Über vier Jahrzehnte sammelt Kurz schon. Wer hat die Passion erweckt? „Meine Mama war daran schuld. Sie hat alles über Ludwig verschlungen. Sobald ich lesen konnte, habe ich es ihr nachgetan“, erzählt er. Die wissenschaftliche Beschäftigung, so fährt er fort, habe dann bei der Bundeswehr eingesetzt. 1966 habe sein Bayreuther Kommandeur jemanden gesucht, der das beim Historischen Verein für Oberfranken lagernden Akten über das Königlich Bayerische 7. Infanterie-Regiment Prinz Leopold von Bayern und das 6. Chevaulegers-Regiment archivierte. Er habe sich gemeldet und war dem König endgültig verfallen.
Exquisite Stücke
Der Marktschorgaster ist kein Uniform-Narr. Was er sammelt, sind exquisite Stücke mit besonderer Geschichte. Das gilt zum Beispiel für die Originaluniform von Oberst Friedrich Freiherr von Krauß vom Bayreuther Chevaulegers-Regiment. Als Regiments-Kommandeur hat er im deutsch-französischen Krieg 1870/71 eine herausragende Rolle gespielt. Das Paradestück der Sammlung ist ein komplett ausgerüsteter Reiter vom 1. Kürassierregiment: Bayerisch-blauer Waffenrock, Helm, Kartuschkasten mit Bandelier, Pallasch mit Scheide, Stulpenhandschuhe – für Militaria-Liebhaber ein Augenschmaus. Der besondere Clou liegt aber woanders. Der Kürassier hat 1886 mit seinem Regiment die Urne mit dem Herzen Ludwigs II. von München zur Gnadenkapelle von Altötting begleitet.
Eine besondere Uniform hängt stets griffbereit auf dem Garderobenständer: die des Hauptmanns Alfred von Dürckheim. In sie schlüpft Kurz bei seinen Vorträgen. Der Graf war der letzte Flügeladjutant Ludwigs vor seinem mysteriösen Tod am 13. Juni 1886 im Starnberger See.
Die meisten Schaustücke sind gänzlich unmilitaristisch. Ein Highlight ist das originale Altartuch aus der Königskapelle im Schlosspark Berg am Starnberger See. Ludwig hat sich hier häufig Privatmessen lesen lassen. Vor dem Altar stand sein Betschemel. Das handbestickte Leintuch ist eine Kostbarkeit.
Nächtliche Schlittenpartie
Bezaubernd ist ein selbstgestaltetes Zinnfiguren-Diorama. Es zeigt eine nächtliche Schlittenpartie Ludwigs von Hohenschwangau nach Schloss Linderhof. Der König sitzt mit fellbesetztem Mantel in seinem vergoldeten Puttenschlitten. Das Galion ist mit den königlichen Insignien Schwert, Zepter, Reichsapfel verziert, darüber eine gläserne Krone. Sie taucht die Dunkelheit in gleißendes Licht. Das Modell folgt dem berühmten Gemälde von Richard Wenig, der im Bild eine technische Sensation festhält: das erste elektrisch beleuchtete Fahrzeug der Welt, ausgedacht durch den bayerischen König.
Betritt man das Raritätenkabinett, kann man sehen, wie der „Kini“ verklärt, vermarktet und verkitscht wird: Ludwig als Deko-Figur, als Gips-Büste, als Schwanenritter Lohengrin. Ludwigs-Motive auf Kaffeetassen, Ziertellern, Schnupftabaksdosen, Parfümflakons und Kissenbezügen. Bierkrüge mit Neuschwanstein- und Schloss Linderhof-Motiven. Auch das „Königliche Pfefferminz“, „König Ludwig Seife“ und Echter König Ludwig Feigen Kaffee“ gibt es zu bestaunen.
Wer die Schätze betrachten will, ist herzlich eingeladen. Wie alle Mitglieder des in Schwangau heimischen Vereins „Freunde König Ludwig II.“ stellt auch Kurz sein Archiv für Ausstellungen zur Verfügung.