Manche Brücken in der Region sind so marode, dass nur noch ein Abriss hilft Streusalz lässt Brücken bröckeln

Von Heike Hampl

Immer mehr Brücken in Bayern verfallen. Das Staatliche Bauamt in Bayreuth begutachtet regelmäßig die Brücken von Staats- und Bundesstraßen und vergibt Noten. Das Ergebnis: Die meisten Bauwerke sind in befriedigendem oder ausreichendem Zustand. Doch es gibt auch besonders marode Exemplare.

 
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Wo die Staatsstraße in Warmensteinach die Warme Steinach überquert, bröckelt die Brücke vor sich hin. Risse durchziehen die Wände am Bach, der Beton ist aufgeplatzt. Unter der Brücke hängen und stehen Tropfsteine aus Salz. Streusalz ist Gift für Bauwerke, die so lange stabil bleiben sollen wie Straßenbrücken.

Christoph Schultheiß ist beim Staatlichen Bauamt zuständig für die Begutachtung der Brücken. Er und seine Mitarbeiter vergeben Noten, die den Zustand der Bauwerke einordnen. Die Ingenieure untersuchen die Brücken mit bloßem Auge auf Risse und geplatzten Beton. Auch nehmen sie mit einem Bohrer Proben vom Beton, ermitteln den PH-Wert.

„Wenn Streusalz in das Material eindringt, verändert sich der Wert“, erklärt er. Das bewirkt, dass der Stahl, der sich im Beton befindet, rostet. Der Stahl dehnt sich aus, der Beton platzt auf. Die Brücke verliert ihre Tragfähigkeit. Die Tropfsteine unter der Warmensteinacher Brücke sind ein Zeichen dafür, dass die Asphaltdecke das Salz nicht vom Bauwerk abhält. Die Brücke hat die Note 3,3 bekommen. Das heißt: Sie steht nicht mehr ganz sicher, ist aber nicht einsturzgefährdet.

Die Note 4 ist die schlechteste Bewertung. Deswegen soll die Brücke in Warmensteinach in zwei Jahren abgerissen und eine neue gebaut werden. 350.000 Euro wird das wohl kosten. In schlechterem Zustand ist nur die Brücke über die Fichtelnaab in Oberlind bei Mehlmeisel. Auch sie wird abgerissen und für eine halbe Million Euro neugebaut. Das Staatliche Bauamt hat eine Prioritätenliste, die schlechtesten Brücken werden zuerst saniert.

Vor zwei Monaten hat Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) ein Sonderprogramm für die Sanierung von Brücken verkündet. Mehr als 670 Millionen Euro sollen dafür zur Verfügung stehen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat daraufhin verkündet, die dringendsten Fälle in Bayern schnell nach Berlin zu melden.

„Wir hoffen, dass das Geld in dem Sonderprogramm ausreicht, um die Brücken in der Region in einen guten Zustand zu versetzen“, sagt Schultheiß. Wie viel Geld genau das Staatliche Bauamt dafür bräuchte, ist unklar. Fest steht aber: In die 550 Brücken in den Landkreisen Hof, Bayreuth, Wunsiedel und Kulmbach, für das das Amt zuständig ist, muss in Zukunft noch viel Geld fließen.

„Der Sanierungsbedarf ergibt sich unter anderem aus dem Alter der Bauwerke“, teilt Kurt Schnabel, Leiter des Staatlichen Bauamtes, mit. Die Brücken sind zu alt. Deswegen sind sie auch dem Verkehrsaufkommen von heute nicht mehr gewachsen und verfallen noch schneller. Schwertransporter, die etwa die Rotorblätter von Windrädern in die kleinsten Dörfer bringen, tun ihr Übriges; ihre Anzahl jedenfalls steigt. Bayernweit müssen auf den Bundesstraßen acht Prozent der Brücken dringend saniert werden. Ein Viertel der Brücken muss zeitnah instand gesetzt werden.

Nicht nur die Brücken der Staats- und Bundesstraßen bröckeln. Auch viele Gemeinden in der Region kämpfen um den Erhalt der Bauwerke unter den Gemeindestraßen. Die Gemeinde Trebgast muss nach mehreren Unfällen die Brücke nach Feuln für wohl mehr als 30.000 Euro sanieren (der Kurier berichtete).

In Sophiental bei Weidenberg ist seit heute die Brücke Richtung Hammerschmiede gesperrt. Einen Monat lang dauern die Arbeiten. Würde die Brücke nicht jetzt saniert, wäre die Verkehrssicherheit gefährdet.

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