Schoerner greift in die Kasse der Grünen

Von Katja Diedler
Der Haussegen bei den oberfränkischen Grünen hängt schief. Foto: Stefan Sauer/dpa Foto: red

Christine Schoerner hat vergangene Woche ihr Amt als Vorsitzende der oberfränkischen Grünen niedergelegt. Wie sie nun zugibt, nicht nur aus gesundheitlichen Gründen. Sie hat offenbar in die Parteikasse gegriffen.

 
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Der Rücktritt Christine Schoerners von ihrem Amt als oberfränkische Bezirksvorsitzende der Grünen erscheint nur wenige Tage danach in einem neuen Licht. Die Politikerin hatte den Schritt zunächst mit gesundheitlichen Problemen begründet. Offenbar aber entsprach dies nicht der Wahrheit. Wie unsere Zeitung erfahren hat, waren Unregelmäßigkeiten in der Kasse des Kreisverbandes Hof - dem Schoerner ebenfalls vorstand - der Auslöser.

Einen fünfstelligen Betrag abgehoben

Demnach soll sie vom Konto des Kreisverbandes einen fünfstelligen Betrag abgehoben haben. Auf Nachfrage räumte die Betroffene gestern Fehler ein. Sie habe aber, erklärte sie auf die Frage, ob sie aus der Kasse unrechtmäßig Geld entnommen habe, "inzwischen alles wieder ausgeglichen und dafür auch die Verantwortung übernommen".

"Wir hatten Hinweise auf Unregelmäßigkeiten", sagte gestern Sascha Müller, der Landesschatzmeister der Partei, und bestätigte: "Ich kann bisher nur sagen, dass alles Geld, das da sein sollte, auch auf dem Konto ist." Der Partei sei kein materieller Schaden entstanden.

Bayern-Zentrale der Grünen prüft oberfränkische Bücher

Allerdings hat Müller Unterlagen des Kreisverbandes angefordert und einige davon bereits geprüft. Dabei seien ihm "Dinge aufgefallen, die auf Anhieb nicht nachvollziehbar waren". Genaueres wollte Müller nicht sagen.

Die Bayern-Zentrale der Grünen wird nun die kompletten Unterlagen des Kreisverbandes aus den letzten Jahren einer genauen Prüfung unterziehen. In die Kassenbücher für die Jahre 2016 und 2017 habe man bereits Einblick erhalten. Nun gehe es an Dokumente, die bis 2014 zurückreichen. Anschließend werde man, so Müller, die Mitglieder der Partei über das Ergebnis informieren.

Schoerner will Stadträtin in Hof bleiben

Der Schatzmeister glaubt, dass Schoerners Griff in die Kasse auf ihre gesundheitlichen Probleme zurückzuführen sei. Deshalb habe der Landesverband ihr auch geraten, sich aus der Politik zurückzuziehen.

So ganz will Christine Schoerner diesem Rat aber nicht folgen. Sie kündigte gegenüber unserer Zeitung an, ihr Mandat im Hofer Stadtrat weiter wahrnehmen zu wollen. "Das, was ich getan habe, hat mit meiner politischen Arbeit nichts zu tun", argumentiert sie.

Name von der Homepage gelöscht

Schoerner ist eine von zwei Grünen im Hofer Stadtrat. Mit ihr sitzt Klaus Schrader in diesem Gremium. Dieser kandidiert für den Wahlkreis Hof-Wunsiedel für den Bundestag.

Nach dem Rücktritt ihrer Vorsitzenden haben die Grünen Schoerners Namen von der Homepage des Bezirksverbandes gelöscht. Eine Erklärung dafür nennt die Partei nicht. An Schoerners Stelle dürfte nun Lisa Badum treten, die aus Forchheim stammende Spitzenkandidatin der oberfränkischen Grünen für den Bundestag. Zum Fall Schoerner wollte sie gestern nichts sagen.

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