Sinn und Unsinn der Förderlizenzen

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Torhüter Marco Eisenhut (rechts) stand den Bayreuthern in den Playoffs nicht mehr zur Verfügung. Das Problem: Er saß zuvor in zwei Pre-Playoffspielen der DEL auf der Bank. Foto: Peter Kolb Foto: red

Vizemeisterschaft und sportlicher Aufstieg in die DEL2 – die positiven Aspekte überwogen in der abgelaufenen Oberliga-Saison des EHC Bayreuth. Dennoch sorgte ein Punkt für Unmut: die Förderlizenzregelung. Um vor den Playoffs Unruhe zu vermeiden, hielten sich die EHC-Verantwortlichen lange zurück. Jetzt machen sie ihrem Ärger Luft und äußern Kritik am Deutschen Eishockeybund (DEB).

 
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„Der DEB gibt sehr viel Geld für die Nachwuchsförderung im deutschen Eishockey aus“, sagt EHC-Teammanager Dietmar Habnitt. „Aber die billigste Variante – die Förderlizenzen – ist nicht durchdacht und unflexibel. Das ist anderen Ländern besser organisiert. Bei uns wird man ja noch dafür bestraft, dass man jungen Talenten Spielpraxis geben will.“

Der Hintergrund: Der EHC hatte vor allem auf der Torhüterposition auf Förderlizenzspieler gesetzt. Neben Julian Bädermann und Friedrich Hartung bauten die Tigers auf zwei Talente von Kooperationspartnern. Marco Eisenhut (ERC Ingolstadt) kam auf elf Hauptrundeneinsätze, Johannes Wiedemann (Lausitzer Füchse) auf acht. Für die Spielberechtigung in den Playoffs müssen die Förderlizenzspieler mindestens zehnmal in der Hauptrunde beim Oberligisten auf dem Eis gestanden haben. Wiedemann gelang das nicht, da er beim personell arg gebeutelten Zweitligisten aus Weißwasser oft zum Stammpersonal gehörte.

Eisenhut war aus einem anderen Grund für die Oberliga-Playoffs gesperrt: Er gehörte in den DEL-Preplayoffs zum Ingolstädter Kader. Obwohl er keine Sekunde auf dem Eis stand, war die Spielberechtigung für die Oberliga damit aufgehoben. „Dabei hätte Eisenhut bei uns viel Erfahrung sammeln können, indem er in den hochwertigen Spielen auch Verantwortung übernehmen muss“, sagt Habnitt. „Aber nein, man legt mit diesen Durchführungsbestimmungen den jungen Spielern lieber Steine in den Weg.“

Diese Kritik kontert DEB-Ligenleiter Oliver Seeliger: „Die beiden Kooperationspartner müssen vor der Saison genau besprechen, wie sich ein Spieler am besten fördern lässt. Eine Förderung ist es sicher nicht, wenn er überwiegend in der DEL auf der Bank sitzt. Und wir haben die Durchführungsbestimmungen ja auch gelockert.“ Damit spielt Seeliger auf den Paragrafen an, dass ein Förderlizenzspieler, der 25 Hauptrundenspiele beim Oberligisten absolviert hat, auch nach Playoff-Einsätzen für den höherklassigen Verein noch für die dritte Liga spielberechtigt ist.

Ausleihen als bessere Variante?

25 Einsätze bei 40 Hauptrundenspielen kämen aber eher einer Ausleihe gleich. Für Seeliger wäre das auch die bessere Variante: „Jedes Talent sollte da spielen, wo es leistungsmäßig hingehört und es sich weiterentwickeln kann. Ich halte nichts davon, wenn Vereine unter dem Deckmantel der Förderlizenzen Talentsicherung betreiben.“ Eine Ausleihe wäre für ihn dagegen eine „wunderbare Sache“, allerdings müssten dann die Vereine ihre Kaderplanungen anders gestalten. Gelungene Beispiele aus anderen Sportarten gibt es diesbezüglich: So wurde Fußball-Weltmeister Philipp Lahm von Bayern München zunächst an den VfB Stuttgart ausgeliehen, bevor er anschließend beim deutschen Rekordmeister durchstartete.

Zudem kritisiert Seeliger, dass Förderlizenzen in der Vergangenheit zur Wettbewerbsverzerrung genutzt wurden. So habe sich Duisburg vor einigen Jahren in den Playoffs mit so vielen jungen DEL-Spielern verstärkt, dass das Playoff-Team nicht mehr mit der Hauptrundenmannschaft vergleichbar war. „Damals war der Aufschrei groß, deswegen mussten wir die Regeln verschärfen“, sagt Seeliger. „Und die Regeln sind ja bekannt.“

Künftig "mehr Absicherung"

„Aber sie werden zu spät kommuniziert“, erwidert Habnitt. „Im August muss ich meine Kaderplanung fertig haben.“ In der Tat sind die Oberliga-Durchführungsbestimmungen, die sich auf der DEB-Homepage finden, auf den 15. September 2015 datiert. „Unser Fehler war, dass wir nach Gesprächen im Sommer darauf vertraut haben, dass die Förderlizenzregeln entscheidend gelockert werden“, sagt Habnitt und fügt zum Argument Wettbewerbsverzerrung hinzu: „Mir kann doch niemand erzählen, dass ein 20-Jähriger auf den Ausgang der Playoffs entscheidenden Einfluss nimmt. Entweder man will den Nachwuchs fördern, oder eben nicht.“ Und wird das der EHC tun, in dem er sich nochmals auf das Förderlizenzsystem einlässt? „Jein“, sagt Habnitt. „Wenn, dann brauchen wir künftig mehr Absicherung.“ In der abgelaufenen Saison sei alles gut gegangen, aber der Teammanager hätte nicht den Aufschrei hören wollen, wenn wegen Torhüterproblemen in der ersten Playoff-Runde das Aus gekommen wäre.

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