Ruhestätte in Insellage

Von Stefan Linß
Friedhof mitten im Straßennetz. Foto: red Foto: red

Im November machen sich viele Besucher auf den Weg zum Melkendorfer Friedhof und besuchen die Gräber ihrer Angehörigen. Sie bringen Blumengestecke und zünden Lichter an. Nur mit der ruhigen Andacht ist es derzeit ein bisschen schwierig. An den Werktagen dröhnt der Baulärm von allen Seiten auf den Gottesacker.

 
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Ein Bagger gräbt vor der denkmalgeschützten Friedhofsmauer Löcher für neue Versorgungsleitungen in die Erde. Ringsum entstehen Brücken und Straßen. Bald wird die letzte Ruhestätte wie eine Insel mitten im Verkehrsnetz liegen.

Abgeschiedenheit ist bald Geschichte

Fast 200 Jahre ist die Mauer alt. 1822 wurde sie um die Gräber am östlichen Dorfrand errichtet. Nach dem Bau der neuen Ortsumgehung wird es mit der Abgeschiedenheit wohl vorbei sein.

Ein Kreisverkehr soll die alte Staatsstraße 2190 aus Richtung Kulmbach mit den neuen Strecken verbinden. Die Arbeiten an dem Kreisel kommen voran. Aktuell verteilen Bagger den Schotter für den Unterbau.

Arbeiten dauern noch ein Jahr

Und auch die neue Trasse aus dem Rotmaintal nimmt allmählich Formen an. Es fehlt noch die Verbindungsstraße vom Kreisverkehr in die Theodor-Heuss-Allee und das Kulmbacher Industriegebiet. Zuerst muss dort das große Brückenbauwerk fertig werden. Danach wird die gesamte Friedhofsanlage von Straßen eingeschlossen sein. Das Ausmaß des elf Millionen Euro teuren Verkehrsprojekts hat schon so manchen Friedhofsgänger überrascht. Die Erdbewegungen sind enorm. Genau ein Jahr sollen die Arbeiten noch dauern. Im November 2018 will das Staatliche Bauamt die Strecken freigeben. So lautete die letzte Zielvorgabe. Eigentlich hätte das Projekt bereits in diesem Herbst fertig werden sollen. Doch der Baugrund erwies sich als extrem feuchtigkeitsempfindlich. Jeder Regen hat die Arbeit der Baufirmen zusätzlich erschwert. Deshalb kommt es zu der Verzögerung von voraussichtlich zwölf Monaten.

Unterhalb des Friedhofs im Bereich der Theodor-Heuss-Allee laufen weiterhin die Arbeiten an der großen Geh- und Radwegunterführung. Die Betonmischer sind im Dauereinsatz.

Bester Verkehrsanschluss zum Friedhof

Vom Haupteingang des Melkendorfer Friedhofs fällt der Blick auf den Kran, der die Bauelemente für die große Brücke durch die Luft befördert. Das Bauwerk wächst allmählich in die Höhe, nachdem die Arbeiten im Untergrund abgeschlossen sind. 40 Meter lang sind die Bohrpfähle, die in der Erde die Stabilität garantieren sollen. Im kommenden Jahr wird dort die Gemeindeverbindungsstraße von Melkendorf nach Kulmbach führen.

Die Friedhofsbesucher schauen sich die Arbeiten mit Interesse an. Dass die Ruhestätte zwischen den Verkehrsachsen liegt, löst wenig Begeisterung aus. Immerhin werden die Melkendorfer entschädigt, indem sie für ihren Friedhof den wahrscheinlich besten Verkehrsanschluss im Landkreis erhalten.

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