Anspannung bei den 1200 Beschäftigten des Healthcare-Werks Siemens-Umstrukturierung trifft auch Kemnath

Von Udo Fürst
 Foto: red

Die Nerven der Siemensianer werden wieder einmal stark strapaziert dieser Tage. Schuld daran ist das geplante Umbauprogramm „Vision 2020“. „Wir sind zwar noch recht gelassen, warten aber gespannt auf das, was kommt. Prinzipiell sind solche Situationen immer etwas beunruhigend“, schildert Betriebsratsvorsitzender Harald Tretter die Gefühlslage der knapp 1200 Beschäftigten im Siemens Healthcare-Werk in Kemnath.

 
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Konzernchef Joe Kaeser will Siemens mit der neuen Struktur „Vision 2020“ im internationalen Wettbewerb schlagkräftiger machen. Die Verwaltung soll schlanker werden, die Kosten will Kaeser bis zum Herbst 2016 um eine Milliarde Euro drücken. Viele der 360 000 Mitarbeiter betrachten die geplante Umstrukturierung bei Siemens mit großer Sorge. Sie müssen sich nach zahlreichen Spar- und Sanierungsprogrammen der vergangenen Jahre erneut auf Einschnitte gefasst machen. Vor allem durch die Auflösung der bisherigen vier großen Konzernsektoren sollen Verwaltungsebenen gestrichen werden. Betroffen dürften diesmal vor allem Stellen in der Verwaltung sein. Bereits im Rahmen eines Sparprogramms „Siemens 2014“ hatte das Unternehmen insgesamt 15 000 Stellen gestrichen.

Insider vermuten, dass nach der kleinen, aber feinen Hörgerätesparte auch die Medizintechnik an die Börse gebracht werden soll. Offiziell soll „Healthcare“ künftig mehr Eigenverantwortung erhalten und selbstständiger geführt werden. Ein Konzernsprecher sagte gestern gegenüber dem Kurier: „Es bleibt erst einmal alles so, wie es ist. Healthcare läuft ja gut.“ Die Neuausrichtung habe keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Standorte. „Vielmehr können wir unsere Besonderheiten noch stärker für uns nutzen. Aber alles weiterhin unter dem Dach Siemens.“

Die Ungewissheit macht den erst kürzlich wiedergewählten Betriebsratsvorsitzenden schon ein bisschen nervös. Da hat auch die Videobotschaft, die Joe Kaeser am Dienstag an alle Siemens-Standorte übermittelte, nicht viel geholfen. „Ich glaube zwar nicht an großartige Auswirkungen. Aber bei so großen Konzernen kann man nie sicher sein. Irgendwoher muss die Milliarde ja kommen, die man einsparen will“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Harald Tretter. Man müsse jetzt einfach abwarten bis zum ersten Treffen des Wirtschaftsausschusses am kommenden Mittwoch. Dort dürften dann erste Details des Programms bekannt werden. Harald Ott, der erste Bevollmächtigte des für Siemens Kemnath zuständigen IG Metall-Bezirks Oberpfalz Nord geht davon aus, dass keine Arbeitsplätze am Standort betroffen sind.

Kemnath ist eine der modernsten Fertigungsstätten des Healthcare Sectors der Siemens AG mit rund 1200 Beschäftigten. Dort werden Komponenten für Computertomographie, Angiographie und Radiographie, Teile für Systeme zur In-vitro-Diagnostik oder Komponenten für High-End-Systeme im Katheterlabor entwickelt und gefertigt

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