Sinnopoli: Umzug ins Liebesbier

Von Norbert Heimbeck
Das Bistro Sinnopoli öffnet jetzt erst um 11 Uhr, das von dort gewohnte Frühstück gibt's nun im Liebesbier. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Wo kann man in Bayreuth gut frühstücken? Häufige Antwort der Einheimischen auf diese Frage: Im Sinnopoli in der Badstraße. Seit Anfang Juli müssen Hungrige sich allerdings ein neues Ziel suchen: Das Sinnopoli-Frühstück ist ins Liebesbier umgezogen. Und Ende des Jahres ist dann komplett Schluss mit dem Sinnopoli.

 
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Auf der Facebookseite des Bistros hieß es am 22. Juni: „Genießen sie ein letztes Mal unser Frühstücksbuffet in Ihrem Sinnopoli ... ab 01. Juli sind wir dann im Liebesbier für Sie da, wo Sie auch gerne Ihre Sinnopoli-Gutscheine einlösen können.“ Thomas Wenk bestätigt den Wechsel. Der Gastronom, der auch das Liebesbier betreibt, sagt: „Wir haben im Liebesbier mit verschiedenen Stufen gearbeitet: Begonnen haben wir mit einer Abendkarte, letztes Jahr haben wir den Mittagstisch dazugenommen und jetzt bieten wir mit dem Frühstück ein Ganztagesprogramm an.“

Pachtvertrag endet

Da in der Badstraße der Pachtvertrag zum Jahreswechsel endet, hat sich Wenk entschlossen, Personal und Frühstücksangebot in das neue Lokal mitzunehmen: „Wir wollen im Liebesbier die gleiche Qualität bieten, wie wir das 26 Jahre lang in der Badstraße getan haben. Wir haben unsere Mitarbeiter mitgenommen und das komplette Frühstücksangebot. Wir haben sogar die Namen der Gerichte übernommen, obwohl sie nicht ins Liebesbier passen.“ Lieferanten und Preise sowie das Wochenendbuffet seien identisch. Mit diesem Vorgehen will man erreichen, dass sich die Sinnopoli-Stammgäste im neuen Lokal gleich heimisch fühlen.

Zum Gebäude in der Badstraße sagt Wenk: „Wir ziehen aus und hinterlassen das komplett eingerichtete Bistro. Herr Horstmann, dem das Haus gehört, hat vor einiger Zeit die Einrichtung gekauft und sucht jetzt einen neuen Betreiber. Der Name Sinnopoli gehört uns.“

Bekannte Vorteile "plus 1"

Wenks Konzept geht offenbar auf: „Am Donnerstag hatten wir 65 Frühstücksgäste hier im Liebesbier“, sagt Wenk, „das ist so viel wie an einem sehr guten Tag im Sinnopoli.“ Das neue Lokal verfügt über die gleichen Annehmlichkeiten wie das Bistro: Gäste können bequem vor der Haustür parken, es gibt einen schön eingewachsenen Garten und bei schlechtem Wetter können sie im Wintergarten sitzen. „Unser Plus im Liebesbier ist der Spielplatz“,sagt Thomas Wenk. Viele Frühstücksgäste seien Mütter mit Kindern, die die Abgeschlossenheit des Geländes zu schätzen wüssten.

Team ist jetzt komplett

Die bevorstehende Schließung des Sinnopoli wirft ein Schlaglicht auf den Personalmangel in der Gastronomie. Thomas Wenk sagt: „Nach eineinhalb Jahren sind wir jetzt im Liebesbier endlich an einem Punkt, wo wir das komplette Team mit Festangestellten beieinander haben. Vergangenen Sommer konnten wir den Biergarten nicht ganz öffnen, weil wir nicht genug Leute hatten.“ Problem im Liebesbier seien die langen Wege, die die Kellnerinnen zurückzulegen haben.

"Harter Job in der Küche"

Engin Gülyaprak ist Bezirksvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes Oberfranken (Dehoga) und betreibt in Bayreuth selbst ein Lokal. Er sagt: „Das Problem ist, dass in der Küche ein harter Job zu tun ist. Das halten auf Dauer nur wenige Leute aus.“ Außerdem würden andere Branchen höhere Löhne zahlen: „Ich habe einige Leute nicht gekriegt, weil die Post für Ferienjobs vier Euro pro Stunde mehr bezahlt.“ Die Gastronomie könne aber nicht mehr bezahlen, weil dann die Preise für Speisen und Getränke erhöht werden müssten. Ein weiteres Problem sei, dass Gastro-Mitarbeiter immer dann arbeiten müssten, „wenn die anderen feiern“.

Branche hat "tolle Berufe"

Das lässt Jan Körper, Sekretär bei der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) nicht gelten: „Die Branche hat auf ihre Personalprobleme nur eine einzige Antwort: Lohnkürzungen, Arbeitszeiten verlängern und Arbeitsbedingungen verschlechtern.Es kommt nicht von ungefähr, dass wir bei den Köchen eine Abbrecherquote von mehr als 50 Prozent nach dem ersten Lehrjahr haben.“ Viele Gastro-Mitarbeiter würden bei einem Jobwechsel gar eine neue Branche wählen: „Das ist schade, weil wir in der Gastronomie tolle Berufe haben.“

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