Müllhaufen und Ratten Sohn lebte offenbar drei Monate mit Leiche im Haus

Kerstin Freiberger
 Foto: red

Der Leichenfund im Ort beschäftigt weiterhin die Polizei. Immer mehr Details werden bekannt: Seit offenbar drei Monaten lag die Leiche schon im Dachgeschoss des Hauses. Der Sohn, der scheinbar die ganze Zeit zusammen mit der Toten dort wohnte, gab als Todestag den 28. Juli an.

 
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Einige Wochen vorher war bereits das Gesundheitsamt vor Ort. Vorwürfe, nicht reagiert zu haben, weisen sowohl das Landratsamt als auch die Stadt Pottenstein zurück.

„Wir haben nach dem ersten Hinweis der Anwohner umgehend etwas unternommen“, rechtfertigt sich Bürgermeister Stefan Frühbeißer. Beschwerden gab es bereits Ende Mai dieses Jahres. Damals lebte die ältere Frau noch. Das Anwesen sei voller Müll gewesen. Ein Mitarbeiter der Stadt fotografierte das Haus und schickte Bilder an das Landratsamt.

Dies sei ebenfalls umgehend tätig geworden: „Am 13. Juni versuchten Mitarbeiter der Betreuungsstelle, des Hygienewesens und der Abfallwirtschaft Zutritt zum Haus zu erlangen. Jedoch wurde nicht geöffnet. Am 25. Juni wurde Einlass gewährt und es konnte eine Wohnungsbegehung durchgesetzt werden“, erklärt die Pressestelle in einer schriftlichen Stellungnahme. Vor Ort waren damals auch Polizisten und Amtsarzt Klaus von Stetten.

Kein Ermittlungsverfahren gegen den Sohn

Eine Betreuung oder eine Unterbringung im Bezirkskrankenhaus sah von Stetten zu diesem Zeitpunkt als nicht erforderlich an. Die ältere Frau sei ansprechbar und in einem „dem Alter entsprechenden Zustand“ gewesen. Auch Anzeichen für einen Schädlingsbefall in der Wohnung habe es nicht gegeben. Dennoch griff das Landratsamt ein: Am 5. Juli schickte die Behörde einen Brief an den Sohn, dass er den Müll auf dem Grundstück beseitigen soll, setzte eine Frist bis zum 24. August.

Mitte September — zu diesem Zeitpunkt lag die Frau offenbar schon mehrere Wochen tot im Haus — kontrollierte das Landratsamt erneut das Grundstück. Anwohner schilderten, dass damals bereits Ratten über die Terrasse liefen und es extrem stank. Dem Mitarbeiter des Landratsamtes fiel dies jedoch nicht auf. Er sei nicht ausgestiegen, habe das Grundstück vom Auto aus begutachtet und festgestellt, dass der Müll immer noch nicht aufgeräumt war. Warum vergangene Woche ein Großeinsatz stattfand, bei dem die stark verweste Leiche gefunden wurde, dazu herrscht immer noch Schweigen von allen Seiten: „Aus ermittlungstaktischen Gründen wird derzeit niemand diese Frage beantworten“, erklärt Anne Höfer, Pressesprecherin der Polizei. Auch Staatsanwalt Ernst Schmalz hält sich mit Angaben zurück: „Gegen den Sohn läuft kein Ermittlungsverfahren wegen eines Tötungsdeliktes“, sagt er. Dass der Mann vorläufig festgenommen wurde, bestätigt Schmalz. „Das ist ein normaler Vorgang. Wenn ein Verdacht besteht, kann jemand vorläufig festgenommen werden. Wir haben 48 Stunden Zeit, um den Vorwurf zu prüfen“, erklärt Schmalz.

Die Obduktion am Freitag ergab, dass keine Hinweise auf ein Verbrechen vorliegen, der Sohn wurde daraufhin wieder freigelassen. Schmalz schließt nicht aus, dass ein Verfahren wegen Betrugs auf den Mann zukommt, weil er monatelang zu Unrecht Rente kassiert haben könnte.

Foto: Münch

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