Sieg der Allianz gegen Neonazis

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Matthias Frisch ist erleuchtert: Die Braunen blieben erstmals Schwarzach fern. Foto: Eschenbacher Foto: red

Der braune Spuk, der das kleine Schwarzach seit drei Jahren in Atem hält, scheint erst einmal vorbei zu sein: Damit ist das Dorf, Teil der Gemeinde Mainleus, der zweite Ort in Oberfranken, dem es gelingt, eine NPD-Veranstaltung zu verhindern.

 
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Schon aus Rottenbach im Landkreis Coburg musste sich die rechtsextreme Partei zurückziehen. Dort plante sie im April ihren Bundesparteitag. Aber Bauarbeiten am Versammlungsort verhinderten das Vorhaben. Eine Klage beim Verwaltungsgericht Bayreuth blieb erfolglos. Gegen den Bescheid des Landratsamts Kulmbach, der den Rechten ihren Landesparteitag und Bayerntag in Schwarzach untersagte, gingen sie gar nicht mehr juristisch vor.

Das Bündnis gegen Rechtsextremismus, Einheimische, Gewerkschafter, Politiker, Kirchenvertreter: Sie alle feiern den Rückzug der Rechten am Samstag mit einem friedlichen Protestzug und einer Kundgebung. Schilder an Brückengeländern und Zäunen signalisieren: „Kein Ort für Nazis". Vor der Metzgerei Eisenhut haben Mitglieder der Bürgerinitiative und des Bündnisses Kunterbunt Biertischgarnituren aufgebaut, es gibt Bratwürste und laute Musik dröhnt aus den Boxen.

Bei den Vorbereitungen half auch Matthias Frisch, der sagt, es sei für ihn eine Selbstverständlichkeit, sich zu Internationalität, Vielfalt und Frieden in der Welt zu bekennen. „Ich habe viele Musikerfreunde und bin ein weltoffener Mensch", sagt Frisch, der mit einer ungarischstämmigen Frau verheiratet ist. Er ist erleichtert, dass die Anspannung der letzten Tage vorbei ist, in denen nicht klar war, wie sich rechtsextreme Partei verhalten würde. Doch Schwarzach bleibt verschont, keine Neonazis lassen sich in dem Ort blicken. „Wir haben es endlich geschafft, gemeinsam mit den Behörden und Raffinesse die Rechtslage für uns zu nutzen", sagt Frisch. „Denn wir haben auch unsere Hausaufgaben gemacht." Die Dorfgemeinschaft, Gemeinde und Kreisbehörde haben ein deutliches Zeichen gesetzt: „Ich hoffe, dass unser Sieg langfristig ist."

Vorsichtiger äußert sich Landrat Klaus Peter Söllner, der die Schwarzacher unterstützt: „Ich würde von einem Etappensieg sprechen. Unser Bescheid war wasserdicht und offensichtlich so gut begründet, dass nicht mal eine Klage einging." Er marschiert mit den Demonstration zu der „Nazi-Wiese", die in diesem Jahr leer bleibt. Der Nachbar hatte aus Sorge um seine Ernte und wegen des Hochwassers auf der Wiese das Parken dort verboten. Auch Pfarrer Eckehard Weiskopf ist dabei, der sagt, dass die Absage Mut mache. Womöglich sei der finanzielle Aufwand für eine Klage zu hoch gewesen? Es sei ein gutes Signal, dass alle vom Bürgermeister bis zur Polizei an einem Strang ziehen, so Söllner. „Bis zuletzt haben wir dem Frieden nicht getraut."

Am Ortseingang, an der Wiese und am Kundgebungsplatz: Überall zeigt die Polizei Präsenz. „Wir hätten nicht zugelassen, dass die NPD das Verbot umgeht", sagt Polizeihauptkommissar Georg Löffler. Das tat sie aber nicht.So wurde aus der Gegendemonstration schnell ein Bürgerfest. Nur am Haus des NPDlers, der seine Wiese den Rechten verpachtet, werden die Pfiffe und Rufe lauter. Der 19-jährige Mainleuser Tobias Oppelt bedauert ein wenig, dass nicht noch mehr Jugendliche in seinem Alter gekommen sind: „Ich will nicht, dass Nazis hier oder irgendwo anders sind." Das Ehepaar Rainer und Ingrid Lux aus Kulmbach verfolgt die Ansprachen der Bündnis-Vertreterinnen Tina Krause und Tina Kummer. „Wir wohnen noch nicht lange in der Gegend und finden es toll, was für Arbeit hier geleistet wird. Es zeigt, dass Widerstand nicht zwecklos ist", sagt Ingrid Lux. „Der Name Schwarzach hat Geschichte gemacht." Dazu passt das Lied, dass eben gespielt wird: „Wind of change".

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