SEK-Einsatz: Bande plante Casino-Überfall

Diese Waffe fand die Polizei in einer der durchsuchten Wohnungen. Foto: Polizei Foto: red

Endlich ist klar, warum das SEK im Eiscafe zugriff. Und warum es so hart durchgriff. Die sieben festgenommenen Mitglieder einer Diebesbande planten einen Überfall auf ein Casino der Region. Und sie waren bewaffnet.

 
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„Mein Gott, da haben wir aber Glück gehabt“, sagt Oliver Hoyer, als er hörte, die Täter hätten einen bewaffneten Raubüberfall geplant. In seiner Eisbar in der Bahnhofstraße trudelten am Dienstagabend gegen 19 Uhr sechs 25 bis 38 Jahre alte Männer und eine 31-jährige Frau aus verschiedenen Richtungen ein. Sie rückten die Tische zusammen, bestellten Wasser, Latte und Café. Es schien ein verabredeter Treffpunkt gewesen zu sein. Kam die Bedienung Simone Wedlich an den Tisch, hörten sie auf zu sprechen, ansonsten verständigten sie sich nicht in Deutsch. Was sie nicht ahnten: Schon lange war ihnen die Polizei auf den Fersen. Und zwar die aus Hannover und die aus Bayreuth.

Diebesbande teils auch in Hannover bekannt

„Gegen einige dieser Personen laufen Ermittlungen“ wegen Eigentumsdelikten, sagte die Erste Staatsanwältin Kathrin Söfker aus Hannover. „Aus ermittlungstaktischen Gründen“ sagte sie aber nicht mehr. Auch die Bayreuther Beamten hatten die Gruppe längst im Visier. „Bereits seit längerem liegen den Beamten des Fachkommissariats für Raubdelikte bei der Kripo Bayreuth und der Staatsanwaltschaft Erkenntnisse über die kriminelle Gruppierung vor“, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Staatsanwaltschaft Niedersachsen und die Franken arbeiteten eng zusammen, und so „ergaben sich auch Bezüge nach Bayreuth“, so ein Sprecher der Polizei. Die Hinweise darauf, dass die Bande einen Raubüberfall auf ein Spielcasino im Raum Bayreuth plante, hatten sich verdichtet. Um welches Casino es sich handelte, steht laut Polizeisprecher Dominik Salosnig nicht fest.

Ob es sich um das Casino direkt gegenüber der Eisbar handele, sei pure Spekulation. Auch ob die Bande schon für andere, ähnliche Überfälle verantwortlich gemacht werden kann, müsse noch ermittelt werden. Wie die Polizei der Bande auf die Schliche kam, ob durch Abhörmaßnahmen oder einen Verräter aus den eigenen Reihen, dazu schweigen die Ermittler. Teilweise war auch ein Polizeihubschrauber im Einsatz.

"Umfangreiche und zeitintensive Maßnahmen"

Die Polizei spricht von „umfangreichen und zeitintensiven Maßnahmen“, die „letztendlich zur Lokalisierung der überwiegend aus dem Kosovo stammenden Männer“ führten. Teilweise wohnen die Verhafteten im europäischen Ausland. Die 31-jährige Frau, die ebenfalls verhaftet wurde, wohnt in Bayreuth. Ihre Wohnung und die eines 36-jährigen Mannes diente der Bande als Anlaufstelle. Schon am Dienstagnachmittag waren die Mitglieder mit mehreren Fahrzeugen im Stadtgebiet unterwegs, bevor sie sich in einer Eisdiele in der Bahnhofstraße trafen. Dies war für die Ermittler eine günstige Gelegenheit, alle Tatverdächtigen festnehmen zu lassen. Spezialeinsatzkräfte überwältigten die Frau sowie die sechs Männer und übergaben sie den Ermittlern.

Schaden beim Einsatz wird bezahlt

„Intensive kriminalpolizeiliche Maßnahmen“ heißt das, was am Mittwoch erfolgte. Die Männer und die Frau wurden vernommen, teilweise auch mit Dolmetschern, Fahrzeuge und Wohnungen wurden durchsucht. In der Wohnung des Bayreuther Kontaktmannes sowie in einem der Fahrzeuge fanden die Beamten zwei „scharfe“ Schusswaffen sowie weitere Waffen, wie Elektroschocker und Einhandmesser und „zahlreiche“ Handys. Das erklärt auch das scharfe Vorgehen der SEK-Beamten. Ein schnelles Vorgehen könne das Risiko mindern, sagt Polizei-Sprecher Salosnig. Der Schaden, der bei dem Einsatz entstand, zahle entweder die Polizei oder die Staatsanwaltschaft. Dabei wurde sogar zunächst ein Gast verhaftet, der gar nicht zu der Bande gehörte.
Die Festgenommenen wurden am Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt. Parallel hierzu gelang die Festnahme eines weiteren tatverdächtigen Mannes in Mittelfranken, der im Verdacht steht, ebenfalls der Bande anzugehören. „Weitere Durchsuchungen außerhalb Bayerns führten zur Sicherstellung zusätzlicher Beweismittel“, heißt es in der Pressemitteilung. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Bayreuth erging Haftbefehl gegen alle. Sie sitzen seitdem in verschiedenen Justizvollzugsanstalten ein.

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