Munitionsschrott vom Truppenübungsplatz geklaut Schrott-Diebe müssen hinter Gitter

Von Pascal Durain
 Foto: red

Ein 66-jähriger Schrotthändler und ein ebenfalls 66-jähriger Schlosser sollen viele Tonnen Munitionsschrott in nächtlichen Aktionen vom Truppenübungsplatz Grafenwöhr gestohlen haben. Der erste Prozess platzte - erstmal. Doch nun kommen die Rentner nicht mehr um eine Haftstrafe herum.

 
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Der erste Prozess platzte auf den letzten Metern, die beiden Rentner aus Weiden waren bereits geständig, die Prozessbeteiligten einigten sich auf eine Strafe. Doch ein Urteil fiel am 12. Juni vor dem Landgericht Weiden nicht: Eine Schöffin nickte während der Verhandlung immer wieder ein. Die Frau stand unter dem Einfluss von Medikamenten, weil sie zuvor schwer erkrankt war. Die Verhandlung musste von vorn beginnen: Am Montag ging nach Meldung der Mittelbayerischen Zeitung der Prozess um den Diebstahl von mehr als 100 Tonnen Munitionsschrott vom Truppenübungsplatz Grafenwöhr in eine neue Runde.

Das Gericht klärte zunächst die Eigentumsverhältnisse des wertvollen Schrottes auf, also ob die US-Army ihren Müll aus der „Impact Area“ selbst verwerten wollte. Das bestätigte ein Zeuge dem Gericht. Laut Landgerichtssprecher Markus Fillinger kam es danach zum „Deal“, bei dem man sich auf den selben Strafrahmen einigte wie bereits im Juni. Die Angeklagten wurden wegen Diebstahls in 34 Fällen, versuchter Nötigung und versuchter gefährlicher Körperverletzung in je zwei Fällen schuldig gesprochen. Der Angeklagte, der bereits wegen eines ähnlichen Delikts verurteilt wurde, erhielt eine Freiheitsstrafe von vier Jahren und sechs Monaten. Sein Komplize muss drei Jahre hinter Gitter..

Nächtliche Verfolgungsjagd, fliegende Granaten

Der 66-jährige Schrotthändler und ein 66-jähriger Schlosser sollen viele Tonnen Munitionsschrott in nächtlichen Aktionen vom Truppenübungsplatz Grafenwöhr gestohlen haben. Transportwege in die kaum befahrbare Sicherheitszone hatten sie eigens dafür präpariert. Dutzende Male sollen sie in die abgesperrte „Impact-Area“ gefahren sein, um dort Eisen- und Aluminiumschrott abzutransportieren. Das Diebesgut hätten sie an verschiedene Schrotthändler verkauft – und so mehr als 30.000 Euro hätten so verdient.

Die Polizei kam den Männern allerdings auf die Schliche. Als sie die Täter Ende September 2013 auf frischer Tat überführen wollte, kam es jedoch zu einer filmreifen, 45-minütigen Verfolgungsjagd. Während dieser Hatz warfen die beiden Männer immer wieder neun Kilo schwere Übungsgranaten aus ihrem Auto auf ihre Verfolger, die Fahrt endete später in einem Graben. Der Fahrer wurde noch vor Ort verhaftet, der andere Mann konnte flüchten, stellte sich aber Stunden später. In den Wohnungen der Männer stellten die Ermittler daraufhin weiteres Beweismaterial sicher – unter anderem Maschinen für die Zerlegung der Übungsgeschosse, etwa drei Dutzend Schusswaffen und mehrere zehntausend Schuss Munition. Während ein Täter nach einer kurzen Untersuchungshaft wieder entlassen wurde, saß der Mittäter seit seiner Festnahme hinter Gitter. Bei ihm hatte das Amtsgericht Weiden die Bewährung widerrufen, da er bereits im Jahre 2009 in einem ähnlichen Verfahren rechtskräftig verurteilt worden war.

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