Seniorenheim: Zu wenig Personal

Von Werner Reißaus
Bewohner Holger Hühnert sieht das Personal an der Grenze der Belastbarkeit: „Viele Kräfte sind krank und das vorhandene Personal wirkt auf mich ausgebrannt.“⋌Foto: Werner Reißaus Foto: red

Die Bewohner des Seniorenwohnparks Rosengarten sind derzeit alles andere als zufrieden mit der Einrichtung, die vom Awo-Kreisverband Kulmbach betrieben wird. Zwei Dinge sind es, die bei ihren auf harsche Kritik stoßen: die seit Monaten defekte Fernsehanlage und die prekäre personelle Situation.

 
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Bereits im Spätherbst der vergangenen Jahres hat die Fernsehanlage ihren Geist aufgegeben: Bild- als auch Tonqualität sollen miserabel sein. Harald Frank, dessen Mutter seit der Eröffnung im Jahre 2000 in der Einrichtung lebt, teilte mit:„Ich bin zunächst nicht von einem umfassenden Schaden ausgegangen und hatte deshalb ein Gespräch mit dem Hausmeister gesucht. Ich war ziemlich verwundert, als sich dieser sehr vage über die Möglichkeit und vor allem die Dauer einer Instandsetzung geäußert hat.“

Als bis Anfang dieses Jahres nichts passierte, sprach Frank den Heimleiter an. „Von ihm bekam ich die lapidare Auskunft, dass in den Wintermonaten wegen Eis- und Schneeglätte keine Reparatur möglich wäre. Nachdem sich diese Naturphänomene aber gelegt hatten, suchte ich zwei Monate später erneut den Kontakt mit dem Heimleiter. Diesmal erklärte er mir, dass auf Grund der exponierten Lage der Sat-Schüssel und der Tragfähigkeit des Daches zur Behebung der Störung ein größeres Gerüst nötig wäre und ein solches nicht auf die Schnelle zu beschaffen wäre.“

Nervöse Bewohner

Getan wurde nichts. Selbst die leidensfähigsten Bewohner seien nun langsam nervös geworden, sagt Frank. Es wurden, mit Unterstützung des Personals, Unterschriftenaktionen gestartet. Frank: „Und nicht zuletzt erfolgten immer wieder mündliche Anfragen beim Heimleiter. Passiert ist aber außer Beschwichtigungen nichts. Bei meinem Besuch Anfang Mai ist mir dann die Hutschnur gerissen und ich habe dem Heimleiter mündlich ein Ultimatum bis zu meinem nächsten Besuch Ende Mai gesetzt.

Nachdem sich subjektiv keine Lösung abgezeichnet hat und der Heimleiter nicht anzutreffen war, habe ich ein Gespräch mit dem Geschäftsführer der Awo gesucht. Dieser sagte mir, dass er erst seit rund drei Wochen in die Problematik involviert sei und sich um eine Lösung bemühen würde. Um der Angelegenheit einen erneuten Dornröschenschlaf zuersparen, habe ich dann trotzdem Kontakt zur Presse aufgenommen.“

Heimleiter Albrecht Diller erklärte, dass die Arbeiten erst jetzt vorgenommen werden konnten. „Eine Firma wurde damit beauftragt, die Anlage zu reparieren und man hat auch den Planer der Elektroanlage mit einbezogen. Die Firma gab uns damals die Auskunft, dass sie wegen der herrschenden Temperaturen nicht vor Ende April, Anfang Mai an die Reparatur rangehen wird. Man muss dazu sagen, dass der Fernsehempfang nicht optimal war und dann kam es Anfang Mai nochmals zu weiteren Ausfällen, dass sich das Bild nochmals verschlechtert hat.“

Jetzt teilte die Awo- Kreisvorsitzende Inge Aures mit, dass die Sat-Anlage nunmehr vom analogen auf das digitale Fernsehen umgestellt wird. Die Kosten würden rund 30.000 Euro betragen. Bis die Umstellung erfolgen kann, soll ein noch einzubauendes Ersatzteil garantieren, dass gegen Ende dieser Woche wieder alle 16 Programme problemlos empfangen können. Nach der Umstellung auf das digitale Fernsehen im August oder September werden den Bewohnern rund 200 Programme geboten.

Die zweite Kritik aus den Reihen der Bewohner betrifft die derzeit angeblich prekäre Personalsituation. Häufig wird der Vorwurf laut, dass zu wenig Personal im Einsatz ist. Bewohner Holger Hühnert sieht das Personal an der Grenze der Belastbarkeit. „Viele Kräfte sind krank und das vorhandene Personal wirkt auf mich ausgebrannt. Die Fachkräfte müssen oft von Wohngruppe zu Wohngruppe springen. Für mich ist die gute Pflege- und Wohnqualität nicht mehr so gewährleistet, wie sie am Anfang war.“

Mehr Fachkräfte als andere

Awo-Kreisgeschäftsführer Peter Konrad lässt diesen Vorwurf nicht gelten und räumt ein: „Natürlich hätten wir auch gern mehr Personal zur Verfügung, allerdings ist es so, dass sich mit der Umstellung auf das neue Pflegestärkungsgesetz noch einmal erhebliche Veränderungen ergeben haben.

Durch die Umrechnung von Pflegestufen in Pflegegrade haben sich in den Einrichtungen erhebliche Verschlechterungen ergeben, die zu Lasten des Personalschlüssels gegangen sind.“ Allerdings, so Konrad, verfüge die Einrichtung über eine Fachkraftquote von 60 Prozent und damit über deutlich mehr als viele andere Einrichtungen, die teilweise bei nur 50 Prozent liegen würden.  

Bei Krankheiten und in Urlaubszeiten käme es natürlich immer wieder zu Engpässen, so dass Mitarbeiter einspringen müssen, sagt Konrad. „Das ist aber in jeder Einrichtung so und das frustriert natürlich den einen oder anderen Mitarbeiter. Und wenn Mitarbeiter längerfristig oder ganz ausfallen, dann werden wir diese auch ersetzen. Es ist aber auch so, dass jede Pflegewohngruppe immer mit einer Pflegeperson besetzt ist und die entsprechend dem Pflegesatz zur Verfügung stehenden Planstellen auch besetzt sind.“

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