Simmler: „Man muss offen reden“

Von Rainer Maier
Barrierefreie Vorstellung: Birgit Simmler bei der Pressekonferenz im Rathaus Wunsiedel. Zu ihrer Linken Karl-Willi Beck, zur Reechten Verwaltungschef Harald Benz. Foto: Florian Miedl Foto: red

Gesucht in Wunsiedel und Umgebung: fünf Zimmer mit kleinem Garten, hübsch und mit viel Atmosphäre; Bezug im September 2017; Nutzungsdauer: zunächst vier Jahre, mit Option auf Verlängerung. Birgit Simmler wird künstlerische Leiterin der Wunsiedler Luisenburg-Festspiele. Und sie will bleiben.

 
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Birgit Simmler will Nägel mit Köpfen machen. Sie will nicht nur „Teilzeit-Oberfranke“ sein, wie der aktuelle Luisenburg-Intendant Michael Lerchenberg. Die designierte Lerchenberg-Nachfolgerin will Vollzeit-Wunsiedlerin werden. Ihren Mann und ihren dann achtjährigen Sohn bringt sie beim Umzug nächstes Jahr gleich mit.

Mit den Franken, sagt sie, werde sie schon zurechtkommen. Auch von den Menschen in Hssen, aus dem Landstrich rund um Biedenkopf, der Hinterland heißt, habe man behauptet, sie seien scheu, unnahbar und maulfaul. „Quatsch“, sagt Birgit Simmler. „Meine Erfahrung ist: Man muss nur mit den Leuten offen reden.“

Und das tut sie auch, gleich bei ihrer ersten Pressekonferenz im Fichtelgebirge. Ohne Barrieren, denn hinter dem wuchtigen Tisch im Sitzungssaal des Rathauses bleibt sie nicht lange sitzen. Sie geht nach vorn, auf die Pressevertreter zu, setzt sich dann auf die Tischplatte vor Bürgermeister Karl-Willi Beck und lässt entspannt die Beine baumeln, während sie ie Fragen beantwortet.

Land hat Charakter

Birgit Simmler erzählt von ihrem Leben, von den Stationen als Theatermacherin in New York, Berlin und Wien. Und von der Entscheidung – „ein ungewöhnlicher Schritt“ – dann doch aufs Land zu gehen: nach Hallenberg als Regisseurin, dann nach Biedenkopf als Kulturreferentin. „Die Identität von Orten findet man im Ländlichen oft besser als im Städtischen“, erläutert sie.

In Biedenkopf etabliert sie 2013 die Schlossfestspiele mit historischen Stoffen aus der Region: „Das wurde sehr schnell sehr kultig“, sagt sie, nicht ohne Stolz. „So etwas würde ich gerne auf dieser sehr speziellen Bühne hier auch entwickeln: Eigene Stoffe, die man in der Region findet.“ Kein Stress, nicht gleich im ersten Jahr. Aber: „2019 sollte schon eine Uraufführung dabei sein.“

Ein Mann für die Verwaltung

Im Hintergrund sitzt Bürgermeister Beck und lächelt zufrieden. „Wir sind uns sehr sicher, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben“, hatte er eingangs gesagt. Zum ersten Mal in der gut 125-jährigen Geschichte der Festspiele werde eine Frau an der Spitze stehen – als Teil einer „Teamlösung“. Denn die Machtfülle ihres Intendanten-Vorgängers wird Birgit Simmler als Künstlerische Leiterin nicht mehr haben. An ihrer Seite wird Harald Benz als Festspiel-Verwaltungschef die Strippen ziehen. „Darüber freue ich mich“, sagt Birgit Simmler. „Der kann dann all das machen, was mir keinen Spaß macht.“ Alle lachen. Die Chemie scheint zu stimmen.

Mehr Luisenburg in der Stadt

Benz sagt, es werde sich wohl einiges ändern, aber die Luisenburg als Marke werde bestehen bleiben, als Garant für bestes Theater zwischen grandiosen Felsen, als künstlerisches Angebot von Open-Air-Vielfalt für jedermann. „Das wird sie weitertragen“, sagt er und schaut Birigt Simmler an. Die nickt. Die „vier Säulen“ der Eigenproduktionen – Familienstück, Volksstück, Klassiker und Musical – werde sie „auf jeden Fall weiterführen“, ebenso die Gastspiele von Oper, Operette und bekannten Bands sowie die Reihe „Luisenburg Xtra“ im Museumshof. Und vielleicht auch an anderen Spielorten im Stadtgebiet. „Ich suche schon Locations, wo man was machen könnte“, sagt Simmler. „Ich werde da eher auf eine Erweiterung des Angebots zusteuern. Mir geht es um eine noch engere Verzahnung der Luisenburg mit der Stadt.“ Schließlich müsse die Kommune als Träger der Festspiele auch profitieren. Bei diesem Vorhaben werde ihr ihre Erfahrung als Kulturreferentin von Biedenkopf „sehr zupass“ kommen. „Man kann noch was draufsatteln“, sagt sie. „Nicht nur zur Festspiel-Zeit.“

Keine Scheu vor Vergleichen

Dass sie am erfolgreichen Vorgänger gemessen werden wird, macht Simmler keine Angst. „Ich habe von mir aus den Anspruch, es auf der Luisenburg so gut zu machen, wie ich es eben kann. Ob das dann besser, schlechter, genauso gut oder einfach anders ist, das müssen andere beurteilen.“ Sie werde auch während der letzten Saison der Ära Lerchenberg oft in Wunsiedel sein. Sie hoffe auf einen intensiven Austausch mit dem Vorgänger. Immerhin sei allein schon die Navigation in den unterirdischen Felsengängen des Luisenburg-Betriebsgebäudes eine Herausforderung für jeden Neuling.

Ihre Leistung wird auch am Zuschauer-Zuspruch gemessen werden. „So ist das eben bei Festivals“, sagt Simmler. Sie wolle „ordentliche Auslastungszahlen liefern“. Bürgermeister Beck ergänzt, ein Budget von viereinhalb bis fünf Millionen Euro werde auch ihr zur Verfügung stehen. „Es gibt keinen Grund, das in irgendeiner Weise einzugrenzen.“

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