Schmökern, ganz nah bei Jean Paul

Von Michael Weiser
Christine Sommer-Fiederer freut sich über Jean-Paul-Bücher, Elisabeth und Veronika Prein freuen sich darüber, dass die Bücher aus Familienbesitz eine Bleibe haben. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Artgerechte Haltung für alte Bücher: In der Rollwenzelei kann man nun in einer Gesamtausgabe von Jean Pauls Werken schmökern - gedruckt zwei Jahre nach dem Tod des Dichters. Jean Pauls "Sämmtliche Werke" sind eine Schenkung.

 
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Von Jean Paul gibt es zum Glück eine Menge Sinnsprüche, die deutlich leichter zu konsumieren sind als seine vielen Bücher, unter anderem, weil sie deutlich kürzer sind. Einer dieser Aphorismen hat mit Lesen zu tun: „Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben, über die Sterne.“ Es hat sich nun ein Kreis geschlossen: Jean Pauls Bücher sind gewandert und am vergangenen Wochenende heimgekehrt, von ihrer Wanderung über die Sterne in die gute Stube am Stadtrand von Bayreuth. Genauer: in die Rollwenzelei, das Haus, das Jean Paul (1763 bis 1825) ab 1805 auf seinen Spaziergängen regelmäßig aufsuchte, und wo ihm Friedrich und Anna Dorothea Rollwenzelein eigenes Stübchen zum Schreiben einrichteten.

Gedruckt kurz nach Jean Pauls Tod

Dort ist nun eine Gesamtausgabe von Jean Pauls Werken zu finden, die jahrzehntelang in Bücherregalen geschlummert hatte. Elisabeth Prein hatte die Bücher von ihrem Vater bekommen, der 1940 über Jean Paul promoviert hatte. Die Bücher stammen aus der ersten Gesamtausgabe von Jean Pauls Werken im Verlag G. Reimer, der sich auf die Werke von Romantikern spezialisiert hatte. Jean Pauls „sämmtliche Werke“ wurden im Jahr 1827 herausgegeben, kurz nachdem der große Dichter in Bayreuth gestorben war.

Elisabeth Prein hatte zuerst daran gedacht, die Bücher auf einer Station des Jean-Paul-Wanderweges zu deponieren. Davon wurde ihr aber abgeraten – ganz sicher zu Recht. Im Gespräch mit Christine Sommer-Fiederer von der Rollwenzelei und Kulturamtschefin Gabriele Röhler entstand die Idee, Bücher in der Rollwenzelei auszustellen. Christine Sommer-Fiederer genoss das Gefühl, „in diesen alten Büchern zu blättern, gedruckt kurz nach seinem Tod“. Nun sagte Jean Paul zwar auch, dass er sich nicht erinnern könne, „einen einzigen Gedanken in der Stube gefasst zu haben“. Aber niedergeschrieben hat er sie dort, seine Gedanken.

„Bücher sind nur dickere Briefe an Freunde.“ Das ha er auch mal gesagt. Seine dicken Briefe sind nun zurückgekehrt. Nicht, weil da jemand unbekannt verzogen wäre. Sondern weil sie ihre Adressaten nun am besten am Ort ihres Entstehens erreichen.