Seiferth will bei Medi-Debüt einen Sieg

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Mit Bayern München hat Andreas Seiferth (Zweiter von links) bereits gegen Oldenburg gespielt. Heute muss er sich bei seinem Bayreuth-Debüt erneut mit Robin Smeulders und Nemanja Aleksandrov (blaue Trikots von links) messen. Foto: Imago Foto: red

Viele Augen werden sich beim Bundesliga-Spiel von Medi Bayreuth gegen Oldenburg (Samstag, 18.30 Uhr) auf ihn richten. Andreas Seiferth ist die neue Center-Hoffnung der Bayreuther. Aber mit Druck kann der 26-Jährige umgehen. 155 Bundesliga- und 41 Länderspiele sind ausreichend Beleg dafür. Er freut sich auf seine Premiere im Medi-Trikot und verrät auch, dass Bayreuth mehr werden könnte, als nur eine kleine Sprosse auf seiner Karriereleiter.

 
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Es könnte eine Win-Win-Situation werden. Hier ein Mann im besten Basketballer-Alter, der trotz seiner reichen Erfahrung immer noch heiß ist wie am ersten Tag, noch viel vorhat und Verantwortung übernehmen will, zuletzt bei Bayern München aber selten über die Rolle des Bankdrückers hinausgekommen ist. Dort Bundesligist Medi Bayreuth, der genau diesen Spielertyp des klassischen Brettcenters braucht, um die Dominanz der Distanzschützen aufzuweichen, das Spiel variabler und weniger ausrechenbar zu machen. Zum Start in die Bundesliga-Rückrunde  gegen die Baskets Oldenburg steht Neuzugang Andreas Seiferth entsprechend im Fokus.

Sie sind jetzt seit knapp einer Woche hier. Wie sind Ihre ersten Eindrücke von der Stadt, von der Mannschaft?
Andreas Seiferth: Bislang habe ich wesentlich mehr vom Team als von der Stadt gesehen. Erst Hotel, dann Wohnung, dann diverse Antrittsbesuche, da gab es noch nicht viel Zeit für Erkundungen. Das werde ich in den nächsten Tagen nachholen. Von der Mannschaft habe ich gleich ein gutes Bild bekommen, ich bin super aufgenommen worden.

Sie sind gebürtiger Berliner, waren zuletzt in München, kommen jetzt ins beschauliche Bayreuth. Wie verkraftet man diesen Kontrast?
Seiferth: Moment, ganz so ist es nicht. Ich hatte ja auch schon Trier und Quakenbrück im Programm. Woran ich mich aber noch gewöhnen muss – trotz meines Gastspiels in München – sind die Ladenschlussgesetze in Bayern. Dass hier alles um 20 Uhr dicht macht, ist für mich immer noch ein bisschen gewöhnungsbedürftig.

Abgesehen von eingeschränkten Öffnungszeiten: Was haben Sie bei den Bayern vermisst, was Sie bei Medi suchen? Also warum Medi?
Seiferth: In München habe ich mir einfach mehr erhofft – mehr Einsatzzeit, mehr Verantwortung. Genau das suche hier in Bayreuth. Hier will ich eine ganz andere Rolle spielen, zum Leistungsträger werden. Meine Wechselentscheidung war also nicht nur eine contra Bayern, sondern ganz bestimmt auch eine pro Medi.

Welche Rolle spielte Ihr Freund Bastian Doreth bei der Wechsel-Entscheidung?
Seiferth: Als sich eine Entscheidung angebahnt hat, habe ich natürlich auch mit Basti telefoniert. Seine Meinung war mir wichtig. Er hat mir gesagt, dass hier ein Spieler am Brett gebraucht wird, der das Spiel tragen soll, er hat mir auch noch ein paar Soft Facts geliefert – zur Stadt, zum Team – und hat so auch dazu beigetragen, dass ich hierher gekommen bin.

Nach den ersten Eindrücken vom Team: Was ist noch drin in dieser Saison?
Seiferth: Wir haben auf jeden Fall das Zeug, mehr Spiele zu gewinnen als in der Vorrunde, ohne gleich das Wort Playoffs in den Mund zu nehmen. Wir müssen nur unsere Stärken in die Waagschale werfen.

… die da wären …
Seiferth: Mir ist die Athletik der Spieler sofort aufgefallen. Somit sehe ich eine unserer Stärken im Fastbreak. Wir haben eine gute Balance zwischen Inside- und Outside-Spiel. Ich selbst möchte auf jeden Fall dazu beitragen, unser Spiel variabler zu machen und mehr Dominanz unter den Korb zu bringen.

In der jüngeren Bayreuther Basketball Vergangenheit war die einzige Konstante die große Fluktuation im Team. Könnten Sie zu einer Konstanten hier werden, oder ist Bayreuth für Sie doch eher Durchgangsstation auf dem Weg zu einem sicheren Playoff-Kandidaten?
Seiferth: Auch wenn das aus meiner sportlichen Vita nicht herauszulesen ist, so bin ich sicher kein Typ, der jede Saison einen anderen Verein braucht. Zugegeben, das mit Bayern ist nicht so optimal gelaufen. Aber hätte es in Artland vorher nicht diese halbe Insolvenz und den Rückzug gegeben, wäre ich wahrscheinlich immer noch dort. Mir ist das Team sehr wichtig, meine Rolle in der Mannschaft und auch das Umfeld. Insofern kann ich mir auch einen längeren Verbleib hier in Bayreuth durchaus vorstellen. Mehr als so eine grundsätzliche Einschätzung ist aber zum jetzigen Zeitpunkt schwierig, da ich ja noch nicht einmal ein Spiel gemacht habe.

Gutes Stichwort. Oldenburg als Tabellenvierter und Pokalsieger ist zu Ihrem Einstand gleich eine echte Nummer. Wie ist der Überraschungscoup zu schaffen?
Seiferth: Wichtig ist, dass wir mit Enthusiasmus und der richtigen Einstellung zu Werke gehen und uns als Team schnell finden. Wir können als Underdog eigentlich befreit aufspielen und uns von der tollen Atmosphäre in der Halle tragen lassen. Ein Sieg ist nicht utopisch.

Was haben Sie sich heute persönlich vorgenommen – Einsatzminuten, Punkte, sonstige Statistikwerte?
Seiferth: An irgendwelchen Zahlen möchte ich Erfolg oder Misserfolg nicht festmachen. Wenn wir gewinnen, dann war das für mich ein erfolgreicher Abend – egal, wie viele Punkte ich gemacht habe und wie lange ich auf dem Feld stand. Ich werde auf jeden Fall mit vollem Einsatz zu Werke gehen und unsere Jungs im Teamplay unterstützen. Das habe ich mir vorgenommen. Ich freue mich riesig auf das Spiel.

Sie bekommen es im direkten Duell mit einem Ex-Bayreuther zu tun. Brian Qvale könnte ihr größerer Bruder sein – 210 cm groß, 115 kg schwer, 27 Jahre alt, ebenfalls ein klassischer Brettcenter. Eine machbare Aufgabe?
Seiferth: Das ist auf jeden Fall eine Herausforderung. Ich kenne ihn gut, habe mit Trier und auch mit Bayern schon gegen ihn gespielt. Es waren recht interessante Duelle. Er wird hier in Bayreuth sicherlich einen warmen Empfang bekommen. Aber ich bin da, um ihm die Suppe zu versalzen.

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