Schwerer Unfall beim Karneval in Rio

Krankenwagen und Feuerwehr stehen auf dem Boulevard in Rio de Janeiro, auf dem das Defilee der Sambaschulen traditionell stattfindet. Ein schwerer Unfall hat am Sonntag den Höhepunkt des Karnevals in Rio überschattet. Gleich zu Beginn des Finales der besten Sambaschulen geriet der festlich geschmückte Wagen der Schule Paraíso do Tuiuti im Sambodrom außer Kontrolle und fuhr in die Menschenmenge. Foto: Georg Ismar/dpa Foto: red

Es fing mit einem Fehlstart an, Rios Bürgermeister schwänzte die Übergabe der Stadtschlüssel. Nach Monaten der Tristesse und der finanziellen Folgen von Olympia sollte der Karneval eigentlich eine Flucht in bessere Welten sein. Doch dann gibt es einen bösen Unfall.

 
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Majestätisch sieht er aus der Wagen, oben thront eine Fantasie-Frau, die einen prall gefüllten Obstkorb auf dem Kopf trägt, ein Konfettiregen geht auf die Zuschauer nieder. Aber die vor dem riesigen Wagen der Sambaschule «Paraíso do Tuiuti» den Leuten einheizende Sambatänzerin sieht das Unheil in ihrem Rücken kommen.

Plötzlich läuft sie nach vorne, Panik im Blick. Der mehrere Tonnen schwere Wagen wird schneller, bricht aus, Menschen flüchten, er fährt rechts in die Menge, quetscht mehrere Leute an ein Absperrgitter und knallt gegen die Container der TV- und Radiostationen. Ein Mann ist blutüberströmt, eine Frau liegt schwer verletzt am Boden. Schock auf den Tribünen. Vor allem Journalisten stehen an der Stelle, um von dem Defilee zu berichten, mehrere kommen mit Brüchen in ein Krankenhaus.

Krankenwagen rasen zur Unglücksstelle, Tatütata statt Sambaklängen. Rund 20 Verletzte werden gezählt, mehrere von ihnen schwer. Als hätte Rio de Janeiro nach den Olympischen Spielen nicht schon genug Sorgen mit leeren Kassen, vergammelnden Stadien und Dauerprotesten wegen eines harten Sparkurses.

"Wir machen weiter!"

Keine Stunde läuft zu diesem Zeitpunkt am Montagmorgen das Finale der zwölf besten Sambaschulen im von Oscar Niemeyer entworfenen Sambódromo. Die 1952 gegründete Schule, die noch nie gewann und letztes Jahr nach 15 Jahren wieder den Aufstieg in den Kreis der Samba-Elite schaffte, hat ein Jahr hierauf hingearbeitet.

Ein anderer Wagen wird von einem bunten Drachen gekrönt, Tukane, Papageien, eine Hommage an die Vielfalt Brasiliens. 3100 Frauen und Männer tanzen, Freude pur. Man besingt fröhlich den «Tropicalismo». Der Unfall könnte wichtige Punkte in der Endwertung kosten und wieder der Abstieg drohen. Doch das ist hier zunächst einmal Nebensache.

Kaum sind die Krankenwagen um Mitternacht abgefahren, die Spuren des Unfalls bei strömendem Regen beseitigt, kommt die Ansage: Wir machen weiter! Die 72 000 Menschen auf den Tribünen jubeln. Das kann man befremdlich finden, die folgende Schule «Gres Acadêmicos» legt eine kurze Pause ein, bittet um Solidarität mit den Verletzten.

Dann geht die Show weiter, die auch ein TV-Spektakel ist. Auf der Straße hinter dem Sambódromo warten ungeduldig die nächsten Schulen auf den 75 Minuten dauernden Marsch durch das 700 Meter lange Stadion.

dpa

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