Ob’s hilft bei der Frage des Standortes? Mehlmeiseler Schule strahlt weniger als Fichtelberger

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 Foto: red

Die Schule in Mehlmeisel hat eine deutlich geringere Radon-Belastung als die in Fichtelberg. Eine Kurzzeit-Messung zeigte jetzt Werte zwischen 80 und 120 Becquerel pro Kubikmeter (Bq/m³) – in Fichtelberg liegen die Werte teilweise über dem Zehnfachen. Ein Vorteil, der auch beim Streit, in welchem der beiden Orte künftig noch eine Grundschule steht, eine Rolle spielen wird.

 
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Laut einem Gutachten reichen die Schülerzahlen für zwei Schulen noch bis ins Jahr 2017. Aber welche der beiden Schulen wird bleiben, die in Fichtelberg oder die in Mehlmeisel? Darüber schwelt seit längerem ein Streit.

Genau dieser war es, weswegen Bürgermeister José-Ricardo Castro Riemenschneider (CSF) in den Winterferien die Radon-Werte seiner 100 Jahren alten Fichtelberger Schule messen ließ. Im Altbau kletterten die Meßgeräte im Keller auf über 5000 Bq/m³, selbst im Neubau gab es Spitzenwerte von fast 900.

Eltern protestieren

Diese Werte machten manchen Eltern Sorgen. Als Zeichen ihres Protestes brachten einige ihre Kinder für einen Tag lang in die Schule nach Mehlmeisel. Adolf Kaufman, Initiator des Protestes, forderte die Fichtelberger Schule zu sanieren. Oder die Kinder gleich in die Schule nach Mehlmeisel zu schicken. „Mir ist es wurscht, ob mein Kind in Fichtelberg oder Mehlmeisel in die Schule geht. Hauptsache es geht in der Heimat in die Schule."

Mehlmeisels Bürgermeister Günter Pöllmann (CSU) hält die Türen offen: „Wir haben ein Gebäude mit sechs Räumen, die wir kurzfristig herrichten können", sagt er. Mit den besseren Werten im Rücken könnte er munter in die Diskussion um einen zukünftigen Schulstandort gehen. „Das wird im weiteren Weg sicherlich sein." Diplomatisch aber gibt er als „vordergründiges Ziel" aus, in Fichtelberg Bedingungen herzustellen, „die jede Gefährdung für Kinder und Lehrer ausschließen".

Gesundheitsamt verweist auf Statistik

Genau darum aber streiten sich Eltern und Gesundheitsamt. Denn Eltern machen sich große Sorgen, Klaus von Stetten aber verweist auf die Statistik. „Das ist eine Frage der Risikobewertung", sagt der Chef des Gesundheitsamtes in Bayreuth. Er selbst würde seine Kinder übrigens weiter auf die Fichtelberger Schule schicken. Dass die Eltern dort „aufgeschreckt" seien, könne er verstehen. Aber es gebe kein erhöhtes Risiko, weswegen die Kinder von heute auf morgen der Schule fernbleiben müssten.

Allerdings räumte von Stetten ein, dass die Höhe der Werte überraschend gewesen seien. Deshalb habe er der Gemeinde mitgeteilt, was sie „als erste Maßnahmen" zu tun habe. Dies sei erledigt: Im Kellerboden wurden Bohrlöcher dicht gemacht, die Kellerfenster wurden entrümpelt und gekippt, die Lüftungsschlitze in den Türen, die das Radon ins Erdgeschoß ableiteten, wurden abgedichtet, in zwei Räumen gas-undurchlässiger Boden gelegt.

Reichen die Maßnahmen?

Reicht das? Tatsächlich hatte das Fichtelberger Gutachten, das dem Kurier vorliegt, mehr Maßnahmen vorgeschlagen. Weil mit den Werten nicht zu spaßen ist? „Das sind Werte, die einfache Sanierungsmaßnahmen notwendig machen", sagte Gutachter Gert Pedall aus Bayreuth auf die Frage des Kuriers. Er hatte vorgeschlagen, als Sofortmaßnahme „mechanische Zuluftführungen" in die Klassenräume einzubauen. Und er hatte empfohlen zu überprüfen, ob Granitsand unter den alten Böden liegt. Denn dorther könnte auch Radon entströmen. Außerdem rät er der Gemeinde, in der Bausubstanz nach weiteren Quellen zu suchen.

Pedall weiß, dass die Fichtelberger Schule von „Qualitätswerten" weit entfernt sei. Das könnte eine viel längere, aussagekräftigere Messung im Sommer bringen. Und ja, er würde seine Kinder dort in die Schule schicken. Wegen der begrenzten Zeit, der sie der Strahlung ausgesetzt seien. Aber das sei nicht übertragbar.

Info-Veranstaltung

Am Mittwoch, 5. Juni, findet um 19.30 Uhr in der Turnhalle in Fichtelberg ein Informations-Abend zum Thema Radon in der Schule statt. Mit dabei sind Klaus von Stetten und eine Vertreterin des Landesamtes für Umweltschutz aus Augsburg.


Joachim Kemski, ein Sachverständiger für Radon aus Bonn, hat sich das Radon-Gutachten der Fichtelberger Schule für den Kurier angesehen.

  • Werte: Bis zu 5000 Bq/m³ sind im Keller gemessen. Dort seien keine Kinder, die Lehrer höchstens kurzzeitig. Aber auch bei Werten über 1000 in den Räumen, in denen Kinder sind, gebe es keine Vorgaben, nur Empfehlungen. „Aber vor der nächsten Heizperiode sollte man was machen."
  • Gesundheit: „Wir reden über Lungenkrebs." Es dauere sehr lange, bis man das bekomme, die Inkubationszeit dauere einige Jahre. Es kommt auf den Tag nicht an. Würde er seine Kinder in diese Schule schicken? „Wahrscheinlich nicht."
  • Regeln: Die EU überarbeitet sämtliche Strahlenschutz-Regelungen. Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres verabschiedet. Für Radon sei ein Wert von 300 Bc/m³ für alle Gebäude vorgesehen. Diese EU-Richtlinie müsse dann in nationales Recht umgesetzt werden.
  • Schutz: Die Strahlenschutzverordnung greift nur für einige wenige Arbeitsbereiche: Untertage-Bergwerke, Schauhöhlen, Wasserwerke mit allen ihren Liegenschaften, auch Radon-Bäder. Nicht aber für Lehrer oder Schüler.

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