So wird ein Sarg gebaut

Von Ulrike Sommerer

Der November ist ein trauriger Monat. An vielen Tagen wird an Menschen gedacht, die gestorben sind. Ehe sie begraben oder im Krematorium verbrannt werden, werden die Toten in einen Sarg gelegt. Doch wie wird so ein Sarg eigentlich gebaut?

 
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Auch Bäume haben eine berufliche Zukunft. Nicht jeder Baum kann eine Geige werden. Und nicht jeder Baum kann ein Sarg werden. Eine Kiefer, eine Eiche, eine Linde, eine Lärche oder eine Pappel kann zum Sarg werden. Deren Holz ist gut geeignet, um Menschen darin zu begraben. Es ist stabil genug und so gewachsen, dass es gut zu einem Sarg verarbeitet werden kann.

Zehn Wände für den Toten

Alexander Christ ist Bestatter. So nennt man Menschen, die sich um die Toten kümmern. Ihm gehört das Bestattungsunternehmen Himml in Bayreuth. Die Särge, die er in seinem Unternehmen braucht, stellt er nicht selbst her. Er bekommt sie von großen Firmen geliefert. Diese Firmen lassen Bäume fällen und Bretter daraus sägen. Die Bretter müssen einige Zeit gelagert sein und trocknen. Dann werden sie zu großen Platten verleimt. Die Platten werden mit einem Laser vermessen und zugesägt. Für einen Sarg sind insgesamt zehn Teile nötig. Sowohl das Sargoberteil als auch das Unterteil des Sarges besteht aus jeweils fünf. Beim Aussägen der Teile wird der Sarg manchmal schon verziert. Die ausgesägten Teile werden zusammengenagelt. Die Nägel werden mit einer Schussmaschine in das Holz geschossen.

Schmuck mit Zusatznutzen

Ist diese Art Kiste dann fertig, wird der Sarg noch weiter verziert. Er bekommt Füße. Man nennt diese Füße Möbelfüße. Meistens sehen diese Möbelfüße tatsächlich aus wie Füße von einem Schrank. Es gibt sie aber auch in Form von Löwentatzen. Diese Füße am Sarg sind zum einen Schmuck. Sie haben aber auch einen praktischen Zweck. An diesen Füßen kann man einen Sarg auch tragen, man kann ihn so leichter absetzen, und der Sargboden hat durch sie keinen Kontakt mit dem Boden. Das sei vor allem wichtig, wenn der Sarg in eine Gruft kommt. Durch die Füße kommt Luft an den Sargboden. Das ist wichtig für die Verwesung des Toten. Verwesung heißt, dass der Körper langsam zerfällt.

Schönheit für den Tod

Je nachdem, was die Angehörigen des Toten wollen, wird der Sarg lackiert oder besonders gestaltet. Zum Beispiel können Schnitzereien angebracht werden, oder ein Kreuz oder ein Muster. Auch verschiedene Beschläge gibt es.

Anschließend muss der Sarg abgedichtet werden. Alexander Christ erklärt, dass mit einer speziellen Folie oder einem Wachspapier der Boden des Sargs dicht gemacht wird. Es darf nämlich keine Körperflüssigkeit des Toten aus dem Sarg ausdringen. Auf diese Folie kommt eine Füllschicht, die Körperflüssigkeiten aufsaugen kann. Dafür kann man Stroh oder Torf nehmen, oder Baumwolle. Der Sarg wird dann noch mit einem Tuch ausgekleidet. Das muss nicht unbedingt sein, aber es sieht einfach schöner und würdevoller aus.

Italiener begraben pompöser

Welche Form und welches Aussehen ein Sarg hat, hängt davon ab, wo er benötigt wird. In Italien zum Beispiel muss ein Sarg ganz pompös aussehen. In Deutschland sind zur Zeit Särge gefragt, deren Holz ganz natürlich aussieht. Einige Angehörige wollen auch sehr persönlich gestaltete Särge. Zum Beispiel Särge, die sie selbst bemalt haben.

Zwei Formen sind seit vielen, vielen Jahren immer gleich: die Truhenform (da sieht der Sarg tatsächlich wie eine Truhe aus) und die Hausdachform (da sieht der Sargdeckel wie ein Dach aus). Muslime oder Juden werden in Särgen bestattet, die Ritualsärge genannt werden. Die dürfen nur aus Holz bestehen. Keine Nägel oder kein Metall darf hier im Sarg verarbeitet sein. Die Toten werden dann in Tücher gewickelt und in diesen Sarg gelegt.

Särge haben eine genormte Größe. Das heißt, es gibt Vorschriften, wie breit oder lang ein Sarg sein darf. Allerdings gibt es auch extra breite und extra lange Särge – schließlich müssen ja auch sehr dicke oder sehr große Menschen begraben werden können.

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