Neue Seelsorgerin bei Regens Wagner

Von Andrea Munkert
Seit kurzem ist Silke Vollath bei Regens Wagner in Michelfeld für die Seelsorge zuständig. Foto: red Foto: red

Sie mag Mittelaltermärkte, die Musik der Gothic-Szene und vor allem die Arbeit am Nächsten. Seit sechs Wochen ist Silke Vollath bei Regens Wagner für die Seelsorge zuständig und leitet sie. Ein verantwortungsvoller und ungewöhnlicher Job für eine 27-Jährige, die vorher Angestellte einer Bank war.

 
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Vollath ist in Weiden geboren. Sie wuchs in Erbendorf auf – „doch meine halbe Verwandtschaft lebt in Kirchenthumbach“. Nach der Schule entschied sich die junge Frau für eine Ausbildung zur Bankkauffrau. Doch schnell merkte sie, dass ihr der Job nichts gibt, sie nicht erfüllt: „Es hat für mich null Sinn gemacht, den ganzen Tag mit Geld umzugehen. Das ist nichts Produktives, denn: Was kommt am Ende des Tages dabei raus?“ Das gehe vielen so: Nach solch einem Job sehnen sie sich nach einer Aufgabe mit Nachhaltigkeit, einem Dienst am Menschen.

Studium der Religionspädagogik

Nach Abschluss der Lehre, „das bricht man ja dann auch nicht ab“, entschied sich Vollath folglich für ein Studium der Religionspädagogik. Dafür ging sie nach Eichstätt und unterrichtete als Teil des Studiums zwei Jahre lang im Kirchendienst. Doch auch da stellte sie fest: Irgendetwas fehlt – nämlich die losgelöste Nähe zum Nächsten, die Direktheit, gerade spirituell mit dem Anderen in Kontakt zu treten. „Ich habe außerdem gemerkt, dass ich im Schuldienst irgendwann ausbrennen würde“, sagt sie. Daher entschied sie sich, sich für die Stelle als Seelsorgeleiterin bei der Regens-Wagner-Stiftung zu bewerben. „Ich habe sehr gehofft, diesen Job zu bekommen“, sagt sie.

Mit Diplomarbeit beschäftigt

Gut ein Jahr war die Stelle der Seelsorgeleitung unbesetzt. „Schon im vergangenen Jahr habe ich die Ausschreibung gesehen , doch da war ich noch mit meiner Diplomarbeit beschäftigt und habe gehofft, dass sie noch nicht vergeben ist, bis ich soweit bin“, erinnert sich die junge Frau.

Nicht nur die seelsorgerische Leitung, sondern auch für Teile der Öffentlichkeitsarbeit – darunter die Hauszeitung, Plakate und mehr –, ist Vollath zuständig. Sie betreut die Ehrenamtlichen, die dringend Nachwuchs zur Unterstützung brauchen. Oder sie macht Musik mit den Bewohnern, geht mit ihnen spazieren, zeigt ihnen gymnastische Übungen. Die Stelle als Seelsorgerin sei als Ergänzung zu der gleichen Stelle in der Kirchengemeinde zu sehen. Dort ist der Diakon dafür zuständig. „Er ist aber vor allem mit Liturgie und den Gottesdiensten befasst, ich hingegen wirke im Hintergrund: Ich bereite Sachen vor, mache die Einführung oder gestalte das Kirchenjahr. Ich fokussiere mich auch auf die Gesinnung im weitesten Sinne. Aber natürlich zählen auch die klassischen seelsorgerischen Tätigkeiten zu meinem Job“, erklärt sie.

Kurz nach dem sie angefangen hatte, sind zwei Bewohner gestorben. Vollath hat die die Beerdigung vorbereitet, den Lebenslauf und ein paar Gedenkworte verfasst, sowie das Geschehen mit den Bewohnern verarbeitet. Harter Tobak für eine junge Frau – und doch sagt Vollath: „Ich war in Erbendorf lange Ministrantin – habe also viele Beerdigungen miterlebt. Sterben gehört zum Leben dazu.“

Kraft und Stärke für diese Aufgaben schöpfe sie draußen in der Natur: „Die Ruhe dort erfüllt mich. Die Franziskaner loben die Natur als Teil der Schöpfung. Dieser Gedanke hat mich schon früh angesprochen. Deswegen bin ich mit 16 Jahren auch nach Assisi gegangen, um dem franziskanischen Geist näher zu kommen, dem ich mich schon immer sehr nahe gefühlt habe.“

Spaß hat sie an Mittelalterspektakeln und -märkten, in ihrer Freizeit besucht sie auch Gothic- oder Heavy-Metal-Festivals, etwa in Dinkelsbühl. Auch ihre Abschlussarbeit an der Uni hat sie über die Religion in der Gothic-Szene geschrieben. Denn auch die Schwarz-Träger befassen sich intensiv mit der Sinnsuche, sie halten an alten Göttern und alten Ritualen fest.

Entweder im Fußballklub oder Ministrant

Silke Vollath ist Religion schon immer nah und wichtig gewesen. „In meiner Verwandtschaft habe ich mehrere Pfarrer und von meinen Eltern habe ich eine gesunde Religiosität anerzogen bekommen. Letztlich ist es doch so: Als Jugendlicher bist du entweder im Fußballklub oder Ministrant“, sagt sie.

Der Wunsch, spirituell zu arbeiten, sei ein Prozess gewesen, der sich mit ihren Erfahrungen immer lauter zu Wort gemeldet hat. Wie eine innere Stimme. Nach der Ausbildung bei der Bank ist sie für ein Vierteljahr zum Jugendtreff nach Taize gegangen und war auch eine Zeit lang im Mutterhaus der Dillinger Franziskanerinnen. „Mir hat es immer gut getan, Gebete zu besuchen, ich mag das Beruhigend daran.“ Während des Studiums hat Vollath auch in einer heilpädagogischen Einrichtung in Irchenrieth mit Menschen, die eine Behinderung haben, gearbeitet. „Vorher hatte ich nie Kontakt“, sagt sie.