Bayreuth Sparkasse: Selbstkritik, passable Zahlen

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Zeigten sich insgesamt zufrieden mit dem Geschäftsjahr 2016 – die Sparkassenvorstände Wolfgang Hetz (links) und Wolfram Münch. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Die beiden Vorstände der Sparkasse Bayreuth sind zufrieden mit dem abgelaufenen Jahr. Weil sie trotz des schwierigen Marktumfelds eine immerhin ordentliche Bilanz mit Steigerungen unter anderem bei Bilanzsumme, Einlagen und ausgereichten Krediten vorweisen können. Durchaus Selbstkritik äußerten Wolfram Münch und Wolfgang Hetz bei der Bilanz-Pressekonferenz im Nachgang der Filialschließungen im Herbst.

 
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Er könne die Aufregung in den von den Schließungen betroffenen Gemeinden zumindest zum Teil schon verstehen, sagte Hetz. Schließlich sei es ein Einschnitt, wenn die Filiale oder der Geldautomat nicht mehr direkt vor Ort sei. Dabei gehe es den Bürgern vor allem um die wohnortnahe Bargeldversorgung. Deshalb, so Münch, sei es ein Fehler gewesen, die mittlerweile geschaffene Möglichkeit des Bargeldservices per Boten nicht sofort parat gehabt zu haben. Dieser werde von den Kunden in Befragungen sehr positiv bewertet, zugleich aber im Schnitt erst vier Mal pro Woche in Anspruch genommen: „Vor allem von Kunden in Seniorenheimen und Krankenhäusern. Das muss sich erst noch herumsprechen.“ Außerdem habe man – vor allem im Falle von Mehlmeisel und Fichtelberg – die Emotionen vor Ort  wohl etwas unterschätzt. „Das hat uns wirklich überrascht“, sagt Hetz. Allerdings genauso die Tatsache, dass es bislang nur 26 Kündigungen von Girokonten gegeben habe, bei denen explizit die Filialschließungen als Grund angegeben wurden.

„Spielraum, sich etwas
zu leisten, wird kleiner“

Die beiden Vorstände ließen aber keinen Zweifel daran, dass die Maßnahme an sich, mehrere Filialen zu schließen und auch Geldautomaten abzuziehen, für sie ohne Alternative gewesen sei. Im derzeitigen Umfeld mit Null- oder Negativzinsen, immer höheren Anforderungen und dadurch Kosten durch die Regulierung der Aufsichtsbehörden sowie der Tatsache, dass rund die Hälfte der Kunden ihre alltäglichen Bankgeschäfte mittlerweile online tätigen „müssen wir bei den Kosten auf die Bremse treten, um unsere Sparkasse insgesamt auf gesunden Beinen zu halten“, sagte Münch: „Der Spielraum, sich etwas zu leisten, das quersubventioniert werden muss, wird immer kleiner.“ Bei den betroffenen Standorten sei das so gewesen.

Personalabbau ohne Kündigungen

Auch das Thema Personalabbau gehört in den Bereich Kostenbremse. Ende des Jahres hatte die Sparkasse noch 546 Mitarbeiter (davon 26 Auszubildende), 13 weniger als Ende 2015. 2010 waren es sogar noch 650. Eine Entwicklung, die so weitergehen werde. Wobei die Vorstände betonen, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen gegeben habe und geben werde. Der Abbau werde über natürliche Fluktuation und Altersteilzeitmodelle gesteuert. Durch die Digitalisierung auch aufseiten der Sparkasse würden viele Tätigkeiten überflüssig, weil viel Papierarbeit nicht mehr nötig sei. „Das spielt uns beim nun mal nötigen Personalabbau in die Karten. Außerdem können wir frei werdende Mitarbeiter so weiterbilden, dass sie näher am Kunden eingesetzt werden können. Und das ist ja unser Kerngeschäft“, sagt Hetz.

1,2 Millionen Euro Kredit pro Arbeitstag

Und hier machten die Mitarbeiter offenbar einen guten Job. So vergab die Sparkasse 289 Millionen Euro an neuen Krediten, also mehr als eine Million Euro pro Arbeitstag – ein Plus von 15 Prozent zum Vorjahr. 150 Millionen Euro gingen in den privaten Bereich mit einem Schwerpunkt bei den Immobilienfinanzierungen, 113 Millionen gingen an Gewerbe- und Firmenkunden. Interessant: 14,2 Prozent waren Förderkredite. „Das ist der Bestwert aller Sparkassen in Bayern. Unsere Mitarbeiter kennen sich im Förderdschungel aus“, sagt Münch.

Am veränderten Kundenverhalten ändert das nichts. Münch rechnete vor: „Sparkassenkunden nutzen im Schnitt 190-mal im Jahr unsere App, gehen 110-mal auf unsere Homepage, heben 25-mal Geld ab – und gehen gerade noch einmal in die Filiale.

Keine Negativzinsen für
Privatkunden

Dennoch legten die Kundeneinlagen auf den neuen Rekord von 1,95 Milliarden Euro zu, wobei Münch da ein „leider“ herausrutschte. Leider deshalb, weil sich daraus ein Liquiditätsüberschuss von knapp 540 Millionen Euro ergibt. Geld, das angelegt werden muss. Im aktuellen Zinsumfeld eine Herausforderung. Deutsche Staatsanleihen etwa bringen derzeit erst ab acht Jahren Laufzeit wenigstens einen Minizins. Dennoch soll es auf Einlagen von Privatkunden auch in Zukunft keine Strafzinsen geben. Bei kommunalen und gewerblichen Kunden gibt die Sparkasse den Strafzins der Europäischen Zentralbank von 0,4 Prozent ab einer gewissen Höhe der Einlagen aber mittlerweile weiter.

Nachholbedarf beim Eigenkapital

Der Jahresüberschuss fiel mit 600.000 Euro etwas niedriger aus als zuletzt und soll zur Stärkung des Eigenkapitals den Rücklagen zugeführt werden. Um die ab 2019 geltenden Kapitalvorschriften zu erfüllen, „müssen wir schon noch etwas tun“, sagt Münch und räumt ein: „Wir haben die drittschwächste Eigenkapitalquote unter Bayerns Sparkassen. Das ist auch ein Problem des eher ländlichen Raums. Unter Normalbedingungen erfüllen wir zwar mittlerweile die Eigenkapitalanforderungen, unter Stressszenarien könnte es aber eng werden. Aber wir haben ja noch zwei Jahre Zeit.“

Sparkasse in Zahlen

 

  • Kundengeschäftsvolumen: 3,946 Mrd. Euro (Vorjahr 3,789)

 

 

  • Bilanzsumme: 2,35 Mrd. (2,215)

 

 

  • Kundeneinlagen: 1,948 Mrd. (1,874)

 

 

  • Kundenkredite: 1,411 Mrd. (1,327)

 

 

  • Jahresüberschuss: 0,6 Mio. Euro (0,7)

 

 

  • Spenden: 0,5 Mio. Euro (0,5)

 

 

  • Mitarbeiter: 546 (557)

 

 

  • Standorte: 39 (48)

 

Genusshaus

Kommt es noch zur Einrichtung eines Genusshauses im früheren Sparkassengebäude in der Opernstraße? „Wir würden es weiterhin begrüßen“, sagt Vorstand Wolfram Münch, das Exklusivrecht für die Genussregion Oberfranken sei aber nach 18 Monaten abgelaufen (wir berichteten). Mittlerweile sei das Warmensteinacher Architekturbüro Schertel damit beauftragt, zu prüfen, was gemacht werden müsse, um das Objekt am Markt anbieten zu können. Das werde bis Monatsende erledigt sein. „Wir gehen da völlig ergebnisoffen hinein. Wenn sich noch ein Investor für das Genusshaus findet, dann ist das schön. Aber die Lage in der Opernstraße ist natürlich auch für andere interessant“, sagt Münch.

Das neue Kundenhaus, das sehr gut angenommen werde, habe alles in allem 17,4 Millionen Euro gekostet – 1,4 Millionen weniger als ursprünglich veranschlagt.

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