Sekundenschlaf wirft Ingolstadt zurück

 Foto: red

Kurz geschlafen und verloren: Das frühe Gegentor in Berlin kostet Ingolstadt wertvolle Punkte. Nach dem 0:1 steht die Elf von Trainer Walpurgis wieder auf einem direkten Abstiegsplatz. Coach und Spieler aber schöpfen Optimismus - vor allem für das Bayern-Spiel.

 
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Während Trainer Maik Walpurgis die verlorenen Punkte und das Abrutschen auf einen direkten Abstiegsplatz schnell abhaken wollte, war Pascal Groß komplett verärgert. «Wir hatten die besseren Chancen. Hertha hatte nix. Das war eine total unverdiente Niederlage», schimpfte der frustrierte Groß. Weitere Nachfragen?  Zwecklos. Der zuletzt überragende Mittelfeldspieler rauschte unmittelbar nach dem unglücklichen 0:1 (0:1) bei Hertha BSC am Samstag wütend und verschwitzt in die Kabine und verzichtete auf weitere Aussagen.

Die Oberbayern hatten sich erneut durch Sekundenschlaf um den Lohn für eine ordentliche Auswärtsleistung gebracht. «Wir müssen solche Kleinigkeiten einfach abstellen. Da geht es um die letzten Prozentpunkte Konzentration», sagte Coach Walpurgis, nachdem sein FCI im Berliner Olympiastadion schon nach 59 Sekunden durch ein Tor von  Genki Haraguchi in Rückstand geriet. «Der frühe Gegentreffer war für uns schwer zu verkraften», erklärte Walpurgis nach der zwölften  Saisonniederlage der Ingolstädter in der Fußball-Bundesliga.

Auf Schalke ein Gegentor in letzter Sekunde, in Berlin das frühe 0:1 in der ersten Minute: Einzelne Aussetzer kosten Ingolstadt im Kampf gegen den Abstieg derzeit wichtige Punkte. Nach dem 1:0-Sieg des HSV am Freitag gegen Leverkusen stehen die Oberbayern nun wieder auf einem direkten Abstiegsplatz. Das Programm in den nächsten Wochen mit Spielen gegen Bayern, Frankfurt, Gladbach und Hoffenheim ist zudem knüppelhart. «Ich werde die Hoffnung und den Glauben nicht verlieren. Wir sind bereit für diesen Kampf», kündigte Kapitän Marvin Matip an.

Im Bezug auf das Bayern-Duell gegen den deutschen Rekordmeister am nächsten Samstag sagte Walpurgis: «Jetzt kommen die Bayern. Aber es gibt ja nichts Leichteres, als gegen die Bayern zu spielen.» Fehlen dürfte dabei wohl Mittelfeldspieler Almog Cohen. Der Israeli zog sich eine Innenbandzerrung zu und wird voraussichtlich zehn Tage ausfallen. «Es wird also auch für das Bayern-Spiel eng», kündigte der 43 Jahre alte Übungsleiter an.

Sorgen bereitet den Oberbayern zudem vor allem die harmlose Offensive. Gegen Europa-League-Kandidat Hertha ließ die Defensive um Matip zwar wenig zu, die Ingolstädter erspielten sich auch selbst kaum gefährliche Torraumszenen. «Leider ist uns das Tor nicht gelungen, dafür fehlen noch Kleinigkeiten. Aber Kompliment für einen couragierten Auswärtsauftritt», lobte der Trainer.

Einig sind sich die Ingolstädter Profis, die seit dem Trainerwechsel von Markus Kauczinski zu Walpurgis einen deutlichen Formanstieg zu verzeichnen haben, in der Bewertung der Situation. «Die aktuelle Tabellenplatzierung ist mir scheißegal», erklärte der Ex-Berliner  Alfredo Morales. Auch Abwehrspieler Romain Brégerie meint: «Der Platz ist nicht so wichtig, die Anzahl der Punkte zählt. Wir wollen punkten und punkten. Was die anderen machen, ist jetzt nicht so wichtig.»

Immer wieder sprachen die Oberbayern in den kalten Katakomben des Olympiastadions von «Kleinigkeiten» und dem «nächsten Schritt». Die Abstände in der Abstiegszone bleiben eng, in Ingolstadt haben sie sich längst auf einen Klassenkampf bis tief in den Mai eingestellt. «Für uns ist klar: Wir werden bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt kämpfen. Ich bin mir sicher, dass wir mit dieser Mentalität die Klasse halten werden», sagte Walpurgis.

 

dpa

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