Einsamkeit
Während Günther Leibinger bereits sein rastloses Rentnerleben genießt („Er hat immer etwas zu tun“) geht Claudia Leibinger noch ihrer Arbeit in der Uniklinik in Erlangen nach. Aber auch wenn die 59-Jährige einmal ihren Job an den Nagel hängt, Angst vor der Einsamkeit hat sie nicht. „Wir leben hier zwar in einer Einöde, aber ein Auto haben wir ja auch“, sagt sie und schwärmt von den Vorzügen der Schweinzmühle. Das Leben in der Natur, das gute Wasser aus dem eigenen Brunnen und der Schwimmteich zwischen den zwei Fischteichen, all das ist ein Stück Lebensqualität, um das sie manch Großstädter beneidet. Viele Feriengäste kommen genau aus diesen Gründen immer wieder. „Ich habe mich hier immer sehr wohlgefühlt und bin auch dankbar, hier leben zu dürfen“, sagt sie. Im Frühling genießt sie die Tulpen, im Herbst den Blick auf die farbenprächtigen Wälder und im Winter den Schnee („Sie muss ihn ja auch nicht wegschieben“, sagt ihr Mann). Die 59-Jährige möchte nie woanders wohnen. Und wenn sie das sagt, dann strahlen ihre Augen. So sehen Menschen aus, die zufrieden sind.
Die Sache mit dem Z
Oder fast zufrieden. Wäre da nicht die Sache mit dem Z und dem S. Eine historische Angelegenheit. Als im Jahre 1635 die Waischenfelder die Burg Rabenstein belagerten und sie teilweise zerstörten, ging auch die Schweinzmühle in Flammen auf. Später mussten sie die Waischenfelder wieder aufbauen. Die Mühle blieb dann Rabensteinisch bis zum Erlöschen des Rittergeschlechtes im Jahre 1742. In der 500 Jahre alten Geschichte der Schweinzmühle wechselten nicht nur die Besitzer, auch die Namensgebung änderte sich mehrmals.
Die Mahl- und Schneidemühle aus dem Jahr 1509 wird in einer Urkunde aus dem Jahre 1520 unter ihrem ersten Besitzer Hans Mulner „Sweynczmüll“ genannt, die nächste Erwähnung 1536 mit „Schweiniczmul“ und knapp ein Jahr später schreibt man noch „Schweintzmule“. Fast eineinhalb Jahrhunderte später heißt die Ortsbezeichnung bei Geburtseintragungen „Müller auf der Schweinitz“, irgendwann Schweinzmühle. Es ist im Nachhinein nicht nachvollziehbar, warum im bayerischen Ortsnamenverzeichnis von 1904 die „s“-Schreibung erscheint, die bis heute auf den Karten, mittlerweile auch bei Google Maps, Bestand hat. Auch deshalb nicht, weil die Ämter und Behörden fast ohne Ausnahme auch nach 1904 die Mühle in der herkömmlichen Schreibweise, also mit „z“ schreiben.
Petition
„Ich habe den Landrat auf meiner Seite“, sagt Claudia Leibinger. Der schreibt alle Briefe zur Schweinzmühle mit „z“. „Ich werde eine Petition an den Landtag richten“, sagt die 59-Jährige. Damit die Aufschrift auf dem großen grünen Schild vor der Haustür wieder so geschrieben wird, wie auf dem kleinen an der Bushaltestelle zwei Meter weiter.
Also doch ganz schön was los in der Einöde, deren Geschichte mit A anfängt und nur mit einem Buchstaben enden kann: dem Z.