Scharfe Kritik am Theatersommer

Von Thorsten Gütling
Undankbar und verantwortungslos nennen Hollfelder Stadträte und der Kulturbeauftragte der Stadt den Intendanten des Fränkischen Theatersommers, Jan Burdinski. Archivfoto: Ronald Wittek Foto: red

Dass der Fränkische Theatersommer voraussichtlich 2018 seine Zelte in Hollfeld abreißt und nach Forchheim zieht, trifft die Hollfelder völlig unerwartet. Insofern sieht man das in der Heimat der Landesbühne etwas anders, als Intendant Jan Burdinski, der sagt: „Wir stehen mit Hollfeld im besten Frieden und Einvernehmen“. Dass die Kritik derart drastisch ausfällt, überrascht dann aber doch.

 
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Michael Staudt ...

... ist der Kulturbeauftragte der Stadt Hollfeld und der einzige Vertreter der Stadt im erweiterten Vorstand des Theatersommers. Und Staudt spricht von einer „Watsch'n für die Stadt“, nennt den Theatersommer undankbar und sagt, dass der seinem moralischen Anspruch nicht gerecht werde. Zuvor hatte der Theatersommer zugegeben, mit der Stadt Forchheim über einen Umzug des Landestheaters zu verhandeln. Staudt ärgert das. Schließlich hätten die Hollfelder Bürger die Bühne über Steuermittel mitfinanziert. Insgesamt 250 000 Euro habe es sich die Stadt vor rund 15 Jahren kosten lassen den St. Gangolf zu sanieren. Und Staudt sagt: „Die Gangolfbühne war ein wesentlicher Anlass dafür.“ Daraus sei später der Theatersommer entstanden und bereits die Namensänderung habe dazu geführt, dass sich die Hollfelder mit der Bühne nicht mehr identifizierten. Dabei, sagt Staudt, habe sich die Stadt krumm gemacht für den Theatersommer. Nicht zuletzt habe die Landesbühne für Miete, Wasser und Strom bis heute keinen Cent bezahlt. Der Kulturbeauftragte fürchtet jetzt, dass das von Burdinski für das nächste Jahr geplante Theaterspektakel zum 1000. Geburtstag der Stadt ins Wasser fällt. Der Theatersommer braucht dafür über 100 Komparsen und Staudt fürchtet, dass sich die in Hollfeld jetzt nicht mehr finden ließen.

Michael Schatz (CSU)...

... zweifelt noch. Er sagt: „Ich glaube das noch nicht. Die wollen nur auf die Pauke hauen. Wahrscheinlich geht es nur ums Geld.“ Wie der Sprecher der CSU-Fraktion auf diese Idee kommt? Weil Hollfeld das Theater immer unterstützt hatte und zuletzt sogar Pläne im Raum standen, wonach die Landesbühne in Hollfeld ein neues Quartier beziehen wollte. Schatz sagt aber auch: „Neben Freibad und Musikschule ist der Theatersommer ist eines von vielen Aushängeschildern der Stadt, aber wir können uns nicht mehr alles leisten.“ Vergleichen mit den Kosten für die anderen beiden Institutionen, seien die Zuschüsse an die Bühne aber als Peanuts zu bezeichnen. Und dann findet der CSU-Vorsitzende noch drastische Worte: „Ein Wegzug wäre ganz schlechte Werbung für die Stadt, aber der Karren fährt schon seit zwei Jahren in den Dreck.“ Gemeint sind die zwei Jahre, seit denen Hollfeld aufgrund hoher Schulden einen strikten Sparkurs fahren muss.

Manfred Neumeister (Grüne) ...

... sieht das ähnlich: Von den Plänen des Theatersommers sei er überrascht worden. „Wir hatten das überhaupt nicht auf dem Schirm“, sagt Neumeister. Und auch er vermutet ein „Pokerspiel“ des Intendanten Jan Burdinski. Die Stadt habe der Landesbühne Büroräume im alten Rathaus und Lagerräume in der Stadthalle kostenlos zur Verfügung gestellt. „Wenn der Theatersommer jetzt abzieht, dann liegt der Schwarze Peter nicht bei der Stadt, sondern bei Burdinski“, sagt Neumeister. Denn als Stabilisierungsgemeinde könne die Stadt Hollfeld keine weitere Unterstützung leisten. Neumeister sagt: Eher müsste der Theatersommer schauen, ob er nicht irgendwo abspecken könnte.“

Gerhard Thiem (Bürgerforum) ...

... ist bekannt für deutliche Worte. Dass der Theatersommer der Stadt den Rücken zudreht, bedauere er nicht. Seit aus der Gangolfbühne eine Landesbühne geworden sei, habe sie sich immer mehr von den Hollfeldern entfernt. „Mit der Identifikation ist es schon lange vorbei“, sagt Thiem. Doch damit nicht genug der Kritik: Der Theatersommer habe es nicht verstanden ein Programm auf die Bühne zu bringen, das die Hollfelder auch interessiere. Thiem sagt: „Wenn ich nur vor acht bis zwölf Zuschauern spiele, muss ich mich fragen, ob es richtig ist, was ich da aufführe.“

Verständnis für den Theatersommer bringt dagegen Markus Seidler (WG Hollfeld-Land) auf. Er sagt: „Forcheim hat halt mehr zu bieten als Hollfeld. Vor allem wohl einen größeren Etat.“

Bürgermeisterin Karin Barwisch (Bürgerforum) ...

... möchte sich übrigens nicht dazu äußern. „Keine Stellungnahme“, sagt Barwisch. Nur soviel: „Der Theatersommer ist in Hollfeld geboren und wir hatten immer ein gutes Verhältnis.“ Und das solle auch so bleiben. Vor allem, weil der Theatersommer ein Spektakel zur 1000-Jahr-Feier Hollfelds im nächsten Jahr zugesagt habe.