Michael Beck ist Vorsitzender des neuen Kreisverbandes der Satire-Partei „Die Partei“ in Bayreuth "Sechs Monate Freibier für Steuerzahler"

Von Susanne Will
Martin Sonneborn, Vorsitzender der Partei Die Partei, mit Michael Beck, Kreisverbandsvorsitzender in Bayreuth. Foto: red

Die Partei „Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiativen“ fordert „Mehr freundliche Kinder in der Stadt!“ oder fordert „Gegen Amokläufe und Stigmatisierung: Depression verbieten!“. Die Partei macht Spaßpolitik, die auf den Ex-Titanic-Chefredakteur Martin Sonneborn zurückgeht, der für Die Partei im Europarlament sitzt. Die Satiriker-Vereinigung gibt es nun auch in Bayreuth. Michael Beck (41) ist der Vorsitzende des jüngst gegründeten Kreisverbandes. So richtig verinnerlicht hat er die Rolle als Politiker noch nicht, wie sich im Gespräch mit dem Kurier zeigt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Herr Beck, Sie sind schwer zu erreichen. Ungewöhnlich für einen Lokalpolitiker. Die lassen oftmals alles stehen und liegen, um mit der Presse reden zu können.

Michael Beck: Ich habe ja auch noch einen Job in einer Werbeagentur.

In welcher denn?

Beck: Das ist privat.

Privat? Wie privat ist man denn als Politiker?

Beck: Ach so. Stimmt. Aber das wird ein notwendiges Übel sein, wenn wir erfolgreicher werden.

Sie kalkulieren also einen Erfolg für Die Partei in Bayreuth ein?

Beck: Klar!

Und wie wollen Sie den erreichen?

Beck: Das darf ich noch nicht verraten. Nur so viel: Wir werden Aufmerksamkeit erreichen und unsere Finger in diverse Wunden legen.

Kommen Sie… welche Wunden sehen Sie?

Beck: Okay. Unter uns: Mit uns wird es kein Weinfest am Internationalen Tag des Bieres mehr geben.

Aha. Mehr nicht?

Beck: Doch. Sechs Monate Freibier für alle Bayreuther Steuerzahler im Liebesbier. Nachweis ist die letzte Steuererklärung. Oder alternativ ein Brückenzoll für die, die über die Brücke wollen. Ausgenommen allerdings die Bewohner des Stadtteiles Kreuz oder Leute mit dem Ziel Rathaus II; die müssen den Zoll nicht zahlen.

Ihre Haltung zur Stadthalle?

Beck: Ich habe mich für ein dafür und ein dagegen entschieden. Diese Haltung hat nämlich noch niemand eingenommen.

BAT?

Beck: Schwieriges Thema, das macht uns am meisten zu schaffen. Da bin ich vorsichtig mit Späßen. Vielleicht mehr offene Briefe schreiben?

Sie haben also eine Spaßgrenze?

Beck: Ja. Ich sage zwar auch, dass Satire alles darf, aber man muss aufpassen, wem gegenüber und zu welchem Zeitpunkt.

Das sehen Sie anders als Ihr großer Vorsitzender Martin Sonneborn. Im Internet kursiert ein Foto, er und sie beim Handschlag. Wurde da der Kreisverband Bayreuth besiegelt?

Beck: Nein, die Idee kam erst am nächsten Tag. Da hatte ich einen Plan.

Und auch Mitstreiter?

Beck: Ja. Die waren sofort gefunden. Man kennt ja seine Leute.

Wie viele sind es jetzt?

Beck: Gute Frage. Sicher weiß ich von zehn. Allerdings: Jeder, der in Bayreuth schon vor der Gründung des Kreisverbandes in der Partei Die Partei gewesen ist, ist automatisch Mitglied des Kreisverbandes. Ich warte aktuell auf die Zahlen des Bundesverbandes.

Und was schätzen Sie?

Beck: Ich schätze: 12.

Die Partei braucht aktuell bayernweit 2000 Unterschriften, um in Bayern auf dem Wahlzettel zur Bundestagwahl 2017 zu erscheinen. Sehen Sie für sich selbst eine Berliner Karriere?

Beck: Nein. Ich verfolge ein persönliches Ziel: Ich möchte eher im Bayreuther Stadtrat sein als Patrick Lindthaler.

….der sich als Leiter des Bayreuther Abgeordnetenbüros von Hartmut Koschyk um den Bundestagssitz von Hartmut Koschyk bemüht.

Beck: Genau der.

Warum er?

Beck: Er ist mein großes Vorbild. Wenn unter seinen Äußerungen „Die Partei“ statt CSU stehen würde, würde jeder sofort glauben, dass es Satire sei.

Die Partei hat ein Programm, das relativ wenige Punkte umfasst. Einer davon ist der, dass Markus Lanz ab sofort Kinderpornos moderieren soll, damit die niemand mehr schaut. Ein anderer der Bau neuer Mauern, beispielsweise um die Schweiz herum. Dass „Merkel weg“ muss, ist ja nun keine seltene Forderung in sozialen Netzwerken mehr, steht dennoch auf Ihrer Agenda. Was ist Ihr Lieblingsparteiprogrammpunkt?

Beck: Eindeutig die Elitenförderung. Gerade in Bayreuth. Vor 30 sollte man sich keinesfalls mit Arbeit beschäftigen müssen.

Wann waren Sie das letzte Mal eigentlich wählen?

Beck: Zählen Bürgerentscheide auch?

Sicher.

Beck: Ich gehe immer wählen.

Warum braucht es jetzt noch Die Partei?

Beck: Weil die Menschen politikverdrossen sind. Sie fühlen sich bei den Volksparteien nicht mehr aufgehoben. Und Die Partei richtet sich nicht an die Menschen, die aus Frust die AfD wählen. Wir gehen nicht mit Radikalität gegen die Verdrossenheit an, sondern mit Spaß und Witz.

Quelle: Spiegel-TV

Um Martin Sonneborns Witz den Lesern näherzubringen: Er behauptete jüngst, den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump bei den Republikanern eingeschleust zu haben. Es sei alles nur ein Scherz, eine geniale Satire. „Ich habe mir bei Trump übrigens viel mehr Mühe gegeben als bei der Einschleusung des Schmierlappens Sigmar Gabriel in die SPD“, sagte Sonneborn. Wen würden Sie gerne irgendwo einschleusen?

Beck: Mich. In die Bayreuther CSU.

Quelle: Titanic (Martin Sonneborn war damals noch Chefredakteur der Satire-Zeitschrift)

Bilder