RWG: Gedenken an jüdische Nazi-Opfer

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Mit einer Gedanktafel macht das Richard-Wagner-Gymnasium auf Schülerinnen aufmerksam, die von den Nazis verschleppt und getötet wurden. Wolfgang Schraml und Direktorin Ursula Graf zeigen die Gedenktafel, die am Donnerstag einen Platz im Direktorats-Gang bekommen soll. Foto: Eric Waha Foto: red

In der Festschrift zum 125-jährigen Schuljubiläum fehlt das Kapitel. In der zum 100-jährigen Bestehen des Richard-Wagner-Gymnasiums (RWG) auch. Nicht aber in der aktuellen Festschrift, die zum 150-jährigen Jubiläum des Gymnasiums herausgekommen ist. Die Schule gibt dem Leben - und dem Verschwinden - ihrer jüdischen Schülerinnen in der Zeit des Nationalsozialismus und davor breiten Raum. Jetzt gibt es auch eine Gedenktafel.

 
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184 Mädchen jüdischen Glaubens haben zwischen 1867, dem Jahr der Schulgründung, und 1938 das RWG besucht, schreibt Klaus Hertel, der sich zusammen mit Wolfgang Schraml im Vorfeld des Schuljubiläums mit dem Archiv befasst und federführend an der Festschrift mitgearbeitet hat. „In den Jahren nach der Schulgründung machten die jüdischen Schülerinnen einen durchaus nennenswerten Anteil der Schülerschaft aus und hatten selbstverständlich ihren eigenen Religionsunterricht“, sagt Hertel.

Anfeindung, Verfolgung, Tod

Die Zeit des Nationalsozialismus bedeutet für viele dieser Mädchen und jungen Frauen: Anfeindung, Verfolgung, qualvoller Tod. Die Festschrift, sagt Ursula Graf, die Direktorin der Schule, am Dienstag im Gespräch mit unserer Zeitung, beleuchte die Schicksale einiger jüdischer Mädchen, „wir konnten ihre Lebensläufe nachzeichnen“, was in Zusammenarbeit mit dem Historiker Ekkehard Hübschmann gelang, der am Donnerstag auch einen Vortrag über Leben und Schicksal der Schülerinnen halten wird. Die Schule halte es für wichtig, im Rahmen des Jubiläums das dunkle Kapitel der deutschen Geschichte nicht auszuklammern. Deshalb wird es am Donnerstag eine Gedenkveranstaltung geben, in deren Verlauf eine Glasplatte enthüllt wird, auf der die Namen aller jüdischer Schülerinnen zu lesen sein werden. Die Glasplatte hat einen Platz im Gang vor dem Direktorat bekommen, wo sie am Donnerstag enthüllt werden wird.

Gedanken über das Gedenken

„Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir der Schülerinnen gedenken können“, sagt Ursula Graf. Wolfgang Schraml habe sich durch die Archive der Schule gearbeitet und habe so „eine möglichst vollständige Liste der Schülerinnen erstellen können, die bei uns waren. Und die Opfer des Nationalsozialismus geworden sind“. Die Schule funktionierte auch zu dieser Zeit wie ein Spiegel der Gesellschaft, sagt Graf auf Nachfrage: „Aus dem Archiv ist zu entnehmen, dass die Zahl der Schülerinnen jüdischen Glaubens in den 30er Jahren deutlich abnimmt.“

46 ehemalige Schülerinnen finden den Tod durch die Nazis

Es sind, sagt Wolfgang Schraml, "46 ehemalige Schülerinnen bekannt, die den Nazis in die Hände gefallen sind und ermordet wurden". Die Namen dieser 46 Schülerinnen stehen auf der Gedenktafel aus Glas. Das RWG sei als Höhere Töchterschule über Jahrzehnte Anlaufstelle "für das gehobene jüdische Bürgertum und ihre Töchter gewesen. Nicht nur aus Bayreuth, sondern aus ganz Süddeutschland kamen die Schülerinnen". Bis 1933, "bis die Katastrophe begann", wie es Schraml formuliert. Die ist für das RWG eng verknüpft mit dem Schulleiter Heinrich Knörl, der 1938 sein Amt antrat. "Begünstigt von Gauleiter Fritz Wächtler", sagt Schraml, wollte Knörl das RWG "systematisch zu einer Nazi-Schule umbauen. Er drängte alle jüdischen Schülerinnen aus der Schule heraus".

Nazi-Direktor ist 1967 Ehrengast beim Jubiläum

Wie lange die Seilschaften funktioniert haben müssen, wie lange das Weltbild nachhallte, zeigt sich auch in einem weiteren Punkt, der den ehemaligen Schulleiter betrifft: 1959 wurde Knörl wieder eingestellt, zwar nicht mehr als Schulleiter, aber als anerkannte Persönlichkeit. "Und beim 100-jährigen Bestehen der Schule war er 1967 als Ehrengast geladen", sagt Schraml.

Jüdische Gemeinde begrüßt die Auseinandersetzung mit dem Thema

Felix Gothart, der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde, sagt im Gespräch mit dem Kurier: „Ich finde das sehr gut, dass sich die Schule, dass sich die Schüler mit dem Thema auseinander setzen. Das Gymnasium Christian-Ernestinum hat sich im Rahmen seiner Jubiläumsfeierlichkeiten auch schon mit der Thematik befasst.“ Gothart sagt, er finde es wichtig, die Geschichte auch in ihren dunklen Kapiteln lebendig zu halten. „Ich fände es gut, wenn Schüler zu so wichtigen Gedenktagen wie dem 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus und dem Tag der Befreiung von Auschwitz, oder dem 9. November die Patenschaft für die Gedenkveranstaltungen übernehmen würden und die Gedenkfeiern ausgestalten würden. Gerne in Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinde.“

Info: Die Gedenkfeier in der Schule beginnt am Donnerstag um 15 Uhr in der Aula der Schule

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