Saas bekommt Pfarrer mit Patchworkfamilie

Von Marie-Christine Fischer
Ab Sonntag ist Christoph Maser offiziell Pfarrer der Auferstehungskirche. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Im Pfarrhaus in der Saas wohnt jetzt eine Patchworkfamilie: Ab sofort teilt sich Christoph Maser (36) die Pfarrstelle der evangelisch-lutherischen Auferstehungskirche mit seiner Lebensgefährtin Julia Wappmann. Die war im Januar mit ihrer achtjährigen Tochter nach Bayreuth gekommen. Partner einer geschiedenen Frau und Stiefvater - er sei kein Pfarrer, "der mit seinem Glauben in einer Nebenwelt lebt", sagt Maser.

 
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Seit vier Wochen lebt Christoph Maser im Pfarrhaus, dem man gleich ansieht, dass hier auch wirklich gelebt wird: Die Sofakissen sind nicht aufgeschüttelt, der Boden des Kinderzimmers ist voller Spielsachen und bevor er Kaffee serviert, wischt Maser noch schnell eine Haferflocke vom Esstisch. Seit zwei Jahren sind Julia Wappmann und er ein Paar. Mit Wappmann hat er auch deren Tochter ins Herz geschlossen. Kochen, reisen und - Masers liebstes Hobby - Gesellschaftsspiele spielen, das machen sie jetzt zu dritt. Trotz aller Herausforderungen, sagt Maser, finde er das Leben mit seiner Pachworkfamilie "echt geil".

Charthit als Grundlage für Predigt

Spricht so ein Pfarrer? Ja, unbedingt! Die Botschaft seiner Kirche sei zeitlos, aber damit sie bei den Menschen ankommt, müsse man sie auch in der Sprache der Gegenwart vermitteln, sagt Maser. Er spricht in seinen Gottesdiensten deshalb auch gerne mal über einen Film oder einen Charthit.

Sie erinnern sich an das Lied "An Tagen wie diesen", das 2014 als inoffizieller WM-Song Karriere machte? "Aber kaum war die WM vorbei, wich die Euphorie einer Katerstimmung und ich fand nicht mehr zurück in dieses Wir-sind-Weltmeister-Gefühl", erzählt Maser. Für die Messe wählte er dazu Psalmworte, "die zwar nicht von der WM erzählen, aber vom Zweifel, davon, dass man nicht immer das Gefühl hat, mit seinem Glauben richtig zu liegen. Das kann man dann auch nicht heraufbeschwören, genau wie das WM-Gefühl."

Zweifel am Glauben sind erlaubt

Zweifel gesteht Maser den Mitgliedern seiner Gemeinde ganz selbstverständlich zu. "Wir leben im permanenten Zwang, unser Leben perfekt zu gestalten. Ich habe sogar schon vom gelingenden Sterben gelesen." Viele Menschen glaubten deshalb, entweder der perfekte Christ sein zu müssen - oder eben nicht zum Christ zu taugen. Sie ließen das mit der Kirche dann lieber sein, statt ihre Zweifel zu äußern. "Dabei werde selbst ich mein Leben lang an gewissen Aussagen der Bibel zweifeln."

Masers Eltern waren auch Pfarrer

An die Bayreuther gerichtet sagt er deshalb: "Kommt und stellt Fragen." Er hofft, dass allen voran die vielen jungen Eltern in der Saas dieses Angebot annehmen. Am eindringlichsten nämlich erlebe man Glaube als Kind im Elternhaus, ist Maser überzeugt. Er selbst stammt aus einer Pfarrersfamilie. Das gemeinsame Singen christlicher Lieder, die Adventsgeschichten, die Papa abends im Kerzenlicht vorlas, das habe ihn geprägt.

Seit seiner Kindheit haben sich die Zeiten geändert, dessen ist sich Maser bewusst. Zwar hat er zuletzt in zwei ländlich geprägten Stadtteilen von Nördlingen, einer Kleinstadt im Kreis Donau-Ries, gearbeitet. Doch er kennt die Klagen von Kollegen aus der Stadt, die stundenlang eine Predigt vorbereiten, um sie dann vor einer Hand voll Gläubigen vorzutragen.

Umzug nach Bayreuth ist eine Rückkehr

Dennoch sieht der gebürtige Münchner, der in seinem Leben bereits 17 mal umgezogen ist, unter anderem für das Vikariat im Bayreuther Stadtteil Altstadt, den Wechsel vom Land in die Stadt positiv. Seine letzten Wirkungsstätten, prägte ein äußerst aktives Vereinsleben, erzählt er. Sonntags im Gottesdienst traf man die selben Menschen wie schon donnerstags im Schützenheim und freitags bei der Probe des Gesangsvereins. Das dürfte in der Saas anders sein. "Hier hat die Kirche die Chance, zum Zentrum zu werden, gerade weil sie nicht eines von 30 ähnlichen Angeboten ist."

Info: Dekan Hans Peetz führt Christoph Maser am Sonntag offiziell in das Amt ein. Der Gottesdienst beginnt um 9.30 Uhr in der Auferstehungskirche. Im Anschluss wird es einen kleinen Empfang geben.

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