Seelsorge in Flecktarn: Kaplan in Mali

 Foto: red

Kaplan Alexander Prosche ist derzeit im Einsatz in Mali. Zwei Monate lang kümmert sich der gebürtige Auerbacher als Militärpfarrer um deutsche Soldaten in Koulikoro. In der vergangenen Woche hat er erlebt, wie sich ein Anschlag auf das Hauptquartier der europäischen Ausbildungsmission auf die Truppe auswirkte.

 
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Seit Mitte Februar ist Prosche in Westafrika, bis Mitte April dauert seine Einsatzbegleitung der deutschen Soldaten noch. Untergebracht sind die deutschen Soldaten und der Kaplan in einer malischen Kaserne in Koulikoro. Geführt und koordiniert wird die EUTM (European Training Mission) im EU-Hauptquartier im Botschaftsviertel von Bamako, der Hauptstadt von Mali. Sie ist von Koulikoro 60 Kilometer entfernt. „Aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse benötigt man jedoch knapp zwei Stunden, um diese Strecke im Geländewagen zurückzulegen“, berichtet Alexander Prosche.

Das Hauptquartier ist ein ehemaliges Hotel, das als Büro- und Unterkunftsgebäude genutzt wird. Dort sitzen neben dem deutschen Brigadegeneral, der Kommandeur der Ausbildungsmission ist, auch viele andere deutsche Soldaten, die wichtige Schlüsselpositionen im Stab besetzen. Von Freitagnachmittag bis Samstagnachmittag ist auch der Militärpfarrer im Hauptquartier anzutreffen. „Hier führe ich Gespräche mit den Soldaten, nehme an Besprechungen teil und halte Gottesdienst.“

Am Montag vergangener Woche haben Angreifer versucht, in das Hauptquartier zu gelangen – allerdings erfolglos. Doch der versuchte Anschlag, bei dem kein deutscher Soldat verletzt oder getötet wurde, war Anlass dazu, die Sicherheitsvorkehrungen zu erhöhen. Das betrifft auch die Soldaten in Koulikoro. „Auch unser Lager wurde in Alarmbereitschaft versetzt“, sagt Alexander Prosche. „In der Nacht von Montag auf Dienstag haben wir nicht viel geschlafen, da die Wachen verstärkt und die Gefechtsstände besetzt wurden“, schildert er. „Nach diesem Anschlag ist man jetzt noch aufmerksamer und schaut hier und da lieber zweimal hin.“

Neben den deutschen sind Soldaten aus weiteren 23 Nationen im sogenannten KTC (Koulikoro Trainings Center), um malische Soldaten auszubilden. Bei dieser Ausbildungsmission greifen die Soldaten nicht aktiv in Kampfhandlungen ein. „So ein multinationaler Einsatz ist sehr bereichernd, da man tagtäglich mit Soldaten anderer Nationen zusammenkommt“, sagt Prosche, „sei es beim Essen, beim Sport oder bei der Ausbildung.“

Regelmäßig verlässt er mit den deutschen Soldaten die Kaserne, um zuzuschauen, wie der malischen Soldaten von den anderen Nationen lernen. „Dabei bewundere ich immer wieder aufs Neue die Geduld, das Einfühlungsvermögen und die guten Nerven der Kameraden“, berichtet der Militärpfarrer. Denn die malischen Soldaten stünden vom Ausbildungsstand gesehen auf einer niedrigen Stufe und nähmen es mit Pünktlichkeit und Genauigkeit nicht so ernst. Mit viel Geduld und Sorgfalt vermitteln die europäischen den malischen Soldaten Wissen anhand des VENÜ-Verfahrens: Vormachen – Erklären – Nachmachen – Üben, „was bei Temperaturen über 40 Grad im Schatten und gleißender Sonne nicht immer leicht ist.“

Eine gute Ausbildung der malischen Streitkräfte ist laut Kaplan Prosche unabdingbar, „da sie bis dato nicht in der Lage waren, alleine den Islamisten und Rebellengruppen etwas entgegenzusetzen.“

red/apa

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