Bürgermeister Karlheinz Escher möchte mit den Geschäften der Gemeinde ein Netz von Notinseln aufbauen Schutz und Hilfe für Kinder in Not

Von Klaus Trenz
In Geschäften mit dem Aufkleber „Notinsel“ finden Kinder Schutz – wie hier in Pegnitz. Dort haben sich 60 Geschäfte an der Aktion beteiligt. Foto: Klaus Trenz Foto: red

In Plech soll es künftig sogenannte Notinseln geben, wenn Bürgermeister Karlheinz Escher mit seiner Idee überzeugen kann. „Wo wir sind, bist Du sicher“, mit diesem Satz signalisieren Geschäfte oder öffentliche Einrichtungen, die ein Notinsel-Zeichen an ihrer Tür anbringen, Kindern, dass sie hier Schutz und Hilfe finden. Kinder können dort Schutz suchen, wenn sie sich einer bedrohlichen Situation ausgesetzt fühlen.

 
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Escher wird die Idee, die er von der Bürgermeisterbesprechung im Landratsamt mitgebracht hat, zunächst am Montag dem Marktgemeinderat vorlegen und wenn dieser sein Einverständnis gibt, auf Geschäftsinhaber in Plech zugehen: „Wir wollen einen Anschub geben“, sagt Escher. Einen Anschub dafür, sich an dieser bundesweiten Aktion zu beteiligen.

In erster Linie sind die Notinseln dafür da, Kindern Hilfe und Schutz zu bieten, wenn sie sich sexuell belästigt fühlen, wenn sie plötzlich von Fremden angesprochen werden oder meinen, dass sie verfolgt werden. Aber nicht nur das. Ein Kind hat sich womöglich verletzt, will einer Rauferei aus dem Weg gehen, hat sein Busgeld verloren, sich verlaufen, der Akku des Handys ist leer und es kann seine Eltern nicht anrufen oder es muss nur Mal dringend auf die Toilette.

„Es ist immer gut, wenn man eine Anlaufstelle hat, wo sich jemand um einen kümmert“, sagt Marktgemeinderätin Iris Raps: „Ich halte die Idee für sehr sinnvoll, weil die Geschäfte sowieso offen haben.“ Darüber hinaus ist die Aktion kostenlos und auch teilnehmende Geschäfte hätten keine Aufwendungen, weil es keine Schulungen braucht. Es gehe nur darum, Kindern Schutz zu gewähren.

Das Projekt Notinsel wurde 2002 von der Stiftung „Hänsel und Gretel“ mit Sitz in Karlsruhe ins Leben gerufen. Die Stiftung initiiert und fördert seit 1997 Kinderschutzprojekte, die dem mittelbaren und unmittelbaren Schutz von Kindern vor Gewalt und Missbrauch dienen. Laut der Stiftung braucht man einen sogenannten Standortpartner. Das heißt, dass die Umsetzung des Projekts ein städtischer oder gemeinnütziger Träger übernehmen muss.

Zudem müssen die Geschäfte noch einige Voraussetzungen erfüllen, um am Projekt teilnehmen zu können. So müssen die Geschäftsräume im Erdgeschoss liegen und von der Straße aus gut sichtbar sein. Die Tür darf während der Öffnungszeiten nicht verschlossen und ohne Klingeln zu öffnen sein. Gewünscht werden dazu noch regelmäßige Öffnungszeiten – Geschäfte, die nur zwei- bis dreimal wöchentlich geöffnet haben, sind nicht geeignet. Darüber hinaus sollen die Teilnehmer keinen anonymen Geschäftsraum haben, damit ein Hilfe suchendes Kind direkt einen Ansprechpartner antreffen kann.

Eine weitere wichtige Voraussetzung ist, dass das Projekt vor allem im Sinne eines Netzwerkgedankens bereits in der Region existiert. Diese Voraussetzung ist erfüllt. Mitte 2015 haben sich in Pegnitz über 60 Geschäfte dem Projekt angeschlossen. Auch in Bayreuth und in Speichersdorf bestehen solche Netzwerk an Notinseln.

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