Lage beim Marktredwitzer Teil-Unternehmen ABM ist schwierig Sanierungstarifvertrag für Greiffenberger

Von Roland Töpfer

Greiffenberger in der Krise? „Die Lage ist schwierig, aber bei weitem nicht hoffnungslos“, sagt Hermann Ransberger, Betriebsratsvorsitzender des Greiffenberger-Unternehmens ABM in Marktredwitz, auf Kurier-Nachfrage. Ein Sanierungstarifvertrag für die nächsten drei Jahre soll mithelfen, dass das größte Unternehmen der Greiffenberger-Gruppe aus dem Tief kommt.

 
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Die Greiffenberger AG, zu der neben ABM noch Eberle in Augsburg (Metallbandsägeblätter und Präzisionsbandstahl) und BKP Berolina in Velten bei Berlin (Kanalsanierungstechnologie) gehören, hatte - wie berichtet - zuletzt mit einer Mitteilung für Aufsehen gesorgt, in der sie für das Geschäftsjahr 2015 einen auf 151,7 Millionen Euro reduzierten Umsatz und einen operativen Verlust von 1,0 Millionen Euro (Ebit) bekannt gab. Zudem wurde ein hoher Berichtigungsbedarf beim Wertansatz des Unternehmensbereichs Antriebstechnik (Teilkonzern ABM) angekündigt. Dieser könne zwischen zwölf und 18 Millionen Euro liegen. Außerdem sei voraussichtlich eine vollständige Abwertung der in der Konzernbilanz aktivierten latenten Steuern in Höhe von zuletzt 6,8 Millionen Euro notwendig. Zwei Wochen zuvor hatte Greiffenberger über eine Verlängerung von Finanzierungs- und Stundungsvereinbarungen mit den Banken informiert.

ABM in "misslicher Lage"

Ransberger bestätigte im Gespräch mit dem Kurier: „Wir sind in einer misslichen Lage.“ In den letzten zwei Jahren seien die Planziele bei ABM Greiffenberger nicht erreicht worden. „Der Ölpreis tut weh.“ ABM produziert unter anderem Antriebstechnik für Pellet- und Hackschnitzelheizungen, die wegen des billigen Öls derzeit wenig gefragt sind. „Das tut verdammt weh.“ Das Geschäft liege am Boden. Andere Bereiche liefen hingegen besser. So etwa das Geschäft mit Antrieben (Motor und Getriebe) für Flurförderfahrzeuge (Stapler) oder Hallenkräne. Unterm Strich hofft Ransberger für dieses Jahr auf eine Umsatzsteigerung bei ABM. „Die Zahlen seit Anfang 2016 sind nicht schlecht.“ ABM macht mit rund 545 Beschäftigten etwa 90 Millionen Euro Umsatz.

Der Sanierungstarifvertrag gilt für die Jahre 2016, 2017 und 2018 und beinhalte eine Beschäftigungssicherung, sagt Ransberger. „Wir haben keine Kündigungen auf dem Tisch.“ Die Beschäftigtenzahl bei ABM war in den letzten Jahren rückläufig. Ausscheidende Mitarbeiter sind oft nicht ersetzt worden.

Keine Abstriche beim Monatslohn

Volker Seidel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostoberfranken, betonte auf Kurier-Anfrage, dass es bei den Monatseinkommen der ABM-Beschäftigten keine Abstriche gebe. Im Sanierungstarifvertrag seien aber Fixbeträge für Urlaubs- und Weihnachtsgeld festgelegt worden. Tariflöhne könnten mit zeitlicher Verzögerung angehoben werden. Die Beschäftigten hätten so in den letzten Jahren mehrere Millionen Euro an Kostenreduzierung eingebracht.

Rückkehr von Stefan Greiffenberger ungewiss

Wann der seit Monaten erkrankte Vorstand Stefan Greiffenberger zurückkommt, bleibt ungewiss. „Das kann ich Ihnen nicht beantworten“, sagte Ransberger. Für den 29. Juni ist in Marktredwitz die Hauptversammlung terminiert. Zuvor wird es eine außerordentliche Hauptversammlung am 24. Mai in Augsburg geben. Wir wollten von der Unternehmensleitung wissen, welche Umstände konkret zum hohen Abwertungsbedarf bei ABM geführt haben und wie sich die Abwertungen im Ergebnis niederschlagen. Die Anfrage blieb unbeantwortet.

Die Greiffenberger AG hat im November 2015 begonnen, ein umfassendes Konzept zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit sowie zur nachhaltigen Verbesserung der Ertrags- und Liquiditätssituation der Gruppe zu entwickeln. Die familiengeführte Industrieholding - die Familie Greiffenberger hält über 50 Prozent der Anteile - agiert in den Bereichen Antriebstechnik (ABM), Metallbandsägeblätter und Präzisionsbandstahl (Eberle) sowie Kanalsanierung (BKP). Seit 1986 ist das Unternehmen an der Börse notiert. Der Kurs der Aktie ist zuletzt stark eingebrochen. Mitte März stand das Papier bei drei Euro, gestern waren es noch 1,54 Euro. Der Börsenwert des Unternehmens sank auf knapp acht Millionen Euro.

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