Rinderversteigerung: Auf Fitnesswerte und äußeres Erscheinungsbild kommt es an So viel kostet der beste Bulle

Von Martina Bay
Andreas Leykauf ist zum ersten Mal auf einer Rinderversteigerung. Er verkauft seinen Bullen Valentin. Foto: le Foto: red

Einmal im Monat ist in Bayreuth Rinderversteigerung. Dann werden Kälbe, Kühe und Bullen verkauft. Die Bullen sind besonders gefragt. Schließlich sollen sie für den besten Nachwuchs sorgen. Dann kommen schnell mal fünfstellige Beträge zusammen.

 
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1800 Euro. Viel zu billig für Valentin. 1850 Euro. Wie er da steht, voll im Saft, das Fell shampooniert und geföhnt, die Klauen poliert. Pediküre für einen Bullen? 1900 Euro. Rinderversteigerung in Bayreuth. Landwirt Andreas Leykauf ist viel nervöser als Valentin. Sanft hat er ihm noch über den Rinderkopf gestreichelt, dann ins Rund der Tierzuchthalle der landwirtschaftlichen Lehranstalten geführt. 1950 Euro.

Fitnesswerte sind bei Bullen besonders wichtig

Valentin bleibt ganz cool. Leykauf ist von klein auf mit ihm spazieren gegangen. Deswegen sei er jetzt so friedlich. Valentin ist es gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen. Die vergangenen Wochen haben ihn angestrengt. Viele Besamungsstationen sind vorbeigekommen, um ihn sich anzuschauen. „Valentin hat sehr gute Klauen und Gelenke“, sagt Markus Stricker. Der Zuchtleiter vom Rinderzuchtverband Oberfranken schwärmt von Valentins Fitnesswerten. Zu den Fitnesswerten gehört unter anderem seine Zellzahl. Sie ist ein wichtiger Maßstab für ein gesundes Euter der weiblichen Nachkommen. Den Werten von Valentin entnehmen die Experten auch, wie schnell die Milch mal später bei den Kühen fließt. Getrimmt auf Höchstleistung. Den ganzen Tag.

5500 Euro. Um Valentin kämpfen zwei Besamungstechniker von unterschiedlichen Besamungsstationen. „Er hat sehr gute Zuchtwerte und vor allem ist er hornlos geboren“, sagt Johannes Wolf von der Besamungsstation in Wasserburg am Inn. Bei den Landwirten werden hornlose Rinder immer beliebter, weil sie Kälber haben wollen, die sie nicht mehr enthornen müssten.

400 Portionen Sperma liefert ein einjähriger Bulle in der Woche

6000 Euro. Seine ganze Bullenkraft entfaltet so ein Tier mit fünf, sechs Jahren. Ein einjähriger Bulle wie Valentin schafft in der Woche 300 bis 400 Portionen Sperma. Wenn er erwachsen ist, können 1000 Portionen Sperma in der Woche möglich sein. Der Bulle darf in der Besamungsstation nicht sofort in den Stall. Erst muss er für 35 Tage in Quarantäne. Dort wird er auf Seuchen und Krankheiten untersucht. Liefert der Bulle anschließend beim Test kein Sperma, geht es wieder zurück zum Landwirt. Stimmt die Leistung nicht, gibt’s das Geld zurück. Valentin ist in der Bringschuld.

7800 Euro, 7900 Euro. Valentin kommt aus Seulbitz. Bei der letzten Versteigerung wurde ein Seulbitzer Bulle für 41 000 Euro versteigert. „Zu einem Drittel ist die Zucht entscheidend, zu zwei Dritteln die Umwelt“, sagt Stricker vom Rinderzuchtverband Oberfranken. Mit Umwelt meint er die Fütterung, die Haltungs-und Stallbedingungen, wie viel Platz der Bulle hat und ob er weich liegen kann. Vielleicht spricht der Bauer auch viel mit ihm oder spielt ihm Musik vor. Kann alles helfen.

Wegen schönem Wetter war auf der Rinderversteigerung wenig los

Einmal im Monat findet die Rinderversteigerung in der Tierzuchthalle der Lehranstalten statt. Neben den Bullen werden auch Kühe und Kälber verkauft. Anne Simon hat zugeschlagen und fünf Kühe ersteigert. „Wichtig sind das Euter und der Preis“, sagt Simon. 1300 Euro hat sie für eine Kuh bezahlt. „Heute war es günstig“, sagt Simon. Das liegt am Wetter. Die Landwirte nutzen die sonnigen Temperaturen, um nach den regenreichen Tagen auf den Feldern zu arbeiten. Deswegen ist auf der Versteigerung weniger los als sonst.

16 000 Euro. Valentin geht mit seinem Besitzer in der Tierzuchthalle in die dritte Runde, es ist die letzte, seine letzte Chance auf einen noch höheren Preis. Jeder soll noch mal sehen, welch ein Prachtkerl er ist: 544 Kilogramm schwer, ein Jahr alt, diese Klauen, das glänzende Fell. Alles wird dann auf dem Bild zu sehen sein, wenn Valentin später für die Fotografen posiert. „Natürlich bin ich traurig, dass er weggeht. Ich habe viel Arbeit reingesteckt“, sagt Leykauf. Seine letzte Anstrengung: Er muss sich vor Valentins Abreise noch einen neuen Namen für seinen Bullen überlegen, weil auf der Besamungsstation in Wasserburg am Inn schon ein anderer Stier so heißt. Dort wird Valentin bald an seine Arbeit gehen. Verkauft! Für 18 000 Euro!

Ein Video über die Misswahl der Bullen sehen Sie hier:

Bilder