Seehofer befeuert CSU-Personalspekulation

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (r) unterhält sich am 25.04.2017, vor Beginn der Kabinettssitzung der bayerischen Regierung in der Staatskanzlei in München (Bayern), mit dem bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (l). Foto: Peter Kneffel/dpa Foto: red

Horst Seehofer kann es nicht lassen. Wenn es in der CSU Personalspekulationen gibt, dann ist dafür meistens der Parteichef selbst verantwortlich. So ist es auch diesmal: Mit einer für Seehofers Verhältnisse sehr klaren Ankündigung hat er das CSU-Personalkarussell am Wochenende wieder kräftig angeschoben.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

"Wenn Joachim Herrmann aufgrund des Wahlergebnisses Bundesminister werden kann, dann wird es eine große Kabinettsumbildung geben", sagte der Ministerpräsident der "Welt am Sonntag". "Ich will dann in den Landtagswahlkampf mit einer Mannschaft gehen, die die Perspektiven für die Zeit danach sichtbar macht." So hatte er dies in den vergangenen Monaten öfters angedeutet - aber nicht öffentlich.

Seehofer auf Suche nach Nachfolger für Herrmann

Startpunkt für alle Spekulationen war spätestens Ende April: als Seehofer ankündigte, selbst weiterzumachen, und seinen Innenminister Herrmann zum CSU-Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl kürte. Seither ist klar: Sollte die CSU tatsächlich nach einer erfolgreichen Bundestagswahl das Bundesinnenministerium bekommen, bräuchte Seehofer in München einen Nachfolger für Herrmann. Keine einfache Aufgabe.

Mögliche Nachfolger für Posten des Innenministers

Als denkbare Herrmann-Erben gelten CSU-intern: Justizminister Winfried Bausback, Landtagsfraktionschef Thomas Kreuzer, Finanzminister Markus Söder und der Innenexperte Florian Herrmann - wobei ein Karrieresprung vom Innenausschuss-Vorsitzenden zum Innenminister ein großer wäre. Zu groß, sagen viele. Bausback wäre wohl die einfachste Lösung - aber wäre der Unterfranke fürs Innenresort zu leise? Sollte Kreuzer, der schon einmal Staatskanzleichef war, Innenminister werden, bräuchte Seehofer keine große Kabinettsumbildung. Also Söder, der als Innenminister auf eine weitere Profilierung hoffen dürfte? Klar ist: Ministerpräsident und Innenminister müssen sich blind vertrauen können - das könnte bei Söder schwierig werden.

Mögliche große Kabinettsumbildung

Zweiter Punkt bei einer möglichen großen Kabinettsumbildung: Seehofer könnte diejenigen ersetzen, die bei der Landtagswahl ohnehin nicht mehr antreten. Das wäre zum einen Sozialministerin Emilia Müller. Und Agrarminister Helmut Brunner? Hört der Niederbayer wirklich wie angekündigt auf? Möglicherweise lässt er sich doch noch einmal zum Weitermachen überreden. CSU-intern geht das Gerücht, dass Seehofer nach Landtagspräsidentin Barbara Stamm auch Brunner überredet haben könnte - offiziell freilich sagt niemand etwas dazu.

Spaenle und Seehofer uneinig

Und dann sind da noch Wackelkandidaten, beispielsweise Kultus- und Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle. Intern ist schon lange kein Geheminis mehr, wie unzufrieden Seehofer mit Spaenles Management bei der Gymnasiumsreform war. Und jetzt auch noch der Streit über ein "Tram-Bähnchen" (O-Ton Seehofer): eine Tram-Strecke durch den Englischen Garten in München, die Seehofer sich vorstellen könnte, Spaenle aber vehement ablehnt, auch öffentlich. Ob der Münchner CSU-Chef fest auf seinem Ministerposten sitzt, wird unter manchen Landtagsabgeordneten zunehmend bezweifelt.

Möglichkeiten für Berlin

Parallel muss Seehofer aber auch an Berlin denken: Wer wird dort was, sollte die Union weiterregieren können? Verkehrsminister Alexander Dobrindt scheint für den Vorsitz der Bundestags-Landesgruppe fest gesetzt. Minister könnten dafür werden beziehungsweise bleiben: Herrmann, CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer (der dann von seinem Vize Markus Blume beerbt würde) und Entwicklungsminister Gerd Müller.

Seehofer über Guttenberg

Aber was, wenn die CSU weniger Ministerposten bekommt? Oder mehr? Und was ist mit dem früheren CSU-Überflieger, Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, der jetzt wieder im Wahlkampf mitmischt? "Ich würde es begrüßen, wenn er sich wieder Schritt für Schritt bei uns einfädeln würde. Ob dann Weiteres damit verbunden ist, hängt vom Verlauf des Wahlkampfs und letztlich vom Wahlergebnis ab", sagte Seehofer nun dazu. Guttenberg selbst hat solche Rückkehr-Spekulationen zwar wiederholt zurückgewiesen, aber das muss nicht sein letztes Wort dazu gewesen sein. dpa

Autor