Bayreuther Bücherei im deutschen Vergleich Spitze Spitzenplatz für die Stadtbibliothek

Von Lucas Knorr
Daniel ist Praktikant in der Stadtbibliothek. Aber er kommt auch privat gerne, um sich ein Buch auszuleihen.⋌Foto: Harbach Foto: red

Die Bayreuther Stadtbibliothek ist Spitze in Deutschland. Das bescheinigt ihr der Bibliotheksindex. Auch die Besucher scheinen zufrieden. Die Gründe, warum es ihnen dort gefällt, sind vielfältig. Die Top-Antworten aber sind: die Besucher selbst, das Angebot und der Obstsalat.

 
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Wenn Hannelore Haase erzählt, was sie an der Stadtbibliothek im RW21 besonders mag, klingt das zunächst seltsam: Obstsalat. Den Obstsalat, den sie im zweiten Stock der Bibliothek im Lesecafé isst. Dabei liest sie Magazine und Zeitungen, gerade ist es der „Stern“. „Ich bleibe lange hier, das ist immer ein Urlaubstag für mich“, sagt die 56-Jährige. Wenn sie unter der Woche einen Tag frei hat, kommt sie in die Stadtbibliothek, zu Obstsalat und Büchern. Wenn sie dann geht, leiht sie meistens noch ein Buch aus. Das RW21 ist für sie ein Ort zum „Runterkommen“.

Im Februar 2011 ist die Bayreuther Stadtbibliothek in die Richard-Wagner-Straße 21 umgezogen. Davor war sie am Luitpoldplatz zu finden. Der Umzug hat sich als denkbar beste Entscheidung herausgestellt – für die Richard-Wager-Straße und die Stadtbibliothek. Denn die Bibliothek, die sich ein Gebäude mit der Volkshochschule teilt, zieht sehr viele Besucher an, bis zu 150 pro Stunde. Den großen Erfolg bestätigt der Bibliotheksvergleich BIX. Hinter der Abkürzung verbirgt sich der „Bibliotheksindex“.

Stadtbibliothek hat an "Attraktivität" gewonnen

Jedes Jahr werden deutschlandweit Bibliotheken bewertet, auch das RW21 macht mit. Kategorien wie die Computerplätze je Einwohner oder die Höhe der Investitionen ergeben zusammen eine Bewertung. Der BIX ist eine Art Ratingagentur der Bibliotheken. Das Ergebnis für Bayreuth: in fast allen Kategorien Bestnoten. Bei den Besuchern pro Öffnungsstunde ist Bayreuth Spitzenreiter. „Seit die Stadtbibliothek vom Luitpoldplatz in die Richard-Wagner-Straße gezogen ist, hat die Stadtbibliothek enorm an Attraktivität gewonnen“, sagt Jörg Weinreich, der Leiter der Stadtbibliothek. Für die Richard-Wagner-Straße ist das ein Segen. Im Gegensatz zur Maximilianstraße verwaiste der Straßenzug immer mehr. Wichtige Einzelhändler verschwanden, wie C&A. Das Modekaufhaus zog ins Rotmain-Center um, bis heute steht das Gebäude leer. In der Richard-Wagner-Straße 21 war es ähnlich. Bis 2002 befand sich hier das Oberpaur-Haus, ebenfalls ein Modekaufhaus. Es schloss, und jahrelang wusste niemand, was aus der Fläche werden sollte.

„Die Straße ist durch das RW21 wiederbelebt worden“, sagt Weinreich. Die Bibliothek ist nicht mehr wegzudenken. Das liegt auch daran, dass das RW21 viel mehr als eine Bibliothek ist. Das Lesecafé Samocca ist für viele Gäste das Hauptziel ihres Besuches. Und viele Besucher bleiben bei den Bücherregalen stehen. Das Café-Personal kommt von der Werkstatt für behinderte Menschen der Diakonie. In dem Café veranstaltet die VHS Sprachenstammtische und Schachcafés. Besser kann Inklusion kaum gelingen.

Der Erfolg der Bibliothek ist für Leiter Jörg Weinreich Ansporn, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Eine Laptop-Lounge wird demnächst in das Erdgeschoss einziehen. „Dann kann jeder bequem bei uns surfen, das W-LAN ist kostenlos“, sagt Weinreich. Internet und Technik neben Romanen und Sachbüchern: beim RW21 funktioniert das. So wie Obstsalat neben den Magazinen.


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