Sicherheit ist der große Trumpf

Von Stefan Linß
Im Vergleich der Regionen hat der Landkreis Kulmbach in dem Bereich Sicherheit und Gesundheit einige Vorteile. Die Statistik der Polizei bestätigt die Ergebnisse einer neuen deutschlandweiten Studie im Auftrag des ZDF. Foto: Stefan Linß Foto: red

Ein Rang im vorderen Mittelfeld springt diesmal für den Raum Kulmbach raus. Im neuesten Ranking gibt es überwiegend gute Noten für die Region. Das ZDF hat zusammen mit Regionalwissenschaftlern der Prognos AG eine Rangliste der Regionen veröffentlicht. In der großen Deutschland-Studie von ZDFzeit stehen die Kategorien "Arbeit und Wohnen", "Freizeit und Natur" sowie "Gesundheit und Sicherheit" im Mittelpunkt. Es geht um die Frage: "Wo lebt es sich am besten?" Im Vergleich mit den oberfränkischen Nachbarn schneidet Kulmbach meist besser ab.

 
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Vor wenigen Monaten hatte das Magazin Focus sein Ranking der Regionen veröffentlicht und dabei das Kulmbacher Land positiver eingestuft als beim dem Landkreis-Vergleich drei Jahre zuvor. In den Kategorien "Wachstum und Jobs", "Firmengründungen" und "Einkommen und Attraktivität" lief es zwar bestenfalls durchschnittlich. Dafür belegte Kulmbach im Bereich "Produktion und Standortkosten" Platz 118 und kam bei der Kategorie "Lebensqualität" bundesweit sogar auf Rang 20. Insgesamt lag der Landkreis im Focus-Ranking auf Rang 187.

Verträumte Dörfer, malerische Schlösser

Bei der Studie von ZDFzeit reicht es nun für Platz 168 und eine insgesamt recht gute Gesamtplatzierung. Immerhin 233 Landkreise und kreisfreie Städte schneiden somit schlechter ab als Kulmbach. Fränkische Gastwirtschaften, verträumte Dörfer und malerische Schlösser zwischen fränkischer Schweiz, Fichtelgebirge, Frankenwald und Oberem Maintal - dadurch zeichne sich das Kulmbacher Land aus, heißt es in der Studie.

Ausgezeichnet ist auch das Thema "Gesundheit und Sicherheit". In dieser Kategorie liegt der Landkreis deutschlandweit sogar auf Rang 86. Die Regionalwissenschaftler haben unterschiedliche Faktoren berücksichtigt, unter anderem die geringe Zahl an Wohnungseinbrüchen, die vergleichsweise niedrige Kinderarmut und Altersarmut sowie die hohe Dichte an Rehakliniken. Auch bei den Feinstaub- und Stickstoffdioxid-Jahresmittelwerten und bei der Ozonbelastung kommt Kulmbach relativ gut weg.

Viele Dicke, viele Raucher

Allerdings gibt es in der Kategorie Gesundheit noch einige Punkte, die Kulmbach schlecht dastehen lassen. Beispielsweise ist die Lebenserwartung relativ niedrig, dafür die Zahl der übergewichtigen Menschen und der Raucher hoch. Außerdem produzieren die Haushalte im Landkreis mehr Müll als die meisten anderen in Deutschland.

"Eine gute Sicherheitslage ist sicherlich ein Bestandteil einer hohen Lebensqualität", bestätigt Udo Roppelt vom Polizeipräsidium Oberfranken in Bayreuth. Die oberfränkische Polizei sei auch weiterhin bestrebt, diesen Standard zu erhalten. Allerdings zeige jede Statistik nur die objektive Sicherheit. "Viel wichtiger erscheint für uns die Frage, wie sicher fühlen sich die Bürgerinnen und Bürger. Deshalb ist auch das subjektive Sicherheitsgefühl für die oberfränkische Polizei von Bedeutung. Wir werden uns auch in diesem Bereich, insbesondere durch Präsenz, stark engagieren", verspricht Udo Roppelt.

Aufklärungsqoute bei Verbrechen hoch

Nicht nur die ZDF-Studie sieht für die Region das Thema Sicherheit als großen Trumpf. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die oberfränkische Kriminalstatistik. "Bei der Anzahl der registrierten Straftaten in Oberfranken ist 2017 ein Rückgang zu verzeichnen", sagt der Polizeisprecher. Gleichzeitig sei die Aufklärungsquote in Oberfranken mit 69,9 Prozent die höchste in ganz Bayern. "Hier hat auch die Bevölkerung einen nicht geringen Anteil dazu beigetragen. Die Wahrscheinlichkeit, in Oberfranken Opfer einer Straftat zu werden, liegt unter dem bayernweiten Schnitt", sagt Udo Roppelt.

Anfang des Jahres hatte das Focus-Ranking den Raum Kulmbach bundesweit auf Platz 20 bei der Kategorie "Lebensqualität" eingestuft. Unter diesem Punkt waren wie bei der ZDF-Studie mehrere Einzelindikatoren der Bereiche Gesundheit und Sicherheit zusammengefasst. Die Straßenkriminalität und der Wohnungseinbruchsdiebstahl zählten dazu, ebenso das Arbeitskräftepotenzial, die gleiche Entlohnung für Frauen und Männer, die Altersarmut, die Krankheitstage bei Betriebskrankenkassen, die kommunalen Steuereinnahmen und als Umweltindikator die Stickstoffminderung im Sickerwasser. Zusammengenommen sind das die Faktoren, bei denen Kulmbach weitaus bessere Noten erhält als die meisten anderen deutschen Landkreise.

Es fehlt an Erholungsflächen

Um an die Spitze aufzurücken, müsste sich der Landkreis vor allem im Bereich "Natur und Umwelt" steigern. Die aktuelle Deutschland-Studie von ZDFzeit sieht Kulmbach in dieser Kategorie bundesweit nur auf Rang 250. Es fehle vor allem an Erholungsflächen, schreibt die Studie. Beim Anteil der Erholungsfläche an der Gesamtfläche erreicht Kulmbach unter den 401 Landkreis den 365. Rang. Vergleichsweise gut sind die Ergebnisse bei der Wahlbeteiligung, bei den Eheschließungen, der Ganztagesbetreuung für Kinder, der Vereinsdichte sowie der Bar- und Restaurantdichte.

In der Kategorie "Arbeit und Wohnen" erreicht Kulmbach bei der ZDF-Studie Rang 167. Vor allem dank der günstigen Mietpreise und der vergleichsweise großen Wohnfläche je Einwohner erhält der Landkreis diese gute Einstufung.

Bayreuth auf Platz 89

Mit Platz 168 im Gesamtranking kann sich Kulmbach in Oberfranken insgesamt gut behaupten. Nur die Städte Bamberg (Rang 30), Coburg (Rang 38) und Bayreuth (Rang 89) sowie die Landkreise Forchheim (Rang 91) und Lichtenfels (Rang 139) erhalten eine bessere Platzierung in der Deutschland-Studie von ZDFzeit. Dahinter folgen der Landkreis Bamberg (Rang 170), der Kreis Coburg (Rang 187), der Kreis Hof (Rang 212), der Kreis Bayreuth (Rang 229), der Kreis Kronach (Rang 236), der Kreis Wunsiedel (Rang 249) und die Stadt Hof (Rang 303).

Deutschlandweit lebt es sich am besten in München, sagt die ZDF-Studie. Die bayerische Landeshauptstadt erreicht den Spitzenplatz und liegt im Bundesvergleich vor Heidelberg, Starnberg, Potsdam und Garmisch-Partenkirchen.

In der Kategorie "Arbeit und Wohnen" darf sich Erlangen-Höchstadt über Rang eins freuen. Für die Kategorie "Freizeit und Natur" erhält Potsdam die meisten Punkte.

Und in der Kategorie "Gesundheit und Sicherheit" sieht das ZDF Bad Tölz-Wolfratshausen ganz vorn. Aber auch bei den Tölzern ist nicht alles rosarot. Wie die Studie zeigt, liegt der oberbayerische Landkreis bei den Verletzten und Getöteten im Straßenverkehr auf einem schlechten Rang 344. Da lebt es sich im Kreis Kulmbach, der bei den Verkehrsopfern den Mittelfeldplatz 201 erreicht, wiederum etwas sicherer.

Die Studie

ZDFzeit und das Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos haben 401 Landkreise und kreisfreie Städte miteinander verglichen. Alle Ergebnisse finden sich im Internet unter deutschland-studie.zdf.de.

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