Spielhallen in Kulmbach zu lange offen?

Das Magic Casino und das Novolino in der Albert-Ruckdeschel-Straße haben bislang von 6 Uhr morgens bis um 3 Uhr nachts geöffnet. San Remo und Monte Carlo steht verheißungsvoll über dem Eingang des Magic. Ein Narr im roten Neonlicht lacht den Besucher an. Drinnen geht man leise auf dicken grauen und roten Teppichen unter künstlichem Licht. Nur das flirrende Geräusch einiger Spielautomaten ist zu hören. Am Vormittag sitzt eine Hand voll Männer vor den Geldmaschinen. Eine Mitarbeiterin, die eigentlich nichts sagen darf, sagt zumindest, dass auch noch dem Öffnen um 6 Uhr immer schon ein bisschen was los sei.

Die SPD hält die langen Öffnungszeiten jedoch für besorgniserregend. Zur Vorbeugung von Spielsucht und im Sinne eines besseren Jugendschutzes setzt sich die SPD in einem Antrag für eine Verlängerung der Sperrzeit ein. Zwischen 3 Uhr und 9 Uhr soll in Spielhallen nach ihren Vorstellungen künftig ruhen. "Damit leistet die Stadt einen Beitrag zur Prävention der Glücksspielsucht", meinen Fraktionsvorsitzender Ingo Lehmann und sein Stellvertreter Hans Werther. Die Stadt Augsburg habe seit kurzem eine solche Verordnung erlassen. Die Klagen der Spielhallenbetreiber dagegen hatte der Verwaltungsgerichtshof in München abgewiesen.

Hohes Suchtrisiko in Spielhallen

Beim Spielcasino Novolino stehen die langen Öffnungszeiten groß auf der gläsernen Eingangstür. Eintritt erst ab 18 Jahren. Auch hier geschwungene Banden, die den Spieler oder die Spielerin vor allzu neugierigen Blicken schützen. Eine Frau mit Pferdeschwanz mittleren Alters sitzt mit einer Tasse Kaffee vor einem Automaten. In der anderen Hälfte des Casinos stehen einige Männer. Die sehr hübsche schwarzhaarige Servicekraft will sich nicht zu den Plänen der Stadträte äußern, verweist auf die Geschäftsführung in Pfullendorf. Trotzdem rutscht ihr ein "schlecht" heraus. "Schlecht für uns Arbeitnehmer", ergänzt sie dann. "Weil die Öffnungszeiten schon am Sonntag verkürzt wurden, für die Leute, die in die Kirche gehen." Broschüren weisen im Novolino die Spielgäste auf die Spielregeln hin. Oder den Inhalt des Glücksspieländerungsstaatsvertrags. Nach ihm sind zum Beispiel nur solche Geldgewinnspielgeräte zugelassen, die in einer Stunde einen Verlust von 80 Euro und eine Gewinnsumme von 500 Euro nicht übersteigen.

Und das Novolino hält Feuerzeuge und Visitenkarten der Aktion "Spiel bewusst" bereit. Auf Gummibonbontütchen sind Spieler-Regeln aufgedruckt, wie: "Spielen Sie nur mit Geld, dass Sie nicht für andere Dinge benötigen!" Die Spielhallenbetreiber sind bereits verpflichtet, auf die Gefahren des Glücksspiels hinzuweisen. Suchtberater wissen, dass Spielsucht dieselben Hirnregionen aktiviert wie bei Alkohol- oder Drogenkonsum. Die Unfähigkeit damit aufzuhören, das Verlangen notfalls heimlich zu stillen und eine zunehmende Risikobereitschaft weisen auf eine Suchterkrankung hin.

Polizei kontrolliert Spielhallen regelmäßig

Davon weiß auch der Leiter der Kulmbacher Polizeiinspektion zu berichten. "Wir haben mal einen Einbrecher erwischt, der in einer Gaststätte einen Geldautomaten geknackt hat und die Beute gleich wieder verzockt hat." Die Polizei kontrolliert die Spielhallen regelmäig, schon allein, um Präsenz zu zeigen. Und wegen des Jugendschutzes. An zwei, drei Überfälle kann sich Gerhard Renk erinnern. Sie liegen alle schon länger zurück. Kulmbach sei mit Spielhallen "gut bestückt", ein Kriminalitätsschwerpunkt seien sie aber nicht. Dass der Spieltrieb Menschen bereits ab 6 Uhr in die Casinos lockt, erstaunt den Polizeichef.

Nach Angaben der Stadt gibt es derzeit 19 Spielhallen in Kulmbach. Früher seien es sogar noch mehr gewesen, sagt Sprecherin Andrea Mandl. Mehr dazu sagen werde Oberbürgermeister in der Stadtratssitzung am heutigen Donnerstag.

Nicht alle Spielotheken wären von einer kürzeren Sperrzeit betroffen. Das Fly am Kressenstein und Charly's Checkpoint in der Spitalgasse öffnen sowieso erst ab 10 Uhr.