"Dann machen wir's halt selbst": Arnika Mühmel macht im Haus ihrer Familie in der Sophienstraße ein Café auf Sophienstraße: Café statt Leerstand

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Die Sophienstraße war eines der Schwerpunktthemen bei der Entwicklung der Innenstadt. Leerstand, abnehmende Kundenfrequenz. Schlagworte, bei denen schnell die Verknüpfung mit der Sophienstraße da ist. Arnika Mühmel und ihre Familie kennen die Probleme nur zu gut. Seit fast 100 Jahren betreiben sie Einzelhandel. Und bald auch Gastronomie. Im eigenen Haus.

 
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Es ist eines der großen, alten Häuser in  der Sophienstraße. Die Nummer 23. Gebaut 1746. Vor 25 Jahren fast abgebrannt. Eine wechselvolle Geschichte hat das Haus hinter sich. Arnika Mühmel, geborene Gießübel, kennt die Geschichte in- und auswendig. In den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts haben ihre Großeltern das Haus gekauft. Als eines von drei Häusern in der Sophienstraße und am Kirchplatz. In einer Zeit, als hier der Handel blühte.

Eine alte Kaufmannsfamilie

Die Gießübels sind eine alte Kaufmannsfamilie. "In dem Haus war lange Jahrzehnte ein Haushaltswarengeschäft." Erst betrieben von der Familie, dann vermietet. Als Haushaltswarengeschäft. "Im Anschluss war lange Jahre ein Pelzhändler hier drin." Nachdem Pelze nicht mehr in Mode waren und der Händler ausgezogen war versuchte der Vater von Arnika Mühmel Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre, das Geschäfte mit den großen Rundbogenfenstern umzuwandeln: "Ein griechisches Lokal war der Plan. Über ein Jahr lang hat er es probiert." Er scheiterte an der Stadtverwaltung. 

Mode, Personalvertretung, Mode, Tattoo, Leerstand

Dann kam ein Modegeschäft, das jetzt am Markt ist. Eine Personalvertretung, die einen Zehn-Jahres-Vertrag hatte, sei über Nacht ausgezogen. "Insolvenz angemeldet, im Haus gegenüber wieder eingezogen. Meine Mutter hat 15 Jahre vor Gericht mit denen gestritten." Auf ein weiteres Mode-Geschäft, das später nicht zuletzt wegen der Kundenfrequenz auch an den Markt zog, folgte ein Tattoo-Studio. Darauf: Ein knappes Jahr des Leerstands. "Wir haben alles probiert." Die Zahl der Angebote, die über den Makler kamen: überschaubar. Und vor allem nichts dabei, was von Dauer schien. "Pfandleiher, Goldankauf. Zwei, drei Anfragen für Nachtgastronomie waren auch dabei. Die haben wir aber abgeblockt. Wegen des Lärms. Und den Problemen, die damit verbunden sind für die Anwohner hier." 

Dann eben selbst gemacht

Dass Gastronomie eine Variante sein könnte, neues Leben in den Laden zu bringen, "hatten wir schon überlegt. Leider hat uns keiner das Konzept vorgelegt, das wir jetzt verfolgen wollen", sagt Arnika Mühmel. "Tagesgastronomie. Sehr modern. Etwas, was es in Bayreuth noch nicht gibt, soll es werden", sagt sie. Eine Überraschung. Bis Ende März werde der Laden komplett umgebaut, rund 160.000 Euro werde sie investieren. Ihr Ziel: "Mehr Leben in die Sophienstraße, diese schöne Einkaufsstraße, zu bringen, die aus meiner Sicht durch die Gastronomie, die sich hier angesiedelt hat, gewonnen hat."

"Wird Zeit, dass sich was tut"

Helga Wich-Schwarz, die mit ihrer Familie "Die Goldschmiede" seit bald einem halben Jahrhundert in der Sophienstraße betreibt, begrüßt, dass der derzeit größte Leerstand in der Sophienstraße verschwindet. "Wer will das nicht?", sagt sie. "Es wird Zeit, dass sich dort wieder was tut. Das geht schon in Ordnung." Die vorherige Nutzung habe nicht die Kunden in die Sophienstraße gebracht, die den Handel belebt hätten.

Ganz ähnlich sieht das Sabine Köppel, die Bezirksgeschäftsführerin des Handelsverbands Bayern. "Handel und Gastronomie bringen gemeinsam die Frequenz in die Stadt. Und das wird immer angenommen, wenn das Konzept stimmt." Beispiele dafür gebe es genug in Bayreuth. "Die Sophienstraße ist an der Stelle etwas breiter, da bietet sich im Sommer auch Außenbestuhlung an." Köppel sagt, es sei "schön, dass es in der Sophienstraße vorangeht. Was Belebung bringt, ist immer gut für den Handel". 

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