Sparda-Bank im Umbruch

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Vorstand Markus Lehnemann und Vertriebsleiter Stephan Kunz lieferten die Zahlen der Sparda-Bank für 2017. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Niedrigzinsen, Regulatorik, Digitalisierung - das Geschäft der Banken ist unter Druck. Die Sparda-Bank Nürnberg hat sich deshalb ein Programm namens Strategie 2030 verpasst, dessen Umsetzung erste Früchte trägt. Im Geschäftsgebiet der Filiale Bayreuth gab es allerdings entgegen dem Trend einen Einbruch im Kreditgeschäft, der jedoch mit Sonderfaktoren erklärbar sei.

 
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Gewöhnen kann sich Markus Lehnemann an die Niedrigzinsen nicht, zu sehr belasten sie die Erträge der Banken. Aber es gibt sie halt jetzt schon seit rund zehn Jahren, und ein Ende ist für den Vorstand der Sparda-Bank Nürnberg noch lange nicht in Sicht. Also doch eine Art Gewöhnung. Bei der Digitalisierung ist das offensichtlich anders: „Da sind wir, da ist die ganze Branche von der rasanten Entwicklung wohl etwas überrascht worden.“

Große Herausforderung Digitalisierung

Lehnemann nennt beim Bilanzgespräch mit dem Kurier Beispiele. Dass es 2017 mehr Kundenkontakte über die hauseigene App gegeben habe als über Anrufe, etwa. "Wo wir doch aus unserer Historie als Genossenschaftsbank vor allem für Eisenbahner traditionell ein starkes Telefongeschäft haben." Was man als Effizienzgewinn verbuchen könnte. Doch so einfach sei das eben nicht, sagt Lehnemann, denn: "Wenn bei der App mal ein Problem oder auch nur eine Frage auftaucht, dann will der Nutzer in fünf Minuten eine Antwort. Das muss sichergestellt werden." Oder die neue Möglichkeit, Beratung und Abschluss einer Baufinanzierung über Videochat von daheim zu erledigen. Keiner habe damit gerechnet, dass dieses Angebot schon kurz nach dem Start 400-mal im Monat genutzt werde. Und natürlich dann, wenn der Kunde Zeit hat - vor allem abends oder am Wochenende also. Auch hier gelte es, entsprechende Kapazitäten aufzubauen. Eine Folge: "80 Prozent der Kunden, die bei uns eine Baufinanzierung abschließen, tun das mittlerweile, ohne dafür in eine Filiale zu kommen."

Neue Vertriebsstruktur

Diese und andere Veränderungen hätten dazu geführt, dass die Vertriebsorganisation im Haus seit März 2017 komplett umgestellt werde. Die knapp 390 Mitarbeiter, darunter rund 45 Auszubildende, müssten umdenken - statt Generalisten seien mehr Spezialisten gefragt. Völlig neu seien dabei Berater, die sich vor allem um technische Fragen und Probleme der Kunden kümmern. Außerdem gebe es jetzt Mitarbeiter, die sich hauptsächlich um Anlage- und Vorsorgethemen kümmern, und solche, die das Gebiet Baufinanzierung beackern.

Ordentliche Zahlen

Um das zu realisieren, habe es einen sehr hohen Schulungsbedarf gegeben, den Lehnemann für 2017 auf im Schnitt 15 Tage pro Mitarbeiter taxiert. Zeit, die für Beratung und Vertrieb gefehlt habe. Dennoch fielen die wichtigsten Kennzahlen nicht schlecht aus. Der Jahresüberschuss entwickelte sich mit 8,2 Millionen Euro minimal positiv. Die Bilanzsumme stieg um 7,8 Prozent auf knapp 3,9 Milliarden Euro, dank Zuwächsen sowohl bei den Einlagen als auch den Krediten. So legten die Einlagen auf 3,5 Milliarden Euro zu (plus acht Prozent). Das durchschnittliche Guthaben auf den Girokonten sei binnen eines Jahres von 5000 auf 8000 Euro gestiegen. "Früher waren es mal 1500 Euro", sagte Lehnemann, der diese Situation auch auf das für Mitglieder weiterhin kostenlose Girokonto zurückführt.

Mehr als 10.000 Neukunden

Dennoch hat sich der Zulauf neuer Kunden nach einem Ausnahmejahr 2016, als mehrere Konkurrenten die Gebühren erhöht haten, wieder auf dem vorherigen Niveau eingependelt. Gut 10.600 Neueröffnungen gab es, die Zahl der Mitglieder stieg zum Jahresende auf knapp 220.000 und hat diese Marke laut Lehnemann mittlerweile deutlich überschritten.

Personalproblem bremst Bayreuth

Der Kreditbestand legte auch dank des neuen Geschäftsfelds der Finanzierung von Baugenossenschaften um 6,1 Prozent auf knapp 2,4 Milliarden Euro zu - hier gab es eine deutliche Diskrepanz zwischen Gesamtbank und dem Gebiet der Filiale Bayreuth. Vor allem wegen personeller Unterbesetzung auch durch die Mutterschaft einer sehr erfolgreichen Mitarbeiterin sei das Kreditgeschäft um 2,6 auf gut 147 Millionen Euro zurückgegangen. Das Neugeschäft in der Baufinanzierung brach sogar um 40 Prozent ein. Dennoch bleibt Bayreuth mit jetzt gut 15.500 Kunden (plus 688 Konten) und einem verwalteten Kundenvolumen von 363,5 Millionen Euro (plus 3,7 Prozent) der drittwichtigste unter den 17 Standorten der Bank nach Nürnberg und Würzburg.

Versorgungslücken im Alter

Während es bei Bauspar- und Versicherungsverträgen deutliche Rückgänge gab, hat sich das Investmentgeschäft mit plus 6,1 Prozent auf 724 Millionen Euro gut entwickelt. Für Lehnemann müsste es aber noch viel mehr sein, weil nur mit Aktien und Fonds noch eine ordentliche Rendite möglich sei. Umso unverständlicher sei der hohe Bestand an unverzinsten Einlagen. Vor allem jungen Menschen müsse man das angesichts drohender Versorgungslücken im Alter klar machen. Zumal es sich um eine Generation handele, die Zinsen auf Sparguthaben gar nicht mehr kenne.

Info: Nicht sparen will die Sparda-Bank bei der Unterstützung unter anderem sozialer und kultureller Projekte. So finde auf dem Bayreuther Stadtparkett am 22./23. Juni wieder das Klassik Open Air statt, sagte Vertriebsleiter Stephan Kunz. Und auch für 2019 gebe es bereits eine Zusage.

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