Ein Fall aus Kulmbach landete vor Gericht
Sie erinnert sich an Beleidigungen durch ältere Schüler. Und das, obwohl Lehrer direkt dabei standen. Lena sagt: „Ich hatte Glück, dass ich ein dickes Fell habe und dass meine Schule und meine wahren Freunde stets hinter mir standen. Natürlich haben sich auch Freunde von mir abgewandt.“
Dass das Verschicken von Nacktfotos Jugendlicher noch immer passiert, zeigt ein aktueller Vorfall aus Kulmbach. Die intimen Aufnahmen eines 16-jährigen Mädchens wurden an die Whatsapp-Klassengruppe gesendet. Der Fall landete vor Gericht. Die Jugendlichen, die das Bild verbreitet hatten, wurden mit Sozialstunden bestraft. Psychologen sagen, dass solche Vorfälle die Betroffenen noch lange danach verfolgen können.
Die Nacktbilder lagen plötzlich im Briefkasten
Mit Blick auf das, was sie selbst durchgemacht hat, sagt Lena: „Ich finde es gut, dass das 16-jährige Mädchen aus Kulmbach sofort zur Polizei gegangen ist, sodass die Verantwortlichen bestraft werden konnten.“ Sie hat sich nie zu diesem Schritt durchringen können. „Ich habe mich einfach zu sehr geschämt.“
Lenas Eltern wussten lange nichts von den Fotos. Erst als jemand die Idee hatte, die Fotos auszudrucken und nachts bei ihr zu Hause in den Briefkasten zu werfen, erfuhren sie davon. „Sie waren natürlich erschrocken“, sagt Lena. Und habe die Überlegung im Raum gestanden, die Polizei einzuschalten. „Ich wollte das nie. Ich hatte Angst, die Polizei würde alles nur noch schlimmer machen“, sagt Lena. Sie befürchtete außerdem, dass sowieso nicht mehr nachweisbar gewesen wäre, wer wann welche Bilder irgendwo verbreitet habe. Sie zuckt mit den Schultern. „Ob ich das heute vielleicht anders gemacht hätte, weiß ich nicht.“
Als er von den Nacktfotos erfuhr, zog er sich von ihr zurück
Die Sache beeinflusst ihr Leben bis heute. Vor einem Jahr hatte sie einen Jungen kennengelernt. Alles sah danach aus, als ob sich eine schöne Beziehung entwickeln könnte. „Plötzlich hat er sich immer weiter von mir distanziert“, erzählt Lena. Ihre Stimme wird leise. „Als ich nach dem Grund dafür fragte, sagte er, dass er kein Mädchen als Freundin wolle, das die ganze Stadt schon nackt gesehen hat.“ Das hat Lena sehr weh getan. Sie fragt sich: „Was wäre gewesen, wenn dieser Mist von damals nicht passiert wäre?“
Psychologe Kraus weiß, dass Jugendliche unter den Folgen oftmals still leiden. „Hier entsteht tatsächlich ein erheblicher psychotherapeutischer Behandlungsbedarf. Leider sind sich sowohl Täter als auch Opfer hierüber nicht einmal annähernd im Klaren.“ Nach allem, was sie erlebt hat, rät Lena jungen Mädchen, sich nicht darauf einzulassen, wenn jemand solche Fotos von ihnen sehen möchte. „Wenn er dein Nein nicht respektiert, ist er nicht der Richtige.“
Studien zur Verbreitung des Sextings
Bereits ein Drittel der Jugendlichen hat Erfahrung mit der Verbreitung von aufreizenden Bildern oder Nacktfotos im Internet. 40 Prozent der Jugendlichen haben schon mal ein Nacktbild erhalten. 15 Prozent geben zu, selber schon mal welche gemacht oder eigene verbreitet zu haben. Zu diesen Ergebnissen kam eine repräsentative Studie von saferinternet.at in Österreich.