Ein Rap als Geburtstagsgruß Sieger der Wettbewerbe zum Wagner-Jahr gekürt

Von Christina Fleischmann
 Foto: red

Sie sind aber auch schwer zu bekommen, diese Festspielkarten. Die Brüder Aaron und Raphael Haas haben ihre eigene Lösung: Die Tickets per Computer einfach selber machen, mit der Vespa von Ellwangen nach Bayreuth flitzen und sich, in weißen T-Shirts und mit Kopfhörern im Nacken, in eine Wagneroper schmuggeln. Das klappt – in ihrem Video zumindest.

 
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Mit „Ticketwahn“ haben sie am Sonntag den Kurzfilmwettbewerb „Happy Birthday, Richard Wagner!“ gewonnen. Und damit eine Siegerprämie von 5000 Euro.

Die Entscheidung war knapp, sagte Katharina Wagner, Leiterin der Bayreuther Festspiele. In der Jury saßen neben ihr TV-Produzent Markus Spona, Michael Thomas, Geschäftsführer der Thomas Filmtheater GmbH, und Joachim Braun, Chefredakteur des „Nordbayerischen Kuriers“. Zehn Kurzfilme wurden am Sonntagabend im Cineplex gezeigt, darunter Animationsfilme, Musikvideos und Experimentelles. Manche Filmemacher packten Richard Wagners gesamtes musikalisches Schaffen in ein paar Minuten.

„Fe-Lie-Ri-Ho-Ta-Loh-Tri-Mei-RING-Pars“

Peter Babnik aus Koblenz zum Beispiel. Sein Kurzfilm „Fe-Lie-Ri-Ho-Ta-Loh-Tri-Mei-RING-Pars“ vereint schon im Titel die Anfangssilben aller Wagneropern – „das Gesamtkunstwerk in einer Zeile“, so Babnik. Im Video sitzt er an einem Flügel und spielt seinen Studenten das selbst komponierte Werk vor. Als Singer-Songwriter bezeichnet sich Babnik selbst. Wagner sei das in gewisser Weise ja auch gewesen.

Der Theaterclub Ideenreich des Hegel-Gymnasiums Magdeburg nahm mit einer abgefilmten Papiertheatervorstellung am Wettbewerb teil. Sieben Fünftklässler spielten mit ihrer Lehrerin Wagners „Liebesverbot“ mit kleinen Pappfiguren nach. Für Wagner war die Premiere des Stücks in Magdeburg damals ein Misserfolg. Die witzige Interpretation der Schüler nicht. Im Gegenteil: Für den Kurzfilm gab es viel Beifall. Wie die Schüler den Wagner denn fänden, fragte Moderator Christian Höreth nach der Filmvorführung. „Also der ist nicht schlecht“, antwortete einer.

Sieg knapp verpasst

Knapp den Sieg verfehlte Madeleine Röbens Wagner-Geburtstagsvideo. Darin gratulieren animierte Noten dem Bayreuther Meister zum Geburtstag, am Ende spielen sie ihm ein kurzes Jazz-Ständchen. „Großes Kino“, so das Fazit von Jurymitglied Michael Thomas. Das fanden auch die Zuschauer, die am Ende der Filmvorführungen ihren Favoriten wählen konnten. Der Kurzfilm der 16-jährigen Madeleine bekam die gleiche Stimmenzahl wie der von Familie Haas.

Am Ende kürte die Jury deren Video zum Sieger. „Ticketwahn“ ist halb Film, halb Musikvideo. Denn: Immer wieder sind die beiden Brüder zu sehen, wie sie sich rappend durch den Festspielpark bewegen. Den Text über Richard Wagner haben die beiden selbst verfasst, eine passende Musik daruntergelegt. Die Idee zum Rap hatte Aaron, der jüngere der beiden Brüder. Drei Wochen hat Familie Haas an dem Kurzfilm gearbeitet, ist dafür im April extra von Ellwangen nach Bayreuth gefahren. Die Zeit mit Wagner hat geprägt. „Ich find Eminem immer noch geil, und Wagner ist jetzt auch cooler geworden“, resümierte Aaron.


Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Dienstagsausgabe (30. Juli) des Nordbayerischen Kuriers.