzichten. "Der ist aber vorgeschrieben", sagt Schatke.

Ein weiterer Vorschlag sei gewesen, der Verein solle eine Schallschutzwand bauen. "Dafür hätten wir unsere Tribüne versetzen müssen", sagt Hertrich. Doch die wurde erst vor wenigen Jahren für 21.000 Euro gebaut.

"Die Stadt bemüht sich sehr", sagt Schatke. "Aber wir befürchten, dass wir Einschränkungen für die Durchführung unserer Events bekommen." Sie sind nicht die einzigen Sportler, die sich Sorgen wegen der Nachbarn machen.

Die Fußballer: Der BSC Saas hat vor kurzem Post vom Umweltamt bekommen, dass sich die Anwohnerbeschwerden mehren, bestätigt der Vorsitzende Klaus Günther. Darin die Bitte, etwas gegen den Lärm zu tun. "Wir haben seit 75 Jahren einen Fußballplatz, aber mit dem Neubaugebiet ging es los."

Lautsprecher gedreht

Der Verein habe gehandelt. "Wir haben die Lautsprecher anders aufgestellt, sind während eines Spiels die Siedlung abgelaufen, um uns einen Eindruck zu verschaffen", sagt Günther. Und: "Natürlich hört man das, aber das weiß ich doch, wenn ich in Nähe eines Fußballplatzes ziehe."

Demnächst will er Vertreter von Umwelt- und Ordnungsamt einladen. "Uns wurde erklärt, dass weitere Schritte erfolgen werden, wenn es Anzeigen gibt."

Die Bogenschützen: Sorgen macht sich BTS-Vorsitzender Schatke wegen seiner Bogenschützen. Die üben seit 30 Jahren auf einer Wiese in der Hohlmühle. Von April bis Ende September. Zwei bis drei Mal im Jahr gebe es eine größere Veranstaltung, alle vier Jahre eine Bezirksmeisterschaft.

Seit etwa zwei Jahren gibt es Ärger mit einem Zugezogenen, dem die Bogenschützen zu laut sind. "Er hat die Stadt Bayreuth verklagt, weil sie damals die Baugenehmigung für die Hütte erteilt hat", sagt Schatke.

Nachbar verklagt Stadt

Der Verein habe auf eigene Kosten ein Schallschutzgutachten erstellen lassen. Demnach sei selbst bei Veranstaltungen der Lärmschutz gewährleistet.

Trotzdem werde die Klage Mitte Oktober am Verwaltungsgericht verhandelt. Schatke fürchtet, dass sie Erfolg hat.

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