Schwimmen lernen rettet Leben

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Schwimmunterricht kann Leben retten. In Bayreuth haben drei Grundschulen regelmäßig bei der Aktion Seepferdchen die Nase vorn. Foto: Archiv/Jens Büttner, dpa Foto: red

In regelmäßigen Abständen klingelt die Alarmglocke: Immer weniger Kinder könnten Schwimmen. In der Altersgruppe der Fünf- bis Siebenjährigen sei Ertrinken die zweithäufigste Todesursache. Der Vorsitzende des Stadtsportverbands Bayreuth, Wolfgang Lüdtke, sagt: Es werde zu viel geredet, zu wenig getan, dass Kinder schwimmen lernten. Die Bayreuther Grundschulen schwimmen gegen diesen Trend - und setzen auf Wassergewöhnung und Schwimmunterricht.

 
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Schwimmen lernen - das sei ein Thema, "bei dem man sich oft auf die Schulen verlässt. Die tun schon, was sie können. Aber es gibt einfach viele Schulen, die keine Möglichkeit haben, mit den Kindern zum Schwimmunterricht gehen", sagt Wolfgang Lüdtke im Gespräch mit unserer Zeitung. er steckt tief drin in der Problematik, die ihn bereits in seiner Zeit als Sportreferent bei der Regierung beschäftigt hat, wie er sagt.

Drei Bayreuther Schulen machen Sieg unter sich aus

"Die Metropolregion Nürnberg macht seit fünf Jahren die Aktion Seepferdchen, die erste Schwimmqualifikation für Kinder im Grundschulalter und davor", sagt Lüdtke. Über 12.000 Kinder aus 120 Schulen aus ganz Nordbayern haben an dem Wettbewerb teilgenommen - in der Kategorie Schulen bis 300 Kinder hatten "bereits zum zweiten Mal drei Bayreuther Grundschulen die Nase vorn", sagt Lüdtke. Besonders zu würdigen sei das Engagement in der Grundschule St. Georgen, sagt Lüdtke: Bereits vor Beginn des ersten Schuljahres, "in der Kontaktphase im Februar", werde abgeklärt, ob die Kinder schon erste Wassererfahrung hätten. Wenn nicht, "bekommen die Kinder einen zehntägigen Schwimmkurs in den Pfingstferien. Das geht auf die Initiative der Schulleiterin Gabi Hemmer zurück".

Rettet direkt Leben

Gabi Hemmer muss nicht lange überlegen, warum sie Schwimmunterricht für wichtig hält: "Weil es die einzige Sportart ist, die direkt Leben retten kann. Wer ins Wasser fällt und nicht schwimmen kann, ist fort." Sport generell habe für sie einen hohen Stellenwert, weil sich gerade im schulischen Bereich klar zeige: "Wenn die Kinder Bewegung bekommen, können sie auch kognitiv besser arbeiten." Die Seepferdchen-Aktion habe "den letzten Kick" gegeben, das Thema Schwimmen zu forcieren.

Seepferdchen macht Lust auf mehr

Wobei das Abzeichen aus ihrer Sicht der erste Schritt sei: "Die Kinder bekommen damit einen richtigen Schub, viele machen bereits in der ersten Klasse ihr Bronze-Abzeichen." In den folgenden Klassen holen sich die Schüler oft ihr Silber-Schwimmabzeichen, einige sogar Gold. Ein Ehrgeiz, der gerade in Familien, in denen Schwimmen nicht besonders hoch im Kurs steht auf Geschwister oder sogar Eltern abfärbe. Bei der Seepferdchen-Aktion landete die Grundschule St. Georgen mit 92 Prozent der schwimmfähigen Kinder auf dem ersten Platz.

Eltern müssen dahinter stehen

Auf eine Elternschaft, "die dahinter steht", könne man auch an der Grundschule St. Johannis bauen, sagt Sportlehrer Peter Frank im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Schule biete zwar im Vorfeld keine Schwimmkurse an, habe dafür aber "eine Förderlehrerin, die in fast allen Klassen mit dabei ist". Die Schule hat zum zweiten Mal den zweiten Platz bei der Seepferdchen-Aktion belegt. Wohl auch deshalb, weil "alle Klassen regelmäßig schwimmen gehen können. Da haben Glück, dass wir das anbieten können", sagt Frank. Auch in St. Johannis machten viele Kinder speziell in der vierten Klasse weitergehende Schwimmabzeichen, "weil die Technik in den dritten und vierten Klassen an die Reihe kommt".

Genügend Schwimmzeiten sind wichtig

Stefanie Schmidt, Rektorin der Lerchenbühlschule, die seit Anfang an bei der Aktion dabei ist und zwei Mal den ersten sowie jetzt zum zweiten Mal den dritten Platz in ihrer Kategorie belegt hat, registriert einen positiven Trend: "Es nehmen immer mehr Schulen an der Aktion teil." Für sie steht "der Sicherheitsaspekt ganz oben. Außerdem haben die Kinder viel Freude an der Sportart - und Schwimmen ist eine wertvolle Freizeitgestaltung". Alle Kinder verließen ihre Schule zumindest mit dem Seepferdchen. "Dass das funktioniert, liegt auch an der Stadt: wir bekommen genügend Schwimmzeiten im SVB-Bad." Abgefragt wird in der Saas die Schwimmfähigkeit bereits im ersten Elternbrief: "Da fragen wir, ob das Kind schwimmen kann oder nicht." Was bereits die Aufmerksamkeit auf das wichtige Thema lenke.

So läuft es in Grundschulen in der Region

Grundschule Bad Berneck: „Die Sebastian-Kneipp-Grundschule Bad Berneck verlässt kein Schüler ohne Schwimmkenntnisse“, sagt Rektorin Katharina John. Für die zweiten und dritten Klassen stehen jeweils zwei Schulstunden Schwimmunterricht pro Woche auf dem Lehrplan. Da Bad Berneck kein eigenes Schwimmbad besitzt, muss der Schwimmunterricht in Weidenberg stattfinden.

Grundschule Betzenstein-Plech: Die Grundschule Betzenstein-Plech wollte vor einiger Zeit an der „Aktion Seepferdchen“  teilnehmen. Jedoch bekam Rektor Andreas Luber vom Veranstalter keine Rückmeldung, deshalb sei das Engagement eingestellt worden. Schwimmunterricht gibt es trotzdem: Alle Schüler der dritten Klasse lernen das Schwimmen im Sportunterricht im Hallenbad Velden. „Das Seepferdchen kann zwar nicht im Unterricht erlangt werden, jedoch arbeiten wir eng mit der Wasserwacht Betzenstein zusammen“, sagt Luber. Darüber hinaus gibt es jedes Jahr ein Schwimmfest für alle Jahrgangstufen und auch so besuchen die Klassen im Sommer öfter das Freibad.

Grundschule Hollfeld: In der Grundschule Hollfeld wird der Schwimmunterricht groß geschrieben. „Die Aktion ist für uns unerheblich. Es passiert ganz selten, dass Schüler nur mit dem Seepferdchen von unserer Schule abgehen“, sagt Rektor Dieter Steger. Das Seepferdchen sei lediglich das Minimalziel. Die meisten Schüler machen das bronzene oder silberne Schwimmabzeichen, mache sogar das goldene. Um ein hohes Niveau zu gewährleisten, gebe es in den dritten und vierten Klassen pro Woche zwei Stunden Schwimmunterricht in der benachbarten Gesamtschule. fas/sgw

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